Vertragsverlängerung bei Siemens:Abfindungsklausel für Kleinfeld

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Trotz der Korruptionsaffäre bei Siemens soll Konzernchef Klaus Kleinfeld einen neuen Vertrag erhalten. Teile des Aufsichtsrates wollen nach SZ-Informationen aber festlegen, dass Kleinfeld bei einem vorzeitigen Ausscheiden nicht die volle Vertragssumme bekommt.

Markus Balser und Klaus Ott

Bei der Siemens AG wird im kleinen Kreis und auf höchster Ebene seit Wochen über die anstehende Vertragsverlängerung von Vorstandschef Klaus Kleinfeld gesprochen. Die gegenwärtige Amtszeit endet im September.

Bisher gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass Siemens-Chef Klaus Kleinfeld in den Korruptionsskandal bei dem Konzern verwickelt sein könnte. Dennoch wollen die Aufsichtsräte Vorsicht walten lassen. (Foto: Foto: AP)

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung, die aus der Konzernspitze stammen, ist Kleinfeld eine Mehrheit im Aufsichtsrat bei dessen nächster Sitzung Ende April sicher. Das habe sich bei den Sondierungsgesprächen gezeigt, die vor allem der Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich von Pierer führe.

Es habe sich allerdings auch herausgestellt, dass Teile des Kontrollgremiums für den Fall eines vorzeitigen Ausscheidens von Kleinfeld dessen Abfindung begrenzen wollten. Der neue Vertrag solle dann nicht vollständig ausgezahlt werden.

Reine Vorsichtsmaßnahme

Im Aufsichtsrat wird betont, das sei eine reine Vorsichtsmaßnahme. Sollte sich beispielsweise ergeben, dass den Konzernchef entgegen allen bisherigen Erkenntnissen doch in den Korruptionsskandal bei Siemens verwickelt sei, dann wollten etliche Aufsichtsräte darauf vorbereitet sein.

Man wolle sich hinterher nicht dem Vorwurf aussetzen, keine Vorkehrungen für eine derartige Entwicklung getroffen zu haben. ,,Das ist kein Misstrauen gegenüber Kleinfeld'', wird im Kontrollgremium betont.

Aus Aufsichtsratskreisen verlautet, man habe überhaupt keiner Anhaltspunkte dafür, dass der Vorstandsvorsitzende durch den Skandal persönlich belastet werden könnte. Aus den bisherigen Ermittlungen im Konzern wie auch bei der Münchner Staatsanwaltschaft sei nichts bekannt geworden, was auf eine Verwicklung von Kleinfeld hindeute.

Keine Alternative zu Kleinfeld

Der Aufsichtsrat wolle bei seinem nächsten Treffen im April den Ende September auslaufenden Vertrag von Kleinfeld unbedingt verlängert, damit Siemens in diesen schwierigen Zeiten nicht führungslos werde. Es gebe keine Alternative zu Kleinfeld und keinen Grund, an ihm nicht festzuhalten.

Wie im Falle eines vorzeitigen Ausscheidens von Kleinfeld dessen Abfindung begrenzt werden solle, steht offenbar im Detail noch nicht fest. Im Ergebnis könne eine solche Maßnahme darauf hinauslaufen, dass Kleinfeld bei einem vorzeitigen Ausscheiden nicht die gesamte Restlaufzeit als Abfindung erhält, sondern nur ein bis zwei Jahresgehälter.

Kleinfeld selbst wollte sich am Montag am Rande einer Konferenz in München nicht zu seiner Vertragsverlängerung äußern. Ein Konzernsprecher erklärte auf Anfrage, das sei Sache des Aufsichtsrates. ,,Zu Spekulationen nimmt Siemens nicht Stellung'', sagte er.

Die Vertragsverlängerung war nach Angaben aus Konzernkreisen ursprünglich schon für Ende 2006 vorgesehen, wegen des Korruptionsskandals jedoch verschoben worden.

Interne Untersuchung

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem gegen zwei ehemalige Siemens-Vorstände. Außerdem hat Siemens eine Anwaltskanzlei mit internen Untersuchungs beauftragt. Aus Konzernkreisen heißt es, hier seien über die bisherigen Ergebnisse der Staatsanwaltschaft hinaus noch viele weitere Erkentnisse zu erwarten.

Für große Unruhe im Unternehmen sorgt auch die erst kürzlich aufgedeckte, jahrelange heimliche Finanzierung einer Gegenorganisation zur IG Metall. Hier ermittelt die Staatsanwaltschaft in Nürnberg wegen Steuerdelikten.

Siemens will zum Vorbild werden

Kleinfeld sagte am Montag bei einer Tagung des Bundeskartellamtes, Siemens wolle zum Vorbild bei der Bekämpfung der Korruption werden. ,,Die Leute sollen in fünf Jahren sagen können, wie Siemens das gehandhabt, ist ein Maßstab, wie man es machen sollte.'' Der Konzernchef versprach, alle nötigen Konsequenzen aus dem Skandal zu ziehen.

Im vergangenen Jahr war Kleinfeld wegen anderen Themen intern in die Kritik geraten. Mitgliedern des Aufsichtsrates missfiel sein Führungsstil. Seit der 49-Jährige im Januar 2005 zum Chef von Europas größtem Technologiekonzern berufen wurde, kommt der einst behäbige Koloss nicht zur Ruhe.

Das Aus der ehemaligen Handy-Sparte von Siemens unter dem neuen Eigentümber BenQ, eine umstrittene Gehaltserhöhung für das Topmanagement und massive Umbauten hatten vor allem im Arbeitnehmerlager für Verärgerung gesorgt.

Abgekühltes Vertrauen

Auch zwischen Konzernchef Kleinfeld und seinem Förderer, dem Aufsichtsratschef und ehemaligen Siemens-Boss Heinrich von Pierer, soll sich das Verhältnis nach Angaben von Vertrauten zuletzt abgekühlt haben.

© SZ vom 27.03.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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