Es gibt Großereignisse und es gibt Spektakel. Und es gibt: die Super Bowl. An diesem Wochenende findet in den USA das Finale um die Meisterschaft im American Football statt. Die meisten Europäer lässt das kalt, sie kennen nicht einmal die Regeln des Spiels, geschweige denn die zwei konkurrierenden Teams, die Denver Broncos und die Seattle Seahawks. Die Amerikaner aber sind im Ausnahmezustand: Für sie ist es das wichtigste Sportereignis des Jahres.
Es ist mehr als ein Spektakel, es ist ein hypermegagigantomanisches Superding. 30 Millionen Stück Pizza sollen während des Spiels verdrückt werden, wollen die Statistiker herausgefunden haben, und die Zusteller, die diese Pizza bringen, werden von ihrer aufgekratzten Kundschaft statt der üblichen zwei Dollar bis zu 20 Dollar Trinkgeld bekommen. Krise? Pah! Nicht in den USA am Tag der Super Bowl.
Aber nicht nur die Amerikaner kennen kein Halten, auch die großen Konzerne schwingen sich zu Höchstleistungen auf. Denn natürlich ist die Super Bowl nicht einfach nur ein Sportereignis. Es ist auch der Tag, an dem die teuersten Werbespots des Jahres ausgestrahlt werden. Vier Millionen Dollar kostet ein 30-Sekünder in den Spielunterbrechungen - und das ist nur ein Bruchteil des Budgets, den die Firmen in ihren Auftritt tatsächlich investieren.
Schwarzenegger mit Zottelmähne
Auch bei der Produktion der Spots wird richtig geklotzt. Da müssen die besten Werbeagenturen ran, die teuersten Regisseure und die neuesten Spezialeffekte. Vor allem aber werden Stars eingekauft, richtig teure Stars. Der britische Oscar-Preisträger Ben Kingsley zum Beispiel, der das Testimonial für den Autohersteller Jaguar gibt.
Oder Arnold Schwarzenegger: Der Ex-Bodybuilder, Ex-Politiker und Ex-Ex-Schauspieler macht sich in diesem Jahr für die Biermarke Budweiser zum Deppen. Mit Stirnband, Zottelmähne und Achtziger-Jahre-Sportoutfit gibt Schwarzenegger einen ziemlich schrägen Kerl ab. Was genau er dann in dem Spot macht, wird man erst bei der Premiere am Sonntag sehen - bislang stellte Budweiser nur sogenannte Teaser ins Netz, also Ankündigungen, die auf den eigentlichen Werbefilm neugierig machen sollen. Im konkreten Fall: Arnie bei Aufwärmübungen. Man kommt nicht umhin zu bemerken, dass das Sportjäckchen recht knapp geschnitten ist.
Ein Spektakel braucht aber immer auch einen richtigen Skandal, und das hat in diesem Jahr die Schauspielerin Scarlett Johansson erledigt. Sie ließ sich vom israelischen Sprudelmaschinenhersteller Sodastream engagieren. Im dazugehörigen Werbefilm erklärt sie zunächst, wie viel umweltfreundlicher es doch sei, Sodawasser zu Hause selbst herzustellen, statt Unmengen an Limonade in Plastikflaschen zu kaufen. Und besser für die Figur wäre das auch!
Allerdings, und da wird die Sache delikat, schließt Johansson mit einer direkten Botschaft an die Sodastream-Konkurrenz: "Sorry, Coke und Pepsi!", haucht sie da. Dem übertragenden Sender Fox gefiel dieser Angriff auf seine langjährigen Super-Bowl-Werbekunden Coca-Cola und Pepsi gar nicht - der Sender schmiss Sodastream mitsamt der schönen Scarlett kurzerhand aus dem Werbeprogramm. Pardauz!
Gelohnt hat sich die Sache für Sodastream aber allemal: Der missliebige Spot wurde bis Freitagnachmittag allein beim Internetportal Youtube mehr als 6,6 Millionen Mal angesehen. Damit ist Sodastream schon jetzt ein der großen Gewinner des diesjährigen Rennens um den besten Superbowl-Spot - und das ohne Ausstrahlung im Fernsehen.