Volkswagen:30 Milliarden und kein Ende

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Auch mehr als dreieinhalb Jahre nach dem Bekanntwerden der Dieselaffäre bekommt Volkswagen die Folgen zu spüren. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

VW spürt die Flaute in China und, noch immer, die Folgen der Dieselaffäre. Die Börse reagiert dennoch positiv.

Von Angelika Slavik, Hamburg

Wenn sie sich in Wolfsburg eine Sache wünschen dürften, wäre es natürlich, dass das alles ein Ende hat. Die Ermittlungen, die peinlichen Schlagzeilen und, vor allem, die Kosten. Aber auch mehr als dreieinhalb Jahre nach dem Bekanntwerden der Dieselaffäre spürt Volkswagen die Folgen des Betrugs - auch bei den Zahlen für das erste Quartal, die an diesem Donnerstag bekanntgegeben wurden.

Unterm Strich verdiente der Konzern in den ersten drei Monaten dieses Jahres 3,05 Milliarden Euro, im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es noch 3,3 Milliarden Euro gewesen. Vor Zinsen und Steuern gab das Ergebnis um gut acht Prozent auf etwa 3,9 Milliarden Euro nach. Ein Grund dafür war das schwächere Geschäft am wichtigsten Absatzmarkt China, der Konzern verzeichnete dort ein Umsatzminus von sechs Prozent. Anfang April wurde in China die Mehrwertsteuer gesenkt - in Wolfsburg hofft man nun, dass das die Geschäfte wieder anheizt. Zudem wirkten sich vor allem Sondereinflüsse aus Rechtsrisiken von einer Milliarde Euro aus - die Folgen der Abgasmanipulationen. Die Summe, die der Konzern zur Bewältigung der Affäre aufwenden musste, steht damit nun bei 30 Milliarden Euro.

In der Rechnung seien Kosten für Rechtsanwälte, Vergleiche und ausstehende Verfahren enthalten, sagte Finanzvorstand Frank Witter. Damit seien derzeit absehbare Kosten abgedeckt, weitere aber ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Der Großteil der Summe floss bislang nach Nordamerika, dort hat Volkswagen eine Reihe kostspieliger Vergleiche geschlossen, um die Verfahren loszuwerden. Ausgestanden ist die Dieselaffäre für VW damit aber nicht: Allein in Deutschland sind mehr als 60 000 Verfahren unzufriedener Dieselkunden anhängig. Dazu kommt das Musterverfahren in Braunschweig, in dem Aktionäre bis zu neun Milliarden Euro Schadenersatz erstreiten wollen, weil der Konzern sie aus ihrer Sicht nicht rechtzeitig über die Probleme mit dem Dieselmotor informiert habe. Zudem wird strafrechtlich ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig klagte unlängst unter anderem Ex-Konzernchef Martin Winterkorn wegen Betrugs an. Dies habe die Risikoeinschätzung des Konzerns aber nicht beeinflusst, sagte Witter.

Ohne Berücksichtigung der neuen Dieselkosten und auch dank einer veränderten Rechnungslegung steigerte der Konzern sein operatives Ergebnis um 15,2 Prozent auf über 4,8 Milliarden Euro - das beeindruckte die Anleger, denn gemessen an anderen Unternehmen der Branche kam VW aber vergleichsweise gut durch die ersten Monate des Jahres. An der Börse legten die Papiere des Unternehmens deutlich zu, die Vorzugsaktie stand zwischenzeitlich bei einem Plus von rund fünf Prozent.

© SZ vom 03.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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