Volkswagen:Noch kann sich VW die Affäre leisten

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Der Autohersteller verkündet gute Zahlen. Der Abgasbetrug nagt aber am Gewinn. Bei der Kernmarke wirken die Maßnahmen des neuen Markenchefs Herbert Diess bereits.

Von Thomas Fromm, München

Ginge es in diesen Monaten nur ums reine Autoverkaufen, wäre bei Volkswagen wahrscheinlich alles wie immer. Es läuft. Mehr als fünf Millionen Autos lieferte der Konzern in den ersten sechs Monaten des Jahres aus, mehr als die Erzrivalen Toyota und General Motors.

Aber bei VW geht es eben nicht nur ums Autoverkaufen. Seit Bekanntwerden des Skandals um manipulierte Abgasmessungen bei Dieselfahrzeugen im September steckt der Konzern in der größten Krise seiner Geschichte, und es ist noch unklar, wie viel ihn das am Ende kosten wird. Quartal für Quartal spüren die Wolfsburger, wie sehr die Affäre an ihren Gewinnen nagt.

Wie so etwas geht, zeigen die Zahlen für das zweite Quartal, die VW am Donnerstag veröffentlichte. Das Betriebsergebnis stieg um gut ein Fünftel auf 4,4 Milliarden Euro; vor allem die Konzerntöchter Audi, Porsche und Skoda hatten den Gewinn nach oben getrieben. Doch am Ende war da wieder die Abgasaffäre, die auf die Zahlen schlug. VW muss wegen der juristischen Folgen der Affäre wieder neue Rückstellungen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro bilden; schon im vergangenen Jahr hatte der Konzern dafür 16,2 Milliarden Euro zurückgelegt. Wegen der weiteren Rückstellungen und neuer Sonderbelastungen schrumpfte das Ergebnis am Ende um 46 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Vereinfacht gesagt: Das Geschäft läuft zwar, aber es bleibt zurzeit nicht viel davon in den Kassen hängen.

Der Finanzchef warnt: Es seien weiter "enorme Kraftanstrengungen" notwendig

VW-Chef Matthias Müller drehte es am Donnerstag positiv: "Die Zahlen zeigen, dass unser operatives Geschäft solide ist." Sein Finanzchef Frank Witter dagegen warnt: Es seien "enorme Kraftanstrengungen" notwendig, um die Kosten aus der Affäre zu schultern.

Vor allem die Frage, wie die Kernmarke VW fast ein Jahr nach Beginn der Affäre abschneiden würde, stand am Donnerstag im Vordergrund. Das Image der Marke hatte unter den Dieselmanipulationen am meisten gelitten; vor allem Autos der Marke VW waren von den Manipulationen betroffen. Die Marke mit Modellen wie dem Golf und dem Passat verdiente zwischen April und Juni 808 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit). Das war zwar weniger als die 914 Millionen Euro im zweiten Quartal 2015, aber schon weitaus besser als die 73 Millionen Euro aus dem ersten Quartal. Experten gehen davon aus, dass der Kurs von VW-Markenchef Herbert Diess, der erst im Juli 2015 zu VW kam, erste Erfolge zeigt. VW steht und fällt mit seiner Hausmarke: Zwar machen Porsche und Audi einen Großteil des Gewinns der Wolfsburger aus, VW aber steht für die Hälfte des Konzernumsatzes.

Es sind daher nicht mehr als Momentaufnahmen, die VW in diesen Zeiten liefern kann. Noch immer drohen Milliardenstrafen, die den Gewinn weiter nach unten drücken können.

© SZ vom 29.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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