Urlaub machen:Tausche Provence gegen Südafrika

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Warum das Feriendomizil mieten oder gar kaufen? Reisewillige können auch ihr Zuhause anbieten und verbringen im Gegenzug bei den Tausch-Partnern ihren Urlaub.

Freunden von Erika Dippold aus dem oberfränkischen Küps stand schon des öfteren das pure Entsetzen ins Gesicht geschrieben. "Wie, ihr lasst wild fremde Leute in euer Haus?" Schlagfertig entgegnet daraufhin die 33-jährige Mutter von zwei Kindern: "Wir machen ja auch bei unseren Haustausch-Partnern Urlaub und räumen dort nicht alle Schubladen aus."

Dieses Haus steht in Aix-en-Provence. Die Bewohner möchten tauschen mit Kanadiern oder Südafrikanern. (Foto: N/A)

Eine sehr individuelle Unterkunft

Haustausch sei eine Urlaubsform, die nicht jedermanns Sache sei, räumt auch Manfred Lypold aus dem oberfränkischen Memmeldorf ein. Seit 1977 fungiert Lypold für den Verein "Home Link Holiday Service e.V." als Kontaktman für Deutschland. Er steht bei Fragen zum Thema Haustausch mit Rat und Tat zur Seite.

Wie vieles in Europa, so stammt auch die Haustausch-Idee aus den Vereinigten Staaten. Vor 50 Jahren hatte ein Professor die Idee, Hochschullehrer von der amerikanischen Ost- und Westküste könnten in den Ferien jeweils ihre Häuser tauschen.

Dickes Angebot

"Theoretisch ist es möglich, dass die Studentenbude in Deutschland mit der Luxusvilla in Florida getauscht wird", erzählt Lypold. Die Auswahl an Häusern lässt gegenüber einem dicken Katalog aus dem Reisebüro nichts zu wünschen übrig. Auf mehr als 700 Seiten sind Feriendomizile in 54 Ländern abgebildet - von Argentinien bis Zypern. Im Internet stehen zurzeit 6000 Immobilien zur Auswahl, 700 davon aus Deutschland.

Geheimnisvolle Kürzel verraten eine ganze Menge über den Gastgeber. Ob Raucher oder Nichtraucher, ob Kinder willkommen sind und welche Freizeitmöglichkeiten die nähere Umgebung bietet. "Auf diese Weise finden sich meist Tauschpartner, die ähnliche Interessen haben", weiß Lypold aus seiner langjährigen Erfahrung.

Gegenseitiger Schutz

Die beiden Haustausch-Partner schließen miteinander einen Zivilvertrag ab. Sehr selten sei es vorgekommen, dass Tauschzusagen nicht eingehalten werden. Sollte während des Besuchs doch etwas kaputt gehen, so zahlt in aller Regel die private Haft- oder Hausratsversicherung den Schaden. Falls nicht, so verfügt die Haustausch-Agentur über einen jährlichen Garantiefonds von 2500 Euro. In den letzten sieben Jahren ist nach Lypolds Angaben aber nur in drei Fällen finanzielle Hilfe geleistet worden.

"In den letzten 15 Jahren ist nur ein Mitglied gesperrt worden. Er hatte die Wohnung seines Tausch-Partner verwahrlosen lassen", weiß Gudrun Müller-Daams, Mitarbeiterin in der deutschen Agentur.

Persönliches austauschen

Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei der Haustausch als Urlaubsform durchaus attraktiv, sagt Lypold. Er ist nicht nur Chef der deutschen Agentur, sondern nutzt seit Jahren selber den Service: Zurzeit hütet er ein Haus ein in der Schweiz.

Jedes Jahr sei eine einmalige Gebühr von rund 100 Euro zu zahlen. Für diese Gebühr kann beliebig oft und beliebig lang getauscht werden. Eine Art Mietzahlung fällt beim unmittelbaren Haustausch nicht an.

Hautausch sei eine tolle Sache, findet Erika Dippold. Für die Kinder seien beispielsweise Spielsachen vorhanden, die gerade deshalb interessant seien, weil sie diese von zu Hause nicht kennen. Eine andere Urlaubsform als Haustausch kommt für Dippolds nicht mehr in Frage. Eine gewisse Offenheit sei für den Haustausch aber Voraussetzung.

Karl-Heinz Müller aus dem Großraum Nürnberg ist seit mehr als 20 Jahren begeisterter "Haustauscher". "Für mich ist das die ideale Form, ein fremdes Land auf eigene Faust zu erkunden." Und zu den Menschen des Gastlandes werde in der Regel schnell Kontakte geschlossen.

Probleme mit mutwilligen Zerstörungen sind laut Lypold "bislang noch nie vorgekommen". Eher sei es so, dass die jeweiligen Gäste besonders pflegsam mit den Möbeln umgingen. Diese Erfahrung hat auch Karl-Heinz Müller gemacht. Auf die Frage, ob er denn keine Bedenken habe, fremde Menschen in seinem Haus zu haben, entgegnet er: "Ich hoffe, die fremden Menschen haben keine Sorgen, dass wir in ihrem Haus sind."

(sueddeutsche.de/ dpa - Christoph Gahlau)

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