Uniper:Machtkampf auf offener Bühne

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Zwischen der Kraftwerksfirma und dem Großaktionär Fortum herrscht tiefes Misstrauen, wie die Hauptversammlung zeigt.

Beim Kraftwerksbetreiber Uniper herrscht offener Streit zwischen dem Management und dem größten Aktionär, dem Energiekonzern Fortum aus Finnland. Uniper-Aufsichtsratschef Bernhard Reutersberg kritisierte in der Hauptversammlung am Mittwoch, dass Fortum seine Absichten bei Uniper im Unklaren lasse. Der Chefkontrolleur beklagte ein "fortbestehendes Misstrauen" des Großaktionärs gegen den Vorstand.

Fortum hält knapp 50 Prozent an dem M-Dax-Unternehmen, das vor drei Jahren aus dem Eon-Konzern hervorgegangenen war. Eine Entscheidung der russischen Antimonopolbehörde hindert die Finnen daran, ihre Beteiligung auf mehr als 50 Prozent aufzustocken. Uniper betreibt mehrere Kraftwerke in Russland. Zu einem gehört auch eine als strategisch wichtig eingestufte Anlage zur Trinkwasseraufbereitung. Aus diesem Grund darf Fortum keine Mehrheit an Uniper übernehmen. Die Finnen haben den Uniper-Vorstand im Verdacht, hinter dieser Anordnung zu stecken. Fortum will den Vorstand deshalb nicht entlasten, "solange unsere Bedenken nicht ausgeräumt wurden", wie der Konzern bereits am Dienstag mitgeteilt hatte.

Die Uniper-Spitze wies die Vorwürfe zurück. Fortum habe immer wieder Druck ausgeübt, dass Uniper die Hindernisse in Russland beseitige, so Reutersberg. Dabei habe man früh auf die Risiken hingewiesen, sagte der scheidende Finanzvorstand Christopher Delbrück. Eine Übernahme von Uniper durch Fortum könne zudem "gravierende finanzielle Risiken" für die Geschäfte haben, sagte Delbrück weiter. Die Bewertung von Uniper durch die Ratingagenturen könne sich verschlechtern, wenn "die Unabhängigkeit von Uniper verringert würde".

Delbrück und der an Krebs erkrankte Vorstandschef Klaus Schäfer verlassen das Unternehmen Ende des Monats. Neuer Vorstandschef wird dann der frühere Thyssenkrupp-Manager Andreas Schierenbeck, der am Mittwoch ebenfalls im Saal saß.

Der Kampf um die Kontrolle bei dem Energiekonzern, der mit etwa 12 000 Beschäftigten zuletzt einen Jahresumsatz von 78 Milliarden Euro erwirtschaftete, hat Hedgefonds wie Knight Vinke und Elliott auf den Plan gerufen. "Seit viel zu langer Zeit befindet sich die Gesellschaft aufgrund einer Blockade-Situation zwischen Vorstand und Aufsichtsrat sowie des wichtigsten Aktionärs in einer Phase des Stillstands, der Lähmung", kritisierte ein Vertreter Knight Vinkes.

© SZ vom 23.05.2019 / dpa, Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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