Umwelthilfe:Euro 6 auf dem Papier, Euro 1 auf der Straße

Die Deutsche Umwelthilfe hat Daten zu überhöhten Stickoxid-Emissionen veröffentlicht. Zwei von 16 neuen Fahrzeugen haben die Grenzwerte eingehalten.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Passend zur Daimler-Hauptversammlung hat die Deutsche Umwelthilfe am Mittwoch neue Daten zu überhöhten Stickoxid-Emissionen veröffentlicht. Demnach haben bei Messungen im Winter nur zwei von 16 neuen Fahrzeugen die geltenden Grenzwerte eingehalten. Vier der Autos hätten auf der Straße nicht einmal die seit 1992 gültige Euro-1-Norm erfüllt. Auf Basis von Labortests dagegen wurde allen getesteten Fahrzeugen die Einhaltung der neuesten Norm attestiert, Euro 6. "Damit sind die generellen Ausnahmen von den Fahrverboten für Euro-6-Pkw vom Tisch", sagte Umwelthilfe-Chef Jürgen Resch in Berlin. Bisher gingen Überlegungen zu Fahrverboten in deutschen Städten dahin, nur noch Euro-6-Fahrzeuge in Umweltzonen einfahren zu lassen - eben weil für sie strengere Stickoxid-Regeln gelten.

Nach Erkenntnissen der Umwelthilfe schalten viele Fahrzeuge aber die Abgasreinigung bei einer bestimmten Temperatur ab. So würden bei Fahrzeugen von Fiat-Chrysler bei Temperaturen unter 19 Grad Celsius die Abgase nicht mehr gereinigt, bei Modellen von Opel, Daimler, Porsche und Renault bei unter 17 Grad. Hierbei handele es sich "eindeutig um illegale Abschalteinrichtungen", heißt es bei dem Verband.

Von den drei schmutzigsten deutschen Fahrzeugen stammen zwei von Daimler: Ein Mercedes B 180 d überschritt den Grenzwert um das 13-fache, ein Mercedes C 220 d um das 9,6-fache. Allerdings beweise Mercedes mit dem E 200 d auch, dass sich die Grenzwerte einhalten ließen, ähnlich wie der Audi A5 2.0 TDI. Wie auch der Umweltverband BUND bemüht sich die Umwelthilfe derzeit, ein Verkaufsverbot für Fahrzeuge durchzusetzen, die den Grenzwert überschreiten.

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: