Untersuchung: HSH Nordbank:Erst verschieben, dann feiern

Lesezeit: 1 min

Wer verschuldete den Beinahe-Kollaps der HSH Nordbank? Ein Hamburger Ausschuss geht der Frage nach und knöpft sich Bank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher vor.

M. Hesse u. K. Ott

An diesem Freitag wird es für Dirk Jens Nonnenmacher ernst. Der Vorstandschef der HSH Nordbank muss sich in Hamburg einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss stellen. Die Liste der Fragen und Vorwürfe ist lang. Die Abgeordneten wollen wissen, wie es zu den Milliardenverlusten kam, die beinahe zur Pleite der HSH führten.

HSH-Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher muss sich in Hamburg einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss stellen. (Foto: Foto: dpa)

Neuen Zündstoff bekommt die Anhörung durch eine Strafanzeige des Rechtsanwalts Gerhard Strate, der sowohl der HSH wie auch der Hypo Real Estate (HRE) Bilanzfälschung vorwirft (SZ berichtete). Mit einem Kreislaufgeschäft sollen die Banken Kreditrisiken von bis zu 3,8 Milliarden Euro Ende 2007 vorübergehend aus der Bilanz geschafft und so ihre Kapitalstärke geschönt haben. Bereits zum 15. April hatten die Banken das Geschäft rückabgewickelt.

Wie wichtig der HSH und der HRE der fragwürdige Handel mit dem Code-Namen "St. Pancras" war, ist dem umfangreichen Mail-Verkehr zwischen Mitarbeitern beider Banken zu entnehmen.

So planten HSH und HRE für Ende März 2008 ein "Closing-Dinner", ein Abendessen, mit dem das Projekt als abgeschlossen gefeiert werden sollte - und das, obwohl das Geschäft ja nur wenige Wochen später wieder rückgängig gemacht werden sollte.

Die Banken suchten nach einem "passenden Termin", damit auch Spitzenmanager teilnehmen konnten. Anwalt Strate fragt, "was es im Hinblick auf Geschäfte, die ohnehin innerhalb kurzer Frist wieder aus der Welt geschafft wurden, überhaupt zu feiern gab?" Womöglich eine Täuschung der Bankenaufsicht? HSH und HRE weisen den Verdacht der Bilanzfälschung und Täuschung allerdings zurück.

Die Opposition im Bundestag fordert die Regierung auf, für Aufklärung zu sorgen. Träfen die Vorwürfe zu, dann läge "erstmals ein klarer Fall krimineller Machenschaften im alten HRE-Management vor", sagt Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der Grünen. Auch Anwalt Andreas Tilp, der für HRE-Aktionäre Schadenersatz verlangt, will dem Verdacht der Bilanzfälschung nachgehen. "Sollten sich diese Vorwürfe bestätigen, ergäben sich daraus Schadensansprüche gegen die HRE."

© SZ vom 05.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: