Wenig Angebot:Nischenprodukt Leibrente

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Die Stiftung Liebenau verspricht Senioren, die ihr Haus auf Rentenbasis verkaufen, "höchsten Insolvenzschutz". (Foto: Patrick Seeger/dpa)

In Deutschland bieten nur wenig Unternehmen das Modell der Leibrente an. Und die Ziele der Anbieter sind unterschiedlich. Ein Überblick.

Von Marianne Körber

Deutsche Leibrenten Grundbesitz AG, Frankfurt:

Das Unternehmen gilt in der Branche als Marktführer und beschreibt sich selbst so: "Die Deutsche Leibrenten Grundbesitz AG ist keine Bank und keine Versicherung. Wir sind ein Immobilien-Unternehmen aus Deutschland. (...) Organisiert sind wir als Aktiengesellschaft ohne Börsennotierung. Unsere Aktivitäten werden ausschließlich aus dem Eigenkapital unserer Eigentümer finanziert und nicht über Banken." Das Stammkapital der AG beträgt 30 Millionen Euro. Haupteigentümer ist die Obotritia Capital KGaA aus Potsdam, die im Juni 2015 sämtliche Aktien der von Dirk Bergfelder gegründeten Vorgängergesellschaft 1801 Deutsche Leibrenten Immobiliengenossenschaft eG übernommen und das Management ausgetauscht hat. Bergfelder hat erneut ein Unternehmen gegründet (Bergfelder Leibrenten eG) und machte zuletzt mit dem Kaufangebot von Containern aus der P&R-Insolvenz und der Gründung einer Kryptowährung von sich reden.

Die Obotritia hält 95 Prozent an der Deutschen Leibrenten Grundbesitz AG und gehört dem in der Branche bekannten Unternehmer Ralf Elgeti, bis 2014 Chef der TAG Immobilien AG, die er zu einem der größten börsennotierten Wohnungsunternehmen in Deutschland ausbaute. Die restlichen Anteile hält das Management. Das Unternehmen ist nach Auskunft des Vorstands schuldenfrei. Geführt wird es von Friedrich Thiele, der von September 2008 bis 30. April 2010 Immobilienvorstand des Wohnungskonzerns Colonia Real Estate (CRE) war. Das Unternehmen kooperiert mit etwa 400 Maklern. Aktuell hat es mehr als 200 Immobilien im Bestand und verfügt über ein Gesamtvermögen von mehr als 70 Millionen Euro. 2019 ist der Ankauf von 250 Immobilien mit einem Verkehrswert von rund 75 Millionen Euro geplant.

VMT Consult GmbH, Dortmund: Das Unternehmen sieht sich als ganzheitlicher Ansprechpartner für Senioren, der sich laut Internet auf die Entwicklung von "Finanzprodukten für ältere Menschen" spezialisiert hat. Diese würden nicht direkt durch die VMT Consult GmbH zur Verfügung gestellt, sondern durch deutsche Kreditinstitute. Die Leibrente sei lediglich ein Angebot von mehreren; sie werde "mit abgesicherter monatlicher Rentenzahlung durch eine Versicherung" angeboten, heißt es auf der Homepage. Geschäftsführer ist Dipl. Wirt. Ing. Heinz Leonhardt. Genauere Fragen zu Kapitalausstattung und Historie wurden nicht beantwortet.

Stiftung Liebenau, Meckenbeuren/Baden-Württemberg: Hierbei handelt es sich um eine kirchliche Stiftung privaten Rechts, die die Immobilienverrentung seit 15 Jahren anbietet. Nach Angaben des für die Zustifterrrente zuständigen Abteilungsleiters Christoph Sedlmeier wurden bisher 85 Fälle abgeschlossen. Die Stiftung kooperiert mit unterschiedlichen Unternehmen, so besteht mit der Wüstenrot Immobilien GmbH eine bundesweite Vertriebspartnerschaft. "Andere Träger sozialer Dienste, die aus eigener Kraft (etwa mangels Liquidität, Manpower oder Immobilien-Know-how.) keine Verrentung anbieten können, aber Anfragen von Interessenten erhalten, lassen die Verrentung ebenfalls durch die Stiftung Liebenau vornehmen, begleiten aber die Interessenten oder späteren Verrenter selbst vor Ort. Eine solche Kooperation haben wir zum Beispiel mit der Caritas Krefeld." Die Stiftung selbst wurde 1870 errichtet und erbringt karitative Dienste im Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen. Zu ihr gehören etwa 40 Tochtergesellschaften, Beteiligungen und weitere Stiftungen.

Volks- und Raiffeisenbanken: "In unserer dezentralen Bankengruppe entscheidet jedes Haus eigenständig über Produkte und Konditionen. Unseres Wissens ist die Immobilien-Leibrente in der Praxis eher kein Thema", erläutert eine Sprecherin. Diese Form der Altersfinanzierung sei für die Bank und den Kunden gleichermaßen mit vielen Ungewissheiten behaftet. Anders als in anderen Ländern gebe es in Deutschland auch keine staatliche Absicherung dieses Vorsorgemodells. Besser sei, die in der Regel zu große Immobilie zu verkaufen und eine kleinere zu erwerben oder zur Miete zu wohnen und den erzielten Verkaufserlös anzulegen und nach Bedarf aufzuzehren.

Bayerische Sparkassen: Sie bieten kein eigenes Produkt an, befassen sich aber gemeinsam mit der Sparkassen-Immobilien-Vermittlungs-GmbH (Sparkassen-Immo) als ihrem zentralen Dienstleister seit mehreren Jahren mit dem Thema der Immobilienverrentung, berichtet eine Sprecherin. Derzeit seien die Abschlüsse bei den bayerischen Sparkassen aber sehr gering.

HausplusRente GmbH, München: Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter ist der Betriebswirt Otto Kiebler, der seit drei Jahrzehnten im Bereich Vermögensplanung, Immobilienvermittlung und -finanzierung tätig ist. Sein Verrentungskonzept basiert auf dem Nießbrauchsrecht, der Verkaufserlös wird sofort und auf einmal ausgezahlt. Das Unternehmen bietet an, diese Einmalzahlung ganz oder teilweise in eine private, sofort beginnende Rentenversicherung einzuzahlen.

Online-Börsen: Über sie finden Angebot und Nachfrage zusammen, zum Beispiel über das Ende 2017 von Patrick Giesen und Oliver Eitel gegründete Portal "Moderne Rente". Die beiden hatten mit Immobilien zuvor nichts im Sinn - der Grund für das Mülheimer Start-up findet sich in Giesens Nachbarschaft; eine ältere Dame besaß ein eigenes Haus, aber kein Geld, um es zu finanzieren, worauf Giesen die Immobilie im Leibrentenmodell übernahm. Und mehr tun wollte, ohne Profitgedanken. In Giesens und Eitels Team arbeiten inzwischen mehrere Informatiker und eine Gutachterin, alle ehrenamtlich.

Ebenfalls in Mülheim ist Ralf Schwarzhof aktiv. Der zertifizierte Sachverständige ist Gründer und Geschäftsführer der ImmoTax Leibrenten-Börse. Er entwickelt Verrentungskonzepte für Genossenschaften, Stiftungen und Banken und kooperiert mit Maklern. Zudem betreibt Schwarzhof, der sich als Verrentungsexperte bezeichnet, eine Online-Akademie.

© SZ vom 25.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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