VW:Stau im Lagerraum

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VW stoppt Verkauf von Neuwagen mit Mogel-Software. Der Konzern aus Wolfsburg muss Tausende Fahrzeuge in die Werkstätten zurückholen. Wie viele und wann genau der Rückruf stattfinden soll, weiß man bei VW aber noch nicht.

Von Thomas Fromm, München

Wie viele Autos es genau sind, kann auch Volkswagen zurzeit nicht sagen. Es könnten 200 000 sein, 100 000 oder auch weniger. Um eine "begrenzte Zahl" handele es sich, sagt ein VW-Sprecher, denn viele Dieselwagen neueren Typs erfüllen die Abgasnorm Euro 6 und seien daher von den Manipulationen nicht betroffen. Es geht um Dieselfahrzeuge, deren Motoren mit der Manipulations-Software bespickt sind, die nicht mehr in der Fabrik stehen, aber auch noch nicht beim Kunden - sogenannte Lagerfahrzeuge; Neuwagen, die noch nicht zugelassen wurden.

Die, dies ist jetzt offiziell, dürfen nicht mehr verkauft werden. " Wir haben aktuell den weiteren Verkauf von noch im Lager befindlichen Neufahrzeugen mit dem EA189 Dieselmotor gestoppt", sagte ein Sprecher. Man werde die Autos "zurückholen, nachrüsten und dann wieder auf den Markt bringen". Zunächst aber muss das Kraftfahrt-Bundesamt den Verkauf noch genehmigen.

Diesel-Motoren vom Typ EA 189 finden sich in Modellen von VW, Audi, Seat und Škoda

Betroffen sind von diesem Rückruf also nicht in erster Linie die Kunden, sondern die Händler, die diese Autos noch auf ihren Höfen stehen haben. "In Einzelfällen" könne es nun passieren, dass Kunden schon bestellte Fahrzeuge nicht ausgeliefert bekommen.

Die Händler wurden an diesem Mittwoch in einem Schreiben über das weitere Vorgehen informiert. Die Aktion läuft in allen Ländern der Europäischen Union; in einigen Staaten wurde der Verkauf der betroffenen Dieselautos allerdings bereits eingestellt.

Worum es geht: Betroffen sind Dieselfahrzeuge mit Euro-5-Motor des Typs EA 189 - sie sind es, deren Abgaswerte mithilfe einer Software manipuliert sind. Die Aktion geht auf eine Entscheidung der Flensburger Zulassungsbehörde zurück, die den Rückruf von 2,4 Millionen VW-Fahrzeugen in Deutschland angeordnet hat. Europaweit sind 8,5 Millionen Fahrzeuge betroffen und müssen in die Werkstätten; starten soll der Rückruf Anfang kommenden Jahres. Weltweit sind nach Angaben des Konzerns elf Millionen Fahrzeuge mit manipulierten Messdaten unterwegs und müssen zurück in die Werkstätten; darunter auch 2,1 Millionen Audi-Modelle.

Bis November will VW nun darlegen, wie man das Problem technisch lösen will. So oder so muss jene Software, die erkennt, wann Autos auf einem Abgasprüfstand stehen und wann sie auf der Straße fahren, herausgenommen werden.

Betroffen sind Dieselmotoren vom Typ EA 189, und dieser findet sich in Modellen der Marken VW, Audi, Seat und Škoda.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte die Anordnung des millionenfachen Rückrufs durch das KBA vor einigen Tagen gerechtfertigt. "Die Maßnahme ist durchaus beachtlich", sagte er. Daher brauche man "ein erhöhtes Maß an Kontrolle". Bis zum Rückruf und den Reparaturarbeiten dürfen die Autos weiter in Betrieb bleiben. Wann der Rückruf und die technischen Änderungen dann endgültig abgeschlossen sind, ist noch offen. VW hatte zuvor angegeben, dass ein wichtiges Bauteil erst ab September 2016 verfügbar sei. Von daher könnte die Aktion einige Monate dauern.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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