Verkehr:Autonom auf der Autobahn

Lesezeit: 2 min

So sieht Fahrassistenz aus Deutschland bislang aus: Ein Mercedes mit Bosch-Sensoren. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Die deutschen Autokonzerne BMW, Daimler und VW reden über eine Kooperation bei selbstfahrenden Autos.

Von Max Hägler und Stefan Mayr, München/Stuttgart

Wer verstehen will, wie groß die technologischen Umbrüche auf den Straßen und bei den Autos sein werden, der muss auf Volkswagen schauen.

Sogar der - je nach Zählweise - größte Fahrzeugkonzern Europas oder gar der Welt müsse Allianzen eingehen, um künftig zu bestehen, erklärt Vorstandschef Herbert Diess immer wieder. Ein erster, großer Partner kam im vergangenen Jahr dazu: Microsoft. Die Softwarefirma soll vor allem bei der Entwicklung von Roboterautos helfen, bei der Volkswagen eher wenig eigenes zu bieten hat. Doch das reicht noch nicht aus, um mitzuhalten im Wettbewerb gegen Unternehmen aus den USA und China, gegen neue Konkurrenten wie den Google-Konzern oder Alibaba. Und so setzt Diess nun offenbar auf eine Art Deutschland-Allianz. Mit vereinten Kräften sollen die maßgeblichen Firmen im Land zusammenarbeiten, um die besten Fahrassistenzsysteme anbieten zu können und vielleicht irgendwann selbstfahrende Wagen - in diesem Rennen um Technik und Standards. Tatsächlich ist aus verschiedenen deutschen Fahrzeugkonzernen zu hören, dass man miteinander "in losen Gesprächen" sei über eine gemeinsame Entwicklung zu künstlicher Intelligenz und Roboterautos. Es sei bislang zwar nichts vereinbart worden bei den Treffen, die seit einigen Monaten liefen. Aber alle hätten erkannt, "dass einer allein das Rennen nicht gewinnen wird", so ist zu hören. Das Manager Magazin hatte am Mittwoch berichtet, dass neben VW, BMW und Daimler auch die Zulieferer Continental und Bosch über so eine gemeinsame Allianz nachdächten. "Das automatische und autonome Fahren erfordert erhebliche Investitionen in die Technologie und die notwendigen Tests, um es zur Marktreife zu entwickeln", erklärte Volkswagen dazu. Im Hinblick auf gemeinsame Standards und günstigere Einkaufspreise seien "strategische Partnerschaften und ein umfangreiches Entwicklungsnetzwerk essenzielle Erfolgsfaktoren". VW verfolge hierbei den Ansatz einer offenen Plattform. Konkrete Namen nennt der Konzern offiziell noch nicht; auch seien die Branchenspekulationen, dass man bereits im März über eine Zusammenarbeit entscheiden wolle, etwas vorschnell. Dem Vernehmen nach gibt es jedoch bereits sehr weit gediehene Gespräche zwischen Volkswagen und BMW. Die Münchner haben vor zwei Jahren eine "offene Plattform" für die Entwicklung von Roboter-Autos begründet, an der Fiat-Chrysler und der Hardware-Konzern Intel beteiligt sind. Man könne bestätigen, dass "weitere Unternehmen" Interesse hätten, hieß es am Mittwoch. VW liegt dabei nahe, denn Volkswagen-Chef Diess weiß um das Potenzial der Münchner: Vor seinem Job in Wolfsburg war er BMW-Vorstand. Überhaupt ist BMW derzeit ein begehrter Partner: Auch Daimler dringt auf ein stärkere Zusammenarbeit. Im Falle der Roboter würde dann breite Expertise zusammenkommen: Daimler entwickelt derlei vor allem mit Bosch und will bereits in diesem Jahr autonome Taxis im kalifornischen San José auf die Straße bringen. In einem anderen zukunftsträchtigen Bereich bündeln BMW und Daimler bereits ihre Kraft. Unter dem Namen Jurbey sollen alle Mobilitätsdienste wie die Carsharing-Töchter Drive Now und Car2Go vereint werden. Die Zentrale wird im ehemaligen Kaufhaus Jandorf in Berlin-Mitte einziehen. In dem repräsentativen und denkmalgeschützten Eckbau sollen etwa 500 Arbeitsplätze entstehen. Das Projekt mit dem Arbeitsnamen "Kitt" soll Ende Februar vorgestellt werden. Funktioniere es, dann sei noch mehr denkbar, heißt es in Stuttgart wie in München, auch eine Roboterauto-Entwicklung. Von Konkurrenz ist dabei nun seltener die Rede: Die sei nicht mehr nur in Deutschland zu finden, sondern komme aus den USA oder China, etwa in Form von Fahrdiensten wie Uber oder Didi. Neue Gegner, die neue Allianzen nötig machen.

© SZ vom 24.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: