Werbefigur Bob Marley:Ab in den Rausch!

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Bob Marley soll Werbefigur für Marihuana werden. (Foto: REUTERS)

"Das Kraut ist die Heilung einer Nation, Alkohol ist die Zerstörung": Als Anhänger der Rastafari-Religion feierte Bob Marley einst Marihuana. Nun soll er posthum zum Werbeträger werden.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Bob Marley ist ein Heiliger, das muss an dieser Stelle einfach mal gesagt werden. Wenn dieser Mann nicht gerade völlig entspannt auf einer Wolke im Himmel sitzt, dann hat wohl auch der Rest der Menschheit nur geringe Chancen auf Erlösung. Er sagte Sätze wie: "Die Größe eines Mannes liegt nicht darin, wie viel Vermögen er anhäuft, sondern in seiner Integrität und der Fähigkeit, die Menschen um ihn herum positiv zu beeinflussen."

Unwahrscheinlich also, dass dieser Bob Marley für schnöden Mammon ein Produkt bewerben würde, von dem er nicht völlig überzeugt ist. Prominente betonen bei einem Werbevertrag zwar stets, dass sie ihn keineswegs wegen zusätzlicher Einnahmen abschließen, sondern wegen der Einzigartigkeit des Produkts. Aber letztlich, seien wir mal ehrlich, geht es doch ums Geld. Bei Marley wäre das wahrscheinlich anders gewesen. Er war sehr von einem Produkt überzeugt: Marihuana.

Als Anhänger der Rastafari-Religion setzte er sich für die Legalisierung ein und sagte: "Das Kraut ist die Heilung einer Nation, Alkohol ist die Zerstörung." Was also würde besser passen als Bob Marley, der Marihuana-Mann?

Das haben sich offenbar auch seine Nachkommen gedacht. Sie sind mit dem Unternehmen Privateer eine lukrative Kooperation eingegangen: Ende kommenden Jahres soll die Produktlinie "Marley Natural" weltweit mit Cremes und Accesoires wie Pfeifen auf den Markt kommen. Auch jene Pflanzen werden verkauft, die Marley einst genossen hat - selbstverständlich nur dort, wo es gesetzlich erlaubt ist.

"Starbucks für Marihuana"

Marleys Frau Rita schwärmt: "Er ist glücklich, weil wir davon immer geträumt haben" und auch Privateer-Chef Brendan Kennedy sieht sich als Verwalter von Marleys Erbe: "So sieht das Ende der Prohibition aus. Bob Marley hat sich vor mehr als 50 Jahren für die Legalisierung eingesetzt. Wir werden ihm dabei helfen, diesen Kampf zu beenden." Für die Werbekampagne hat das Unternehmen jene Agentur verpflichtet, die die Kaffeehauskette Starbucks global bekannt gemacht hat. Laut Kennedy soll Marley Natural deswegen auch das "Starbucks für Marihuana" werden.

Kennedy weiß natürlich, dass er da in einen Markt investiert, der derart schnell wächst, dass bisweilen vom "Grünrausch" gesprochen wird. In diesem Jahr sollen die Einnahmen aus legalem Marihuana in den USA bei 2,6 Milliarden Dollar liegen, die illegalen Erlöse betragen je nach Schätzung etwa 50 Milliarden. Zahlreiche Bundesstaaten haben Marihuana mittlerweile zu medizinischen Zwecken legalisiert, kürzlich stimmten Alaska, Oregon und Washington DC auch für eine Freigabe als Genussmittel - wie zuvor bereits Colorado und Washington.

Finanzielle Details zum Deal sind zwar noch nicht veröffentlicht, aber günstig haben sich die Marley-Erben wohl nicht abgespeisen lassen: Derzeit liegt Marley laut Forbes mit 20 Millionen Dollar pro Jahr auf Platz fünf der Liste verstorbener Großverdiener - hinter Michael Jackson, Elvis Presley und Liz Taylor, aber vor John Lennon, Marilyn Monroe und Bruce Lee. Durch den Deal dürfte er künftig weiter nach vorne rücken. Doch darum geht es natürlich nicht - zumindest nicht offiziell.

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