Das werden interessante Zeiten für die Versicherungseinkäufer der deutschen Industrie. Siemens, VW oder BASF können sich schon heute nicht über zu hohe Preise oder Mangel an Auswahl bei der millionenschweren Versicherung ihrer Feuer- oder Haftpflichtrisiken beklagen. Die Prämien sinken seit Jahren. Allianz, Talanx, Zurich, Axa und AIG und viele kleine Anbieter liefern sich einen erbitterten Konkurrenzkampf.
Und jetzt kommt auch noch Warren Buffett. Die US-Investorenlegende hat sich die Industrieversicherung als Wachstumsfeld auserkoren. Seit vier Wochen baut seine Berkshire Hathaway Specialty Insurance ihr Düsseldorfer Büro auf, bislang sind zehn Experten an Bord.
Buffett hat auch schon genau das Argument gefunden, mit dem er gegen die großen Rivalen wie Allianz oder Talanx punkten will - die unglaubliche Finanzstärke seiner Gruppe und die schnellere Bedienung der Kundschaft.
Normalerweise werden Risiken in der Industrieversicherung in Form von Konsortien aufgeteilt und dann noch zum Teil an Rückversicherer weitergegeben. Nicht so bei Berkshire. "Wir haben keinen Rückversicherungsbedarf", sagt Deutschlandchef Gregor Köhler. "Der Kunde spricht mit dem ultimativen Risikoträger. Das ist einzigartig im Markt."
Köhler weiß, wovon er spricht. Er war lange Jahre Versicherungschef von Bayer. Bei Berkshire leitet er das Nordeuropa-Geschäft und ist Vorstandsmitglied der Konzerngesellschaft in London, die diese Risiken schließlich versichert. Sein neues Unternehmen könne freier agieren als Konkurrenten, behauptet er.
Andere müssten sich bei der Versicherung von besonders komplexen Risiken und nach Großschäden oft mit ihren Rückversicherern abstimmen. "Es kann sein, dass sie dem Kunden die Deckung nicht im gewünschten Umfang gewähren können, weil der Rückversicherer nicht alles abdeckt", erklärt er.
Der Herausforderer will schneller, schlanker und besser sein
Zudem könne Berkshire so günstiger arbeiten. "Weil wir Kostenpositionen wie Rückversicherung nicht zu bedienen haben, ergibt sich ein relativer Kostenvorteil", sagt Leander Metzger, zuständig für Sach- und Technische Versicherungen.
Auch sonst soll das Unternehmen schlank aufgestellt sein und mit neuesten IT-Techniken arbeiten. Momentan gehen marktweit bis zu 40 Prozent der Prämien in der Industrieversicherung für Vertriebs- und Verwaltungskosten drauf. Das wollen Köhler und Kollegen deutlich unterbieten.
Klarer kann man die Kampfansage an die Marktführer nicht formulieren - die Platzhirsche dürften reagieren. Das gilt auch für weitverbreitete Mängel. So dauert es heute sechs bis neun Monate, bis ein Industrieversicherer die Police und andere Dokumente ausgestellt hat - und dann sind sie in vielen Fällen fehlerhaft. "Wir wollen Policen und Rechnungen schneller ausstellen als unsere Wettbewerber und vor allem auch auf den ersten Anhieb richtig", sagt Köhler. Auch in der Schadenbearbeitung will der Anbieter anders sein. "Wir reagieren grundsätzlich innerhalb von 24 Stunden, soweit sinnvoll mit einem persönlichen Gespräch", verspricht Ulrich Kremer, Leiter der Schadenabteilung.
Selbstbewusst sagt Köhler, dass die Gruppe Versicherungskapazitäten bis 120 Milliarden Dollar (108 Milliarden Euro) bereitstellen könne. Sie werde nicht wie manch anderer nach dem ersten großen Schaden wieder verschwinden. Berkshire ist für seine Ausdauer bekannt, auch ein Großschaden dürfte das nicht ändern. "Ein versicherter Schaden ist schließlich die logische Konsequenz unseres Geschäftsmodells", sagt Köhler.