Weltwirtschaft:Debatten über Gerechtigkeit auch in Davos. Aufruf des Papstes

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Davos (dpa) - Beschützt von rund 3000 Soldaten und Polizisten sind Top-Manager und Spitzenpolitiker aus rund 100 Ländern zum Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) zusammengekommen.

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Davos (dpa) - Beschützt von rund 3000 Soldaten und Polizisten sind Top-Manager und Spitzenpolitiker aus rund 100 Ländern zum Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) zusammengekommen.

Bis Samstag diskutieren sie über die brennendsten Probleme der Welt. Weit oben auf der Agenda stehen die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit sowie die weiter wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in weiten Teilen der Erde. Von Davos sollten Impulse für ein stärkeres Wirtschaftswachstum und die Überwindung der langjährigen Finanzkrise ausgehen, wie WEF-Präsident Klaus Schwab erklärte.

In einer stark beachteten Botschaft an das Treffen mit mehr als 2500 Teilnehmern - unter ihnen mehr als 40 Staats- und Regierungschefs - rief Papst Franziskus zu mehr Einsatz für soziale Gerechtigkeit auf.

Führende Manager und Politiker hätten eine „klare Verantwortung gegenüber anderen, vor allem denjenigen, die am zerbrechlichsten, schwächsten und verwundbarsten sind“, erklärte das Oberhaupt der katholischen Kirche. Die Beratungen stehen unter dem Motto „Die Neugestaltung der Welt: Konsequenzen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft“.

Ungeachtet optimistischer Wachstumsprognosen der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds äußerten führende Manager zum Auftakt der WEF-Tagung Zweifel an einer raschen Erholung in Europa. So erklärte der Verwaltungsratspräsident der Schweizer Großbank UBS und Ex-Bundesbankpräsident, Axel Weber, Europa habe die Krise keineswegs hinter sich.

Das Wachstum sei sechs Jahre nach Ausbruch der Krise immer noch zu kraftlos, um die wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen zu meistern, sagte Weber: „Ich bin immer noch besorgt.“

Das Wachstum von ein Prozent, von dem in der Eurozone nach Jahren einer schrumpfenden Wirtschaft gesprochen werde, komme allein von starken Ländern wie Deutschland. Angesichts desssen gebe es „keinen Grund zur Begeisterung“. Europas Politiker dürften sich nicht zurücklehnen, weil die Krise scheinbar eingedämmt sei, sondern müssten Strukturreformen energisch vorantreiben.

Pierre Nanterme, Chef des globalen Beratungsunternehmens Accenture, warnte: „Wir könnten 20 Jahre einer schleppenden, mittelmäßigen Entwicklung haben.“ Europa erhole sich, müsse dabei aber schwere Gewichte stemmen. Entscheidend sei die Frage, wie schnell Reformen umgesetzt würden. Sorgen mache die im internationalen Vergleich nur schwache Wettbewerbsfähigkeit vieler EU-Staaten.

Die Zeiten der großen und teils gewalttätigen Demonstrationen in Davos gegen die Globalisierung scheinen vorbei zu sein: Lediglich drei kleinere Protestaktionen wurden angekündigt. Allerdings ist das Kongressgelände auch weiträumig abgeriegelt.

Auf starkes Interesse stößt der geplante Auftritt des iranischen Präsidenten Hassan Ruhani, der Mittwochnachmittag zusammen mit auch Außenminister Mohammed Dschawad Sarif in Davos ankam. Ruhani hält an diesem Donnerstag eine Rede über den „Platz des Irans in der Welt“. Dabei soll es neben Bemühungen des Irans um internationale Investitionen auch um Teherans Haltung im Syrien-Konflikt sowie das iranische Atomprogrogramms gehen.

Wenige Stunden nach Ruhani spricht Donnerstagnachmittag Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Er hatte zuvor mehrfach gewarnt, dass Teheran nach wie vor den Besitz von Atomwaffen anstrebe.

Der Iran - einer der engsten Verbündeten des Regimes in Damaskus - war auf Verlangen der USA von der Syrien-Friedenskonferenz ausgeschlossen worden, die parallel zur WEF-Tagung am Genfer See stattfindet. Von dort aus kommt am Donnerstag US-Außenminister John Kerry nach Davos. Dass es dann zu einer direkten Begegnung oder gar Unterredung mit Ruhani kommt, gilt allerdings als unwahrscheinlich.

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