Vollbeschäftigung:Ein weiter Weg

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit ist eine gute Nachricht, über die sich alle freuen können. Doch es gibt keinen Grund für Euphorie.

Sibylle Haas

Das teure Öl und die Finanzkrise könnten sich bald auch am Arbeitsmarkt auswirken. Noch sind es vor allem Banken und Versicherungen, die mit Entlassungen auf die Kreditkrise reagieren. In einigen Monaten könnten auch andere Branchen in den Abwärtssog geraten, wenn sich die Konjunktur eintrübt. Das teure Öl treibt die Energiekosten der ganzen Wirtschaft hoch. Da Firmen am einfachsten bei den Personalkosten sparen können, dürfte das nicht ohne Folgen für den Arbeitsmarkt bleiben. Außerdem sind viele Stellenstreichungen bisher nur geplant, aber noch nicht realisiert, wie die jüngsten von Siemens oder der Hypo-Vereinsbank.

(Foto: Foto: ddp)

Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich die Konjunktur immer erst Monate später am Arbeitsmarkt auswirkt. Wenn Politiker nun das Ziel der Vollbeschäftigung bekräftigen, dann müssen sie den Menschen auch sagen, dass Deutschland davon noch weit entfernt und der Weg dorthin nicht gefahrlos ist. Vollbeschäftigung herrscht, wenn die Arbeitslosigkeit bei drei bis fünf Prozent liegt - derzeit sind es 7,5 Prozent.

Gesagt werden muss auch, dass mehr als eine Million Menschen in der offiziellen Statistik gar nicht auftauchen, weil sie in staatlichen Programmen stecken. Sie machen etwa als Ein-Euro-Jobber Parkanlagen sauber oder spülen Geschirr in Großküchen. Oft sind das Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht für den Arbeitsmarkt qualifizieren. Gäbe es kein staatliches Netz, dann wären diese Menschen offiziell arbeitslos. Mehr Ehrlichkeit am Arbeitsmarkt wäre angebracht.

© SZ vom 02.07.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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