VW mobilisiert Beschäftigte:40.000 Arbeiter gegen Porsche

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Der Streit zwischen Volkswagen und dem neuen Eigentümer eskaliert: Die geplante Großdemo der IG Metall zielt auf Porsche-Chef Wiedeking.

K.-H. Büschemann

Der Streit zwischen VW und Porsche eskaliert. Die IG Metall macht gegen den neuen Eigentümer aus Stuttgart mobil und plant eine Demonstration von 40.000 VW-Mitarbeitern. Offiziell richtet sich die Veranstaltung nur gegen die Abschaffung des VW-Gesetzes. Sie zielt aber auch auf Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der die Rechte der VW-Belegschaft beschneiden will.

Die IG Metall plant eine Mega-Demonstration. (Foto: Foto: AP)

Attacke auf Wiedeking

Der Streit schwelt, seitdem Porsche vor drei Jahren bei VW eingestiegen ist. Der Sportwagen-Hersteller, der nur 11.000 Mitarbeiter hat und 100.000 Autos im Jahr baut, kaufte sich in den VW-Konzern ein, der 350.000 Menschen beschäftigt und mehr als fünf Millionen Autos herstellt. Noch in diesem Monat will Porsche die Mehrheit an VW übernehmen.

Brisant ist, dass der VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch zu dem Familienclan Porsche/Piëch gehört, der den Zuffenhausener Sportwagen-Hersteller besitzt. Wiedeking wird nicht nur vom VW-Management kritisch gesehen, weil er zunehmend auf die Geschäfte Einfluss nimmt. Der Betriebsrat attackiert Wiedeking, weil er die Rechte der Arbeitnehmer bei VW einschränken will.

Offizielle Forderung: Erhalt des VW-Gesetzes

Offizielle Forderung der geplanten Demonstration, die am Freitag kommender Woche vor der Konzernzentrale in Wolfsburg stattfinden soll, ist der Erhalt des VW-Gesetzes, das Porsche mit Hilfe von EU und Bundesregierung zu Fall bringen will. Diese aus den sechziger Jahren stammende Sonderregelung für den ehemaligen Staatsbetrieb legt fest, dass bei VW der Bau oder die Schließung eines Werkes vom Votum der Belegschaft abhängig ist. "Spätestens seit der Schließung des Nokia-Werkes in Bochum muss jedem klar sein, dass die Arbeitnehmer für solche Fälle Einflussmöglichkeiten brauchen", erklärte der VW-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh.

Vor allem will Porsche die in dem Gesetz stehende Regel zu Fall bringen, dass für besonders wichtige Entscheidungen ein 80-Prozent-Votum der Hauptversammlung nötig ist. In anderen Unternehmen liegt diese Schwelle niedriger. "Die Regelung ist juristisch nicht zu halten", heißt es bei Porsche. Ohne diese Besonderheit könnten die Zuffenhausener schon bald mit der neuen Tochtergesellschaft einen Ergebnis- und Gewinnabführungs-Vertrag abschließen. Damit wäre die Selbständigkeit von VW zu Ende. Porsche könnte legal in die Kasse von VW greifen und dem Wolfsburger Management sogar Weisungen erteilen.

Bis heute verhindert das Bundesland Niedersachsen, das 20 Prozent an VW hält, einen solchen Vertrag. "Aus Sicht der Arbeitnehmer der VW-Gruppe darf es keinen Gewinnabführungs- und Beherrschungs-Vertrag zwischen der Porsche Automobilholding und Volkwagen geben", erklärt der VW-Betriebsrat.

Porsche und Piech stehen hinter Wiedeking

Der Betriebsrat steht auf dem Standpunkt, dass eine Einigung mit dem zukünftigen Mehrheitseigner Porsche nur möglich ist, wenn Porsche das VW-Gesetz akzeptiert. "Warum sollen wir eine Regelung preisgeben, die unsere Arbeitsplätze sicherer macht", fragt ein Belegschaftsvertreter in Wolfsburg.

Wiedeking hatte in den vergangenen drei Jahren Modellpolitik und Kosten von VW kritisiert und damit Manager, Betriebsräte und auch Piëch verärgert. Der soll inzwischen hinter den Kulissen an der Abberufung Wiedekings als Porsche-Chef arbeiten. Das stößt aber auf Widerstand. "Die Familien Porsche und Piëch stehen voll und ganz hinter Wendelin Wiedeking", heißt es beim Sportwagen-Hersteller. Das Land Baden-Württemberg hat am Mittwoch im Bundesrat versucht, das VW-Gesetz zu kippen, ist aber gescheitert.

© SZ vom 04.09.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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