Unternehmer Heinz Schimmelbusch:Metallgesellschaft, die zweite

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Einst war Heinz Schimmelbusch Chef der Metallgesellschaft und "Manager des Jahres", dann wurde er gefeuert. Jetzt ist er wieder da - als Finanzinvestor und Unternehmer.

Elisabeth Dostert

Der Mann hatte schon mal mehr Publikum, und die Orte, an denen er auftrat, waren schicker. Damals war Heinz Schimmelbusch Vorstandsvorsitzender der Metallgesellschaft. Ein Magazin kürte ihn zum "Manager des Jahres". Schimmelbusch tingelte durch Talkshows und hielt Vorträge. Er war ein Mann für die ganz große Bühne. Sein Aufstieg war so jäh wie der Absturz. Riskante Öltermingeschäfte trieben die Metallgesellschaft, kurz MG, 1993 fast in den Ruin. Schimmelbusch musste gehen.

Heinz Schimmelbusch ist zurück - als Unternehmer und Investor. (Foto: Foto: oh)

Die Bühnen, auf denen sich der 63-jährige Manager heute bewegt, sind kleiner. Zur Hauptversammlung der Graphit Kropfmühl AG am Donnerstag in die Hanns-Seidel-Stiftung in München sind vielleicht hundert Aktionäre gekommen, zum Mittagstisch füllt sich der Saal. Schimmelbusch führt seit Mai den Aufsichtsrat des Herstellers von Silizium und Graphit. Er repräsentiert den neuen Großaktionär, die niederländische AMG Advanced Metallurgical Group. Schimmelbusch ist deren Vorstandsvorsitzender. AMG stellt Spezialmetalle, Solarsilizium und Vakuumöfen für die Reinigung von Metallen her und setzte im vergangenen Jahr 1,1 Milliarden Dollar um.

Den Metallen verfallen

Die Hauptversammlung von Graphit Kropfmühl bestreitet Schimmelbusch routiniert. Er liest die Formalitäten monoton vom Blatt ab. Ein korrekter Herr, der Scheitel wie mit dem Lineal gezogen. Er bedankt sich lachend bei einem Kleinaktionär, der ihn als "Nicht-Heuschrecke" bezeichnet. Er nimmt in langen Sätzen jede Frage der Aktionäre auf, ohne richtig zu antworten. Er könne nicht sagen, ob AMG den Anteil von knapp 80 auf 95 Prozent aufstocken wolle. "Wir sind gerade erst am Bahnhof angekommen, wir wissen noch gar nicht, wo das Zentrum ist", sagt Schimmelbusch. Nach gut zwei Stunden ist die Versammlung mit mehr Lob als Kritik vorbei.

Metalle lassen den Mann nicht los, die Metallgesellschaft auch nicht. Schimmelbusch hat das Unternehmen, dessen Reste 2005 in der Gea Group aufgingen, nie aus den Augen verloren. Schließlich hat er, der promovierte Volkswirt, zwei Jahrzehnte für den Frankfurter Konzern gearbeitet. Ihm fiel auch auf, als der Name Metallgesellschaft aus dem Handelsregister gelöscht wurde.

Eine Fehde eitler Männer

Und so hat Schimmelbusch mittlerweile eine neue Metallgesellschaft AG geschaffen, in Elsteraue im Burgenlandkreis. Einziger Gesellschafter ist die Metallgesellschaft Limited in London, die seinem "unternehmerischen Einflussbereich" zuzurechnen sei.

Die Prozesse um die alte MG sind längst beendet: Das strafrechtliche Verfahren gegen Schimmelbusch, in dem es um den Verdacht der Untreue ging, mündete im Frühjahr 1998 in einer Geldbuße, die zivilrechtlichen Verfahren wurden schon zuvor mit Vergleichen beendet. Aufgeklärt wurde der Fall nie richtig. Über weite Strecken war es die Fehde zweier ehrgeiziger, eitler Männer.

Auf der einen Seite Schimmelbusch, auf der anderen Seite Ronaldo Schmitz. Dieser führte als damaliger Vorstand des Großaktionärs und Kreditgebers Deutsche Bank den Aufsichtsrat des Metallkonzerns. Ein Schimmelbusch lässt sich nicht rausschmeißen. Für die gut 800 Seiten starke Erwiderung zu einer Schadensersatzklage engagierte er den Wirtschaftsnobelpreisträger Merton Miller.

Kompliziertes Geflecht

Vor Jahren hat Schimmelbusch einer Zeitung gesagt, er habe mit der Vergangenheit abgeschlossen. Aber sein Tun wirkt so, als stecke er immer noch in der Beweisführung: Der gebürtige Österreicher scheint zeigen zu wollen, dass er viel von Metallen und Management versteht. AMG ist ein Beweisstück. Im Namen dieses Unternehmens steckt das Kürzel der alten Metallgesellschaft (MG). Ins Deutsche übersetzt ist die AMG Advanced Metallurgical Group eine Art "fortgeschrittene Metallgesellschaft".

Der Konzern wurde im November 2006 vom US-Finanzinvestor Safeguard International geschaffen. Seit Juli 2007 ist AMG an der Börse Euronext notiert. Die Firma hat ihren Sitz in Amsterdam. Aber die Post geht nach Wayne im US-Bundesstaat Pennsylvania. Safeguard hat die gleiche Adresse und Schimmelbusch ist einer der Geschäftsführer. Er heuerte nur wenige Monate nach dem Rauswurf bei der Metallgesellschaft dort an. Er war nie ganz weg aus dem Rohstoffgeschäft, er giert nur weniger nach Öffentlichkeit als früher.

Safeguard ist mit einem guten Viertel des Kapitals größter Einzelaktionär von AMG. Der Fonds ist an vielen Firmen beteiligt, unter anderem am Flugzeugkomponentenhersteller PFW Aerospace in Speyer. Die Konstruktion der Beteiligungen ist nicht leicht zu verstehen, aber das waren Schimmelbuschs Konzerngeflechte nie.

© SZ vom 04.07.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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