Herber Dämpfer für Volkswagen: Die EU-Kommission riet Europas größtem Autohersteller davon ab, bereits jetzt die Kontrolle im MAN-Aufsichtsrat zu übernehmen. Das sagte der MAN-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch zum Auftakt der MAN-Hauptversammlung.
VW plant, MAN unter seine Kontrolle zu bringen, um aus dem Münchner Unternehmen zusammen mit Scania eine Lkw-Allianz zu schmieden. Doch die EU-Wettbewerbshüter hätten den Wolfsburger Konzern darauf hingewiesen, dass der auf der Aktionärsversammlung geplante Einzug von mehreren VW-Vorständen in das MAN-Gremium erst nach der fusionsrechtlichen Genehmigung erfolgen sollte. Der Konzern zog daraufhin die Kandidatur von VW-Chef Martin Winterkorn, Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch und Lkw-Vorstand Jochem Heizmann zurück.
VW hatte seinen Anteil an dem Münchner Lastwagenkonzern vor kurzem über eine wichtige Schwelle gehoben und musste allen anderen Anteilseignern ein Pflichtangebot unterbreiten. Auf der Hauptversammlung wollte Piëch - der Aufseher bei VW und MAN ist - seine Wolfsburger Manager in den MAN-Aufsichtsrat gewählt sehen.
VW verzichtet nun vorerst auf die Machtübernahme im MAN-Aufsichtsrat. Anstelle der drei VW-Manager würden nun Audi-Einkaufschef Ulf Berkenhagen, der Rechtsanwalt Matthias Bruse und der Thyssen-Krupp-Chefjustiziar Thomas Kremer für den MAN-Aufsichtsrat vorgeschlagen, sagte Piëch. Zwei von ihnen sitzen bereits im Aufsichtsrat, deren Mandate stehen aber zur Wiederwahl an.
Aktionärsschützer hatten die geplante Wahl der drei Männer, die auch im Scania-Aufsichtsrat sitzen, als Verstoß gegen den Kodex guter Unternehmensführung scharf kritisiert. Am MAN-Konkurrenten Scania hält VW 72 Prozent.