Weinlese:Ein ganz besonderer Saft

Früher als je zuvor werden in diesem Jahr die Trauben von den Weinstöcken geholt. Da trifft es sich gut, dass auch die Zwiebeln zeitiger reif sind.

Von Stephan Radomsky

Noch nie ist in Deutschland so früh mit der Traubenlese begonnen worden wie in diesem Jahr: Seit Montag kommen offiziell die ersten Reben von den Weinstöcken. Die werden allerdings nicht zu einer Auslese oder einem Kabinett gekeltert, sondern zu Federweißem: einem leicht moussierenden, nur teilweise vergorenen und deshalb ziemlich süßen Jungwein. Der ist im Altweibersommer immer wieder beliebt - obwohl sich gerade seine größten Freunde wohl jedes Jahr wieder fragen, warum eigentlich. Denn Federweißer ist berühmt-berüchtigt für seine Nebenwirkungen: Wer zu viel davon hatte, leidet unter Kopfschmerzen und - aufgrund der immer noch aktiven Hefe im Most - oft auch unter einem böse grummelnden Bauch. Allerdings gibt der Federweiße auch schon mal einen Hinweis darauf, wie der Jahrgang insgesamt wohl wird, und hier erhoffen sich die Winzer von diesem Herbst Großes. Und noch etwas Positives bringt der junge Wein: den Zwiebelkuchen, der dazu traditionell serviert wird. Der sorgt zwar auch nicht für bessere Verdauung, bietet zum süßen Federweißen aber genau den richtigen deftigen Kontrast. Wie gut also, dass diesmal auch die Zwiebelernte früher begonnen hat als in anderen Jahren. Sonst wäre womöglich die Versorgung mit elektrolytreichem Gebäck gefährdet.

© SZ vom 07.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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