Unternehmen:Zumwinkel bereut Steuerhinterziehung - «Morddrohungen»

Lesezeit: 2 min

Bonn (dpa) - Der frühere Post-Chef Klaus Zumwinkel bereut, dass er Steuern hinterzogen hat. "Ich habe einen großen Fehler begangen", sagte er in einem Interview mit dem Magazin "Focus". "Die Strafe und die Rücktritte waren nur konsequent", meint der einstige Topmanager im Rückblick.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Bonn (dpa) - Der frühere Post-Chef Klaus Zumwinkel bereut, dass er Steuern hinterzogen hat. „Ich habe einen großen Fehler begangen“, sagte er in einem Interview mit dem Magazin „Focus“. „Die Strafe und die Rücktritte waren nur konsequent“, meint der einstige Topmanager im Rückblick.

Er bekräftigte damit frühere Aussagen. Zumwinkel - der an diesem Sonntag 70 Jahre alt wurde - hat sich 2009 nach seiner Verurteilung aus Deutschland zurückgezogen. Das habe er tun müssen, um seine Familie zu schützen, sagte er nun: „Ich musste allerdings aus Deutschland wegziehen, weil es zu Telefonterror, Demonstrationen vor unserem Haus und sogar zu Morddrohungen gegen mich kam. Ich konnte es der Familie nicht mehr zumuten, in Deutschland zu leben.“

Zumwinkel gibt sich in dem Interview keineswegs nur zerknirscht. Den staatlichen Stellen wirft er „Rechtsbruch“ vor: „Mit den Strafverfolgern standen ja auch bereits die Medien vor unserem Haus, die alle vorab informiert wurden.“

Zum Steuerfall Uli Hoeneß sagte Zumwinkel: „Solange hier kein Urteil vorliegt, ist Herr Hoeneß unschuldig. Davon unabhängig hat er großartige Dinge geleistet, doch das wird derzeit leider vollständig überlagert.“ Mit seiner eigenen Steueraffäre lasse sich der Fall nicht vergleichen, „weil Herr Hoeneß Selbstanzeige erstattet hat“.

Harsche Kritik übte Zumwinkel an der Telekom. „Die Telekom hat es in den ersten zehn Jahren, als sie über gewaltige Investitionsmittel verfügte, versäumt, die Internationalisierung voranzutreiben. Die Telekom hätte mit der damals führenden deutschen Technik und ihren deutschen Lieferanten die Welt erobern können. Doch sie hat die ersten Jahre leider verschlafen.“

Im Gegensatz dazu sei die von ihm vorangetriebene Privatisierung der Post „eine riesige Erfolgsgeschichte“. Dass die Post heute an der Börse gut 30 Milliarden Euro wert sei, habe vor 25 Jahren keiner zu hoffen gewagt. Bei seinem Start am 1. Januar 1990 als Geschäftsführer sei „die Post noch eine ganz schrecklich bürokratische Behörde“ gewesen, die damals „mit einem negativen Wert in der Bilanz“ gestanden habe. „Man könnte also sagen, Klaus Zumwinkel hat dazu beigetragen, gut 30 Milliarden Euro an Wert zu schaffen.“

Auch zur Politik äußerte sich der Ex-Manager. „Derzeit zeigt das politische Berlin leider die Tendenz, die Agenda 2010 zurückzuschrauben“, beklagte er. „Man dreht an diesem und an jenem Schräubchen – von der Einschränkung bei der Zeitarbeit bis zu Mehrausgaben bei der Rente –, weil es Deutschland derzeit gutgeht. Das wird aber nicht dauerhaft gutgehen.“

Zumwinkel kritisierte heftig die noch von der schwarz-gelben Koalition beschlossene Energiewende: „Diese massiven Eingriffe wie die ausufernde Förderung des Ökostroms sind Staatskapitalismus. Der Wohlstand wird nun einmal nicht durch Staatsbürokratie produziert, sondern von der Wirtschaft, von den Arbeitnehmern und Unternehmern.“

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: