Votum zu den beliebtesten Unternehmen:Wo SZ-Leser gerne arbeiten würden

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Fette Renditen allein reichen nicht. Marke, Nachhaltigkeit und der Umgang mit den Mitarbeitern sind wichtigere Faktoren bei der Beurteilung eines Unternehmens. Welche Firmen finden Sie am besten? Für wen würden Sie gerne arbeiten? Die Leser der "Süddeutschen Zeitung" und die User von "Süddeutsche.de" haben abgestimmt.

Marc Beise, Elisabeth Dostert und Lutz Knappmann

Schöner, besser, schneller. Die Menschen lieben den Wettbewerb und Hitlisten - privat und dienstlich. Auch Unternehmen werden gerne in Ranglisten sortiert, nach Größe, Börsenwert, Mitarbeiterzahl. Oder gewichtet nach Umweltverträglichkeit, Innovationskraft, Image - die Zahl möglicher Ordnungskriterien ist groß und wird immer größer. Die Süddeutsche Zeitung hatte im Juli ihre Leser und User gefragt: Welche Firmen finden sie am besten? Für wen würden sie gerne arbeiten?

Das Votum ist eindeutig. Die meisten bewundern Apple und viele würden gerne für den Wunderkonzern aus Cupertino arbeiten. Seit Wochen toben im Internet die Gerüchte über die neueste Version des smarten Handys. Die Geheimniskrämer aus Kalifornien landen nicht immer, aber häufig ganz weit vorne: Die Produkte sind heiß begehrt, die Gewinne riesig, der Börsenwert gigantisch.

"Das Unternehmen war einst fast pleite. Heute ist es die wertvollste Firma weltweit", schwärmt einer, der sich am SZ-Votum beteiligt hat. Die Zeremonienmeister aus Cupertino, so scheint es, erfüllen wie kein zweites Unternehmen die Renditeziele der Investoren und die Wünsche der Konsumenten.

Ein solcher Konsens ist selten. Das Bild von Unternehmen in der Medienöffentlichkeit ist stark geprägt von Experten: von Analysten, professionellen Investoren, von Bankern, Managern und Unternehmensberatern - von Insidern, für deren Urteil häufig Zahlen maßgeblich sind. Die Erfolgskriterien lauten Gewinn und Umsatz, Marge und Cash-Flow, Marktanteile und Wachstumsraten. Es herrscht der Primat der Gewinnmaximierung. Aber ist das auch die Perspektive der Öffentlichkeit, der Menschen, die für die Konzerne arbeiten? Gibt es eine gesellschaftliche Perspektive auf das Unternehmertum?

Die Kritik am "Turbokapitalismus", an gewissenlosen Bankern und Managern, die ihre Unternehmen mit aller Macht nur auf Rendite trimmen, wächst. Bewegungen wie Occupy machen lautstark und weltweit ihrem Unbehagen über ein globales Wirtschaftssystem Luft, das ihnen hektisch und undurchschaubar erscheint.

Was also fasziniert Menschen an einem Konzern wie Apple? Wonach bemessen Jene, die sich nicht professionell mit Konzernbilanzen beschäftigen, den Erfolg eines Unternehmens? Und was macht Firmen für sie zu attraktiven Arbeitgebern? Die SZ-Umfrage im Internet gibt Aufschluss. In die Auswertung flossen die Antworten von 810 Menschen ein, die im Zeitraum von Mitte Juli bis Mitte August einen Fragebogen auf Süddeutsche.de ausgefüllt haben. Konkret ging es um zwei Fragen: "Welches Unternehmen beeindruckt Sie am meisten?" und "Bei welchem Unternehmen würden Sie gerne arbeiten?"

Repräsentativ sind die Ergebnisse nicht. Die Netz-Öffentlichkeit ist kein Querschnitt der Bevölkerung, Süddeutsche.de erreicht ein tendenziell junges, tendenziell gut gebildetes, bundesweites Publikum. Das Internet ist ein Büro-Medium, Berufstätige sind in der Zielgruppe tendenziell überrepräsentiert. Ihre Affinität zu digitalen Technologien ist naturgemäß höher als im Bevölkerungsschnitt. Überdies beeinflusst die Hürde, freiwillig einen Fragebogen zu beantworten, den Teilnehmerkreis.

Nicht alle Antworten waren brauchbar. Die Auswertung musste, wie für Umfragen im Internet nicht unüblich, bereinigt werden um Antworten, die absichtlich oder aus Versehen mehrfach gepostet wurden. Ebenso um die Aussagen von Nutzern, die nur einen Ort suchten, um mal ganz generell Beschwerden über Unternehmen oder das Wirtschaftssystem loszuwerden.

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Aus der Wertung fielen zudem einzelne Einträge, deren zeitliche und inhaltliche Ähnlichkeit auf Absprachen etwa innerhalb eines Unternehmens schließen ließen. Tatsächlich aber war der Anteil unbrauchbarer Daten gering. Mehr als 90 Prozent der Antworten flossen in die Auswertung ein. Und die geben ziemlich klare Stimmungen und Tendenzen der Befragten wieder.

Monetäre Kennzahlen spielen demnach bei den meisten Teilnehmern nur eine sehr untergeordnete Rolle für die Beurteilung unternehmerischen Erfolgs. Verweise auf rasantes Gewinnwachstum, Renditen oder Aktienkurse tauchen in den Antworten nur selten auf. Stattdessen offenbaren die Befragten eine langfristig orientierte, rationale und soziale Perspektive. Die meistgenannten Kriterien für den Erfolg eines Unternehmens sind weit entfernt von Gewinnmaximierung. Zustimmung finden langfristige, nachhaltige Unternehmensstrategien, hohe Innovationskraft, die künftiges Wachstum sichert, und - ganz besonders - gute Arbeitsbedingungen und ein sozialer Umgang mit den Mitarbeitern.

Nicht zu übersehen ist dabei, dass die Markenbekanntschaft von Unternehmen die Auswahl stark beeinflusst. Konkret: Die Teilnehmer nennen jene Konzerne, von denen sie schon gehört haben - oder für die sie arbeiten.

Anders lässt sich kaum erklären, dass unter den 20 meistgenannten Unternehmen fast ausschließlich große Namen auftauchen: Der Sieger Apple mit mehr als hundert Nennungen, der zweitplatzierte Industriekonzern Siemens, der Autohersteller BMW, Onlinekonzern Google, Bosch, Volkswagen. Die Top 20 bestehen nahezu vollständig aus großen, häufig börsennotierten Konzernen. Aus den Marktführern ihrer Branchen, aus etablierten Marken.

Fast zwei Drittel der abgegebenen Antworten verteilen sich auf diese 20 Unternehmen. Beinahe exotisch wirkt da schon die Drogeriekette dm, die es auf Platz sieben schafft. Kleine Unternehmen, Mittelständler, regionale Betriebe tauchen hingegen nur als Einzelfälle auf.

Die Strahlkraft der Marke erklärt auch die große Zustimmung für Apple. Der Erfolg nährt sich selbst. Die große mediale Aufmerksamkeit für den amerikanischen IT-Konzern verankert ihn umso stärker als Erfolgsbeispiel in den Köpfen - zumal in der Öffentlichkeit des Internets, in der Apple-Produkte allgegenwärtig sind. Auch Siemens, mit den zweitmeisten Stimmen, ist eine überaus etablierte Marke, ein deutscher Traditionskonzern.

"Der Konzern ist unglaublich breit aufgestellt und besitzt starke Innovationskraft", schreibt ein Teilnehmer. "Sie müssen erst einmal ein anderes Unternehmen finden, in dem die Mitarbeiter so ernst nehmen, was der Kunde braucht", schreibt ein User in seiner Begründung. Über den Drittplatzierten, BMW, heißt es, er habe es "in den letzten Jahren geschafft, eine langfristig ausgerichtete Strategie zu entwickeln und diese konsequent und trotz Wirtschaftskrise umzusetzen".

Die Tendenz ist deutlich: Die Teilnehmer der Umfrage bevorzugen Unternehmen, die Zukunftsfähigkeit ausstrahlen, die mit immer neuen, emotional aufgeladenen Produkten Märkte umwälzen, ihre Mitarbeiter fair behandeln und unabhängig agieren von den kurzfristigen Zwängen der Börse.

Nicht kurzfristiges Gewinnstreben wünschen sich die Teilnehmer, sondern eine Orientierung am langfristigen, stetigen Erfolg. Am Beispiel Bosch: "Da eine Stiftung Eigentümer ist, kann der Gewinn zum größten Teil im Unternehmen bleiben und wieder investiert werden. So kann nachhaltig gearbeitet werden." Bei der Drogeriekette dm heben die Antworten auf Firmengründer Götz Werner ab. Er predige und lebe ein Unternehmertum, "das vor allem der Gesellschaft dient, nicht nur den Eigentümern".

Eine Vielzahl von Antworten beschäftigt sich mit der Frage, wie Unternehmen ihre Mitarbeiter behandeln. "Ein Unternehmen muss sich den Mitarbeitern widmen, ein offenes Ohr für sie haben", schreibt ein Leser. Es sind solche Argumente, die auch die Entscheidung der Umfrage-Teilnehmer bestimmen, welches Unternehmen sie als attraktiven Arbeitgeber einschätzen. Die meisten Stimmen (93) entfallen hier auf BMW, gefolgt von Google (47) und Apple (40). Die Zusammensetzung der meistgenannten Wunsch-Arbeitgeber unterscheidet sich nur marginal von der Rangliste der beeindruckendsten Firmen - die Argumente ebenso.

Zum Vergleich hat die SZ einen zweiten Fragebogen an Manager gerichtet, die im November am "Führungstreffen Wirtschaft 2012", dem Wirtschaftskongress der SZ in Berlin, teilnehmen werden oder die sich auf der Website des Kongresses ( www.sz-fuehrungstreffen.de) darüber informiert haben. Auch hier fallen Stichworte wie "Innovationen" und "Nachhaltigkeit" häufig - während allerdings die Arbeitsbedingungen kaum eine Rolle spielen. Stattdessen reizt die befragten Manager durchaus die Herausforderung eines schwierigen Umfelds:

"Ein teilweises unattraktives, teils hochattraktives Produktportfolio empfinde ich in Verbindung mit der riesigen, teils aus Beamtenzeiten stammenden Belegschaft, als riesige Management-Herausforderung", begründet etwa ein Teilnehmer seinen Wunsch, für den Autokonzern Volkswagen tätig zu werden. Wenn es um die Bewertung von Unternehmen geht, scheint die Kluft zwischen Managern und Mitarbeitern gar nicht so groß.

Die User haben (nicht repräsentativ) abgestimmt:

1. Apple

2. Siemens

3. BMW

4. Google

5. Bosch

6. VW

7. DM

8. Audi

9. BASF

10. SAP

11. Amazon

12. Microsoft

13. 3M

14. Daimler

15. Munich Re

Auch hier haben die User (nicht repräsentativ) abgestimmt:

1. BMW

2. Google

3. Apple

4. Siemens

5. Bosch

6. Audi

7. VW

8. SAP

9. BASF

10. Microsoft

11. Porsche

12. DM

13. Lufthansa

14. Daimler

15. Red Bull

© SZ vom 13.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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