Unrentable Krankenhäuser:Abschied von der Tante-Emma-Klinik

Dichtmachen oder Spezialisierung, das wäre die Lösung für Deutschlands unwirtschaftliche Kliniken. Doch Politiker scheuen sich, das den Bürgern nahezubringen - und versagen bei der Planung.

Ein Kommentar von Nina von Hardenberg

Das Krankenhaus, in dem man seine Kinder geboren hat, liegt vielen Frauen irgendwie am Herzen. Nur ein Grund, weshalb die Bürger immer wieder mit Nein stimmen, wenn unwirtschaftliche Kliniken geschlossen werden sollen. Auch Politiker tun sich mit derart unpopulären Entscheidungen schwer.

Fakt ist aber, dass in Deutschland laut einer Studie 260 von etwa 900 Kreißsälen geschlossen werden könnten, die Patienten müssten trotzdem nicht mehr als 30 Minuten Fahrtweg in Kauf nehmen.

Nun muss nicht jeder Kreißsaal direkt dichtmachen. Eine Spezialisierung aber würde den Kliniken, von denen 2012 jede zweite Verluste machte, helfen. Auch die Patienten sind oft bereit, längere Wege in Kauf zu nehmen, wenn sie dafür von Spezialisten behandelt werden.

Die Länder müssten das planen, versagen aber, weil sie den Konflikt scheuen. Stattdessen hat die Politik gerade in Westdeutschland vielerorts flächendeckend Kliniken bauen lassen; die sind aber oft kaum wirtschaftlich zu betreiben. Es ist also Zeit, vom romantischen Bild des Tante-Emma-Krankenhauses Abschied zu nehmen.

Ohne eine realistische Krankenhausplanung haben viele Kliniken keine Zukunft. Wenn die Länder nicht reagieren, muss der Bund eingreifen. Der nun von SPD und Union geplante Fonds, mit dem uneffiziente Kliniken in Praxisgemeinschaften umgewandelt werden können, ist ein guter Anfang.

© SZ vom 21.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: