Umstrittener Milliardär Idan Ofer:Israels reichster Mann zieht nach London

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Eine der reichsten Familien Israels: Dieses Bild von 2011 zeigt den mittlerweile verstorbenen Unternehmer Sammy Ofer (m) mit seinen Söhnen Eyal und Idan (r). (Foto: AFP)

Will er 300 Millionen Dollar Steuern sparen - oder nur zu Mutti? Idan Ofer, reichster Mann Israels, zieht nach London. Das dürfte die israelische Linke aufregen - gilt Ofer doch im Land als Wirtschafts-Bösewicht.

Jannis Brühl

Idan Ofer hat mit dem Namen seines Landes bisher gutes Geld verdient. "Israel Corp." heißt die größte Holding des Staates, die verschiedenen Firmen seiner Familie zur Hälfte gehört. Jetzt kehrt der reichste Mann Israels, 6,5 Milliarden Dollar schwer, seiner Heimat den Rücken. Er zieht nach London. Das dürfte seine Landsleute weiter verärgern.

Für viele von ihnen ist der Reichtum des 57-Jährigen Symbol für die Ungleichheit im Land. Er ist Schiffseigner und verdient in der Chemie- und anderen Branchen mit. Sein Vermögen hat er von seinem Vater, dem Reeder Sammy Ofer, geerbt.

Die sozialen Proteste 2011 richteten sich auch gegen ihn. Wegen bester Kontakte zur israelischen Politiker-Elite soll er billig an Staatsbesitz gekommen sein. Im Wahlkampf arbeiteten sich linke Politiker an ihm ab. Die Wutwelle spülte den Journalisten Yair Lapid bei der Wahl im Januar sogar ins Finanzministerium.

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Mit Furcht habe Ofers Umzug aber nichts zu tun, sagt sein Umfeld und nennt "familiäre Gründe". Er selbst wolle zu seiner Mutter, die in London lebe, und sein Sohn wolle dort studieren. Die Zeitung Haaretz vermutet andere Motive: Die Chemiefirma ICL soll verkauft werden, an der Ofer Anteile hält. Mit Londoner Wohnsitz muss er nicht-britische Einkünfte nicht versteuern. Ersparnis für Ofer und Schaden für Israel: 300 Millionen Dollar.

Der Verkauf von ICL an die kanadische Potash Corporation of Saskatchewan ist ohnehin umstritten: Das Unternehmen baut Kalisalz am Toten Meer ab. Dieser Rohstoff wird vor allem in Düngern verwendet, das kanadische Unternehmen ist der weltweit größte Produzent. Beobachter sagen, dass Ofer mit dem Verkauf in Israel aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwinden wolle, haftet ihm doch seit einem Jahrzehnt das Image des Wirtschafts-Bösewichts an. Doch der jüdische Staat besitzt Anteile an ICL und ist gegen einen Verkauf. Lapid, Finanzminister und Gegenspieler Ofers, bezeichnete einen Verkauf der ICL als "unzionistisch". Natürliche Ressourcen dürften nicht an Ausländer verkauft werden. Die Arbeiter am Toten Meer streiken, die Verhandlungen laufen. Von ihnen dürfte abhängen, wie viel Ofer durch seinen Umzug sparen kann.

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