Nun können also auch all diejenigen mitreden, die ein iPhone nutzen: Der Chatdienst Whatsapp hat seine App auch für die Smartphones aus dem Hause Apple aufgefrischt - und ermöglicht darin Telefonate. Die Funktion namens Whatsapp Call wird in den nächsten Wochen nach und nach freigeschaltet. Seit einigen Wochen bereits steckt die Telefonfunktion in den Apps, die für Smartphones mit Googles Betriebssystem Android entwickelt wurden - etwa für Geräte aus dem Hause Samsung, LG oder HTC. Antworten zu den wichtigsten Fragen des neuen Dienstes.
Wen erreicht man per Whatsapp?
Während Mobilfunkanbieter wie Telekom, Vodafone oder Telefónica auch Anrufe in die Netze eines anderen Anbieters durchstellen, ist Whatsapp ein eigenes Universum. Das heißt: Auch angerufen werden kann über Whatsapp Call nur, wer sich bei dem Chatdienst angemeldet hat. Immerhin, das sind nicht gerade wenige Menschen: Whatsapp hat mehr als 800 Millionen Mitglieder weltweit. Und das Tempo, mit dem der erst vor sechs Jahren gegründete Dienst an Popularität gewinnt, ist weiterhin hoch: Etwa alle vier Monate kommen 100 Millionen neuer Mitglieder dazu.
Wann ist es sinnvoll, per Whatsapp zu telefonieren?
Wer telefonieren will, muss die App, über die ohnehin vor allem junge Menschen ständig Textnachrichten, Smileys und Fotos verschicken, nicht mehr verlassen. Das ist bequem. Entscheidender dürfte für viele sein: Bei solch einem Anrufen fallen keine Gebühren an. Sogar im Ausland kann man so kostenlos telefonieren. Es braucht dazu allerdings eine Internetverbindung, etwa über das Wlan im Hotel.
Und wann eher nicht?
Wer eine Flatrate hat, kann innerhalb von Deutschland ohnehin kostenlos Gespräche führen - und zwar auch mit all den Menschen, die nicht bei Whatsapp angemeldet sind. Zudem will die EU-Kommission bis Jahresende auch Roaminggebühren abschaffen: Telefonieren darf dann im europäischen Ausland nicht teurer sein als zu Hause. Außerdem steht Whatsapp immer wieder wegen seiner Sicherheitslücken in der Kritik.
Ist der Anruf per Whatsapp wirklich kostenlos?
Nur, wenn man mit seinem Smartphone auf ein kostenloses Funknetz zugreifen kann, wie es Hotels, Flughäfen, Restaurants, aber auch manche Städte in Parkanlagen anbieten. Wer hingegen sein Datenvolumen anzapft, das in vielen Mobilfunkverträgen begrenzt ist, muss damit rechnen, am Ende des Monats draufzuzahlen. Bei Internettelefondiensten wie Whatsapp Call fällt etwa ein Megabit pro Minute an Daten an. Wer sich so lange ein Video bei Youtube ansieht, verbraucht etwa dreimal so viel. Wer einmal eine Karte bei Google Maps aufruft, etwa ein Zehntel.
Wie gut ist die Verbindung?
Die Sprachqualität bei Whatsapp Call ist gut, aber in der Regel schlechter als bei herkömmlichen Telefongesprächen, wo die Stimme klarer beim Gegenüber ankommt. Ob das Gespräch bei Whatsapp ins Ruckeln gerät, hängt davon ab, wie gut die Internetverbindung ist. Zeigt das Smartphone ein E, was für Edge und damit für einen der Mobilfunkstandards mit der geringsten Übertragungsgeschwindigkeit steht, kommen nur noch Wortfetzen durch. Ähnlich kann es einem auch in einem Hotel ergehen, wenn auf das dortige Wlan viele Menschen zugreifen.
Welche Alternativen gibt es?
Diverse Dienste bieten bereits die Möglichkeit, über die Apps zu telefonieren. Darunter sind etwa der Pionier Skype sowie Viber, von wo aus man auch Festnetz- und Handynummern in aller Welt anrufen kann - wenn auch nicht kostenlos. Google hat einen eigenen Internettelefondienst namens Hangout, der auf Smartphones, die von Android angetrieben werden, bereits vorinstalliert ist. Und für Geräte von Apple gibt es das Pendant Facetime.
Manche Mobilfunkanbieter verbieten die internetbasierten Telefondienste. Zu Recht?
Schätzungen zufolge gehen der gesamten Telekommunikationsbranche durch Chat- und Telefondienste wie Whatsapp zwischen 2012 und 2018 weltweit etwa 386 Milliarden Dollar verloren. Ärgerlich ist für die Konzerne vor allem, dass sie die teuren Netze bauen, aus denen die Internetfirmen die Gewinne abschöpfen - ohne sich an den Kosten für den Netzausbau zu beteiligen. Doch auch die Mobilfunkanbieter wissen, dass all die populären Apps eben auch ein wichtiges Argument sind, um die Kunden für teurere Datentarife zu gewinnen. Deshalb erlauben Telekom und Vodafone inzwischen alle internetbasierten Telefondienste. Telefónica untersagt die Nutzung zwar in manchen Verträgen, vor allem in den preisgünstigeren mit geringem Datenvolumen. Technische Sperren gibt es allerdings auch dort nicht.