Vonovia:Wütende Städter, glückliche Investoren

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Vonovia-Siedlung in München: Der Immobilienkonzern steigt bald in Europas führenden Aktienindex auf. Die Corona-Krise setzt ihm kaum zu. (Foto: Catherina Hess)

Der Vermieter Vonovia reüssiert an der Börse, doch die Kritik wird lauter.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Investoren scheint das alles kaum zu kümmern. Da können noch so viele Politiker steigende Mieten als drängendes soziales Problem bezeichnen, da kann eine Bürgerinitiative in Berlin noch so viele Unterschriften für ein Volksbegehren sammeln, um Wohnungskonzerne zu enteignen. Deutschlands größter Vermieter Vonovia gewinnt trotzdem weiter an Börsenwert: Seit Jahresbeginn hat die Aktie 17 Prozent zugelegt, alleine am Dienstag notierte sie mehr als fünf Prozent im Plus.

Denn der Dax-Konzern profitiert davon, dass viele Menschen in die Städte ziehen, dort daher kaum noch Wohnungen leer stehen. Mehr als 500 Millionen Euro Miete hat Vonovia im ersten Quartal dieses Jahres eingenommen - und einen Gewinn von gut 200 Millionen Euro verbucht. Die Prognose für das Gesamtjahr hat der Bochumer Konzern nun leicht angehoben, wegen der "dynamischen Entwicklung" auf den Immobilienmärkten in Deutschland, Österreich und Schweden. Dort besitzt Vonovia knapp 395 000 Wohnungen, darunter viele einstige kommunale oder Werkswohnungen, die privatisiert wurden.

Doch Konzernchef Rolf Buch merkt, dass die Kritik an seinem Geschäftsmodell lauter wird. Er verstehe ja die Emotionen, die derzeit spürbar seien. "Wir stehen auch in der Mitverantwortung", so der 54-Jährige. Doch lenke zumindest die Enteignungsdebatte von den wahren Problemen des Immobilienmarktes ab. "Enteignung schafft keinen neuen Wohnraum", sagt Buch.

Sein Konzern sei doch gar nicht die Ursache jener Probleme, sagt der Vorstandschef. Im Schnitt zahlt ein Vonovia-Mieter 6,56 Euro kalt pro Quadratmeter. "Wir sind nach wie vor kein Luxusanbieter und wollen das auch nicht sein." Allerdings liegt jener Durchschnitt sechs Prozent über dem Vorjahreswert; unter anderem, weil der Konzern billige Wohnungen verkauft und teurere hinzugekauft hat - aber auch viele Immobilien energetisch saniert oder altersgerecht umbaut und im Zuge dessen die Mieten erhöhen darf.

Immerhin hat Vonovia im vergangenen Jahr 1100 neue Wohnungen auf bestehenden Grundstücken fertiggestellt, in diesem Jahr will der Konzern etwa 2900 Einheiten bauen. Langfristig nennt er gar ein Potenzial von 36 000 neuen Wohnungen auf eigenen Flächen - dies freilich nur, wenn er überall die nötigen Genehmigungen erhielte. Das sei doch das wahre Problem, kritisiert Buch: Vielerorts müsse man Jahre auf entsprechende Bebauungspläne oder Genehmigungen warten, zudem verteuerten viele Auflagen das Bauen in Deutschland, zuweilen fehle auch die Akzeptanz für Neubauten in der Nachbarschaft. "Wenn wir das nicht angehen, werden die Menschen unzufrieden", sagt Buch - und sieht ja allen voran in Berlin: Viele Städter sind es längst.

© SZ vom 08.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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