US-Notenbank und die Finanzkrise:Bernanke verlangt mehr Macht

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US-Notenbank-Chef Ben Bernanke ist während der Finanzkrise seltsam still geblieben - doch hinter den Kulissen ringt er um Einfluss. Vielleicht, weil sein Job in Gefahr ist.

Es war ein gefährliches Lob, was US-Präsident Barack Obama da von sich gab: Bernanke, der mächtigste Notenbanker der Welt, habe während der Finanzkrise einen "prima" Job gemacht. Allein - das Lob war zu kurz. Obama tat nichts, um die Gerüchte zu zerstreuen, dass sein Wirtschaftsberater Lawrence Summers im Januar den Posten Bernankes übernehmen könnte.

Fed-Chef Ben Bernanke will Großaufseher werden. (Foto: Foto: Reuters)

Vielmehr ließ Obama durchblicken, dass die Fed nicht ganz unschuldig am Ausbruch der Finanzkrise sei, weil sie die riskanten Geschäfte im Finanzsektor geduldet hatte. Noch aber genießt Bernanke das Vertrauen Obamas und er tut alles, um seine Position zu stärken.

Hinter den Kulissen, so weiß es die New York Times, verteidige er eifrig seine Arbeit in der Krise und fordere zugleich mehr Macht für die Fed. Nur so könne die Notenbank entschieden genug handeln, um das Risiko weiterer Krisen zu reduzieren.

"Mission Impossible"

Bernanke bemängele nach Angaben des Blattes, dass die außergewöhnlichen Maßnahmen, mit denen die Fed gegen die Krise steuere, nicht genug gewürdigt würden. Doch gerade damit spiele sie eine entscheidende Rolle im Kampf gegen eine zweite Große Depression. Dies rechtfertige auch die Übernahme weiterer Aufgaben, so wie dies die US-Regierung für die Fed vorgesehen habe.

Obama will, dass "es jemanden gibt, der nicht nur für die Überwachung einzelner Institutionen zuständig ist, sondern auch die systemischen Risiken des Systems insgesamt" im Blick habe. Und da habe die Fed nach Auffassung Obamas die größte Erfahrung und Expertise.

Unklar ist freilich, ob die Fed die Verantwortung für die Bereiche Hypotheken und Kreditkarten noch behalten kann. Bernanke dürfte sich jedenfalls demnächst vor dem US-Kongress dafür stark machen und zugleich eine stärkere Beachtung des Bereichs Konsumentenkredite zusichern.

Möglicherweise überfordert sich die Fed jedoch mit der geplanten Anhäufung von Macht selbst: Anders als etwa die Europäische Zentralbank müsste sie sich dann um die Stabilität der Währung, die konjunkturelle Entwicklung und die Überwachung des amerikanischen Finanzmarktes insgesamt kümmern.

Schon Bernankes Vorgänger Alan Greenspan hatte gewarnt, dass das eine "Mission impossible" sei.

Und: Ihr ureigenstes Ziel, die Geldpolitik, könnte aus dem Blickfeld geraten. Darüber berät die Fed am Mittwoch. Ein Zinsschritt wird nicht erwartet, wohl aber eine Antwort auf die Frage, die die Finanzmärkte derzeit mehr als alles andere umtreibt: Wird die Fed weiterhin noch eine Politik des billigen Geld betreiben? Oder wird sie andeuten, dass sie in den nächsten Monaten wieder die geldpolitischen Zügel strafft?

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