Verkehr:Niedersachsen will Zug-Dieselflotte bis 2037 ausmustern

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Mehr Menschen sollen nach Plänen der Landespolitik Zug fahren und somit auch zur Klimaneutralität beitragen - dafür sind neue Züge notwendig. Nun werden die Pläne konkreter.

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Hannover (dpa/lni) - Dieselzüge auf Niedersachsens Schienen sollen in den kommenden Jahren nach und nach durch Akku-Triebzüge ersetzt werden. Von 2029 an sollen in Niedersachsen 102 neue Triebzüge mit Akkutechnik zum Einsatz kommen. Das kündigte Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) am Mittwoch in Hannover an. Die bisherige Dieselflotte von mehr als 100 Zügen soll ausgemustert werden. Bei den neuen Zügen geht es demnach um eine Investition von rund einer Milliarde Euro. Laut Ministerium sollen bis 2037 die letzten Dieselfahrzeuge von der Strecke gehen. Damit wolle man auch zur Klimaneutralität beitragen.

„Das ist eine wichtige Entscheidung für die Mobilitätswende. Die neuen Züge bieten mehr Platz als die aktuell eingesetzten Fahrzeuge. Damit schaffen wir die Voraussetzung für steigende Fahrgastzahlen“, sagte Lies. Bereits seit Einführung des Deutschlandtickets im Mai sei ein deutlicher Anstieg bei den Bahnpendlern zu verzeichnen.

Die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) bereitet laut Ministerium die Vergabe für die Fahrzeuge vor, um diese noch in diesem Jahr auszuschreiben. Die LNVG habe bereits 2020 entschieden, keine neuen Dieselfahrzeuge mehr zu kaufen.

Viele Strecken noch nicht elektrifiziert

Akku-Fahrzeuge können laut Ministerium auf Strecken mit Oberleitung fahren und auf dieser mit einem Stromabnehmer laden. Zusätzlich oder alternativ lassen sie sich an sogenannten Ladeinseln aufladen. Lies sagte, etwa die Hälfte der Strecken sei im Bundesland noch nicht elektrifiziert.

Carmen Schwabl, Geschäftsführerin der LNVG, erläuterte, 53 Prozent der Strecken seien elektrifiziert, acht Prozentpunkt weniger als im Bundesschnitt. Die wichtige Bahnstrecke zwischen Oldenburg und Osnabrück soll laut Lies bis 2034 durchgängig elektrifiziert sein.

Mobilitätseingeschränkte Fahrgäste sollen von neuen Zügen profitieren

Schwabl sagte, man werde erstmals Triebwagen einsetzen, die Türen für zwei verschiedene Bahnsteighöhen haben. So könnten auch mobilitätseingeschränkte Fahrgäste überall selbstständig ein- und aussteigen. Bahnsteige haben nicht überall die gleiche Höhe.

Die Züge sollen mehr Plätze für Fahrgäste und Fahrräder haben als die bisherigen. Laut Schwabl sollen die neuen Züge mit 63 Metern deutlich länger sein als die bisherigen, die 41 oder 54 Meter lang sind.

Unterschiedliches Alter von eingesetzten Dieseltriebzügen

Die bislang eingesetzten Dieseltriebzüge sind laut Schwabl unterschiedlich alt - manche mehr als 20 Jahre, manche noch keine zehn Jahre. „Diese jüngeren Dieselfahrzeuge haben eine bessere Umweltbilanz und erhalten die geplanten Komplett-Modernisierungen. Auch die Übergangslösungen bringen also schon Verbesserungen für Fahrgäste und Umwelt“, sagte sie.

Noch viele Diesel-Triebzüge im Einsatz

Beim Verkehrsanbieter Erixx sind noch 28 Diesel-Triebzüge im Einsatz. Züge von Enno und dem Metronom würden allesamt elektrisch fahren, teilte eine Metronom-Sprecherin mit. Die Nordwestbahn hat nach eigenen Angaben 69 Dieseltriebwagen und 51 mit elektrischem Antrieb im Einsatz. Der Verkehrsanbieter Start, der etwa Züge zwischen Hamburg und Hannover betreibt, hat insgesamt 42 Dieseltriebzüge im Netz Niedersachsen Mitte und Unterelbe im Einsatz. Ein Sprecher sagte, man habe leider keine elektrisch angetriebenen Züge. Im Taunus würde man hingegen auf wasserstoffbetriebene Fahrzeuge setzen.

Heidekreuz soll Vorreiter werden

Das erste Netz, in dem Dieselzüge ersetzt werden soll, ist nach den Plänen ab 2029 das Heidekreuz. Dort fahren beispielsweise Züge von Bremen über Soltau nach Uelzen und von Hamburg-Harburg über Buchholz weiter nach Hannover.

Grüne begrüßen Schritt - CDU bemängelt Finanzierung

Grünen-Verkehrspolitiker Stephan Christ begrüßte den Schritt. „Das Zeitalter der Dieselfahrzeuge auf Niedersachsens Schienen geht dem Ende entgegen. Angesichts der nach wie vor viel zu hohen CO2-Emissionen im Verkehrssektor ist das eine sehr gute Nachricht.“

CDU-Verkehrspolitiker Marcel Scharrelmann sagte, Investitionen in einen CO2-neutralen Schienenpersonenverkehr seien grundsätzlich richtig. Der Verkehrssektor sei die größte Baustelle zur Erreichung der Klimaziele. Ungeklärt bleibe die konkrete Finanzierungsgrundlage, kritisierte er. Lies konnte am Mittwoch zunächst nicht sagen, welchen Anteil das Land und welchen der Bund bei den Kosten übernimmt.

© dpa-infocom, dpa:230726-99-538526/3

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