Verdacht auf Bestechung:Almsicks Lebensgefährte in Untersuchungshaft

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Er hat bei einem Immobiliendeal am Frankfurter Flughafen mitgemischt. Nach einer Razzia sitzt der Partner von Franziska van Almsick in Untersuchungshaft. Er soll sich geschäftliche Vorteile erkauft haben. Für die Staatsanwaltschaft Frankfurt geht es aber um viel mehr.

Von Christopher Keil

Am Dienstag der vergangenen Woche meldeten sich drei Beamte der Steuerfahndung am Portal der J. B. Harder Verwaltung GmbH & Co KG in Frankfurt. Die Bild-Zeitung druckte einen Tag später das Foto, auf dem die beiden Frauen und ihr Kollege vor einem Eisentor zu sehen sind, der Mann hält seinen Dienstausweis in die Überwachungskamera an der Klingel. Auch das Ergebnis der Hausdurchsuchung wird dokumentiert: Verpixelte Ermittler wuchten Kisten aus dem Firmensitz, einer anschaulichen Villa mit Spitztürmchen.

Dass der Bild-Fotograf offensichtlich vor den Strafverfolgern am Tatort Stellung beziehen konnte, ist erstaunlich und erinnert an den Fall des früheren Post-Chefs Klaus Zumwinkel. Die Hausdurchsuchung Zumwinkels 2008 wegen Steuerhinterziehung wurde live im Fernsehen übertragen. Die Richter haben das später kritisiert.

Auch bei Jürgen H., dem die J. B. Harder Verwaltungs GmbH & Co KG gehört, geht es möglicherweise um Steuerhinterziehung, für die Staatsanwaltschaft Frankfurt geht es um viel mehr. Sie beschuldigt derzeit zehn Personen, ein Schmiergeldsystem im Zusammenhang mit der Entwicklung der Cargo City Süd am Frankfurter Flughafen aufgesetzt zu haben. Fünf Verdächtige wurden wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr verhaftet, unter ihnen ein 50-jähriger früherer leitender Angestellter der Fraport AG, der die Grundstücke der Cargo Süd gehören. Auch der 53 Jahre alte H. kam Montagabend dieser Woche in Untersuchungshaft. An der bundesweiten Razzia in 28 Geschäfts- und Privatwohnungen waren 200 Beamte und 14 Staatsanwälte im Einsatz.

H., der in Heidelberg residiert, ist Lebenspartner der früheren Schwimm-Weltmeisterin Franziska van Almsick, 35. Seit Jahren wirkt er sehr erfolgreich in der Immobilienbranche, gilt als Spezialist bei Investitionen in Multifunktions- und Logistikhallen. Auch in der Cargo City Süd war er engagiert. Mehr als 200 Fluggesellschaften haben sich dort niedergelassen, ein Netzwerk aus Speditionen und Expressdiensten. Seit 1996 entstand dort ein Frachtzentrum mit mehr als 80.000 Quadratmetern Büro- und 200.000 Quadratmetern Lagerfläche. Die Fraport AG, an der mehrheitlich das Land Hessen und die Stadt Frankfurt beteiligt sind, ist Besitzer des Bodens, auf dem Cargo-Süd steht. Der Konzern, der den Rhein-Main-Flughafen betreibt, veräußerte ihn allerdings nicht, sondern vergab ihn im Erbbaurecht.

Die Frankfurter Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Umwelt und Wirtschaftsstrafsachen wirft H. jetzt vor, auf "der Geberseite" an Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr, an Untreue, Betrug und Geldwäsche beteiligt gewesen zu sein. Er soll sich bei dem bis 2008 mit der Grundstücksvergabe betrauten Fraport-Manager angeblich Vorteile erkauft haben. H.s Anwalt Daniel Krause hat sich auf SZ-Anfrage an diesem Mittwoch nicht geäußert. So oder so: Für seinen Mandanten gilt die Unschuldsvermutung.

Die Frankfurter Fahnder glauben, den Fluss des Bestechungsgeldes nachvollziehbar erkundet zu haben. Der ehemalige Fraport-Mann soll nach derzeitigem Ermittlungsstand 630.000 Euro bekommen haben. Wohl um die Summe zu legalisieren, sei sie scheinbar einer nicht erbrachten Maklerleistung zugeschrieben worden. Der Makler (er ist ebenfalls in U-Haft) soll den Finanzstrom nach Liechtenstein umgeleitet haben, von einem Treuhandkonto könnte es zurück nach Frankfurt zirkuliert sein, in die Hände des geschmierten Partners von der Fraport. Weil die Fraport AG vielleicht geschädigt wurde, hat die Staatsanwaltschaft so genannte dingliche Arreste erwirkt. Sie darf bis zu 2,9 Millionen Euro für Entschädigungsleistungen einfrieren. Bisher hat sie nichts gefunden.

Kurioserweise soll der Makler mit H. prozessiert haben. Nachdem der angeblich geschmierte Fraport-Manager 2008 ausstieg und sich als Berater selbständig gemacht hatte, zahlte H. vermutlich keine Provisionen mehr an den Makler. Doch der soll mit H. einen Vertrag geschlossen und 1,6 Millionen Euro verlangt haben. Am Ende stand ein Vergleich: H. zahlte 800.000 Euro.

© SZ vom 18.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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