Volkswagen:Wolfsburger Rhetorik

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Kein deutscher Autohersteller hat die Krise so gut gemeistert wie Volkswagen. Doch die Wolfsburger müssen aufpassen - große Worte allein reichen nicht.

Thomas Fromm

VW-Chef Martin Winterkorn greift gerne zu Vokabeln aus dem Rennsport, um wirtschaftliche Erfolge zu umschreiben: Man habe 2009 "ordentlich Tempo gemacht" und schalte auch 2010 "nicht zurück". Sich als Krisengewinner präsentieren, die Weltmarktführerschaft für sich beanspruchen - Winterkorn hat es da leicht. Kein deutscher Autobauer ist so gut durch die Krise gekommen wie Volkswagen, und auch international gibt es kaum vergleichbare Beispiele.

Die Schwächen der anderen sind zum Teil auch die Stärken von VW. Und dass es der Konzern in den ersten zwei Monaten des Jahres geschafft hat, seinen weltweiten Absatz um ein Viertel auf eine Million Autos zu steigern, lässt auf ein starkes 2010 hoffen.

Bei so viel Siegerrhetorik wird gerne unterschlagen, dass es auch im weitverzweigten Wolfsburger Autoreich kriselt. Die spanische Tochter Seat war im vergangenen Jahr tief in die roten Zahlen gerutscht, vor allem, weil der spanische Markt nichts mehr hergab. Auch die Luxusschmieden Bentley und Lamborghini tun sich in Zeiten der Weltwirtschaftskrise schwer, ihre Autos noch an den Mann zu bringen. Auf Winterkorn wird der Druck wachsen, in Spanien und seinen Luxus-Nischen aufzuräumen, um Belastungen für den ganzen Konzern zu vermeiden.

Ins Zentrum rücken dürfte nun auch die Profitabilität. Dass man mit Hilfe der Abwrackprämie über Monate den Absatz ankurbelte, mag viele beruhigen. Doch mit den kleineren Wagen verdient das Unternehmen unter dem Strich auch weniger Geld. Man braucht gar nicht so tief in die Konzernbilanz einzutauchen, um zu sehen, wer mehr als je zuvor der größte Gewinnbringer im Konzern ist: Audi verdient zurzeit das Geld.

© SZ vom 12.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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