Umfrage:"Präsidenten kommen und gehen"

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Keine Hektik, lautet die Devise in vielen deutschen Unternehmen.

Von Elisabeth Dostert, Jens Flottau und Thomas Fromm, München

Die USA sind für viele deutsche Unternehmen, große und kleine, ein wichtiger Absatzmarkt, fünf Beispiele:

Airbus

Der Flugzeugbauer hat viel zu verlieren, wenn US-Präsident Donald Trump weitermacht mit seiner protektionistischen Wirtschaftspolitik. Die US-Fluggesellschaften gehören zu den wichtigsten Kunden, hohe Importzölle würden Airbus-Jets verteuern. Airbus hat zwar eine Endmontagelinie für die A 320-Familie in Alabama eröffnet, doch dort werden höchstens vier Flugzeuge pro Monat gebaut. Zu wenig, um den Bedarf in den USA zu decken. Außerdem werden die meisten Bauteile per Schiff aus Europa angeliefert, auf die Zölle erhoben werden könnten. Sollte Trump zudem Flugrechte ausländischer Airlines in die USA einschränken, würde das Airbus wegen des dann wahrscheinlichen Verkehrsrückgangs ebenfalls empfindlich treffen.

BMW

Irgendwie ist es wohl auch schon zu spät, jetzt noch mit dem Bau aufzuhören. BMW hat jedenfalls entschieden: Man macht weiter mit den Plänen für eine Autofabrik in Mexiko, die 2019 eröffnet werden soll. Obwohl Trump BMW und anderen deutschen Autoherstellern mit Strafzöllen von bis zu 35 Prozent gedroht hat, wenn sie weiterhin in Mexiko statt in den USA produzieren. "Sie sollen nicht ihre Zeit und ihr Geld verschwenden, es sei denn, sie wollen in andere Länder exportieren", sagte Trump - und das war durchaus als Drohung zu verstehen. BMW sieht sich zu Unrecht angegriffen; steht nicht ausgerechnet in den Südstaaten der USA, in Spartanburg, das weltweit größte BMW-Werk, Hersteller der großen Geländewagen der X-Reihe? Ist BMW nicht ein großer US-Exporteur?

Hengstenberg

"Wir erwarten keine Einschnitte, auch wenn mit einem US-Präsidenten Donald Trump aus dem transatlantischen Handelsabkommen TTIP nichts wird", sagt Steffen Hengstenberg, geschäftsführender Gesellschafter der Firma aus Esslingen, die seinen Namen trägt. 140 Millionen Euro Umsatz, rund 500 Beschäftigte. Ein typisches Familienunternehmen, von denen es in Deutschland besonders viele gibt. Sie gelten als eine Stärke des Landes. Was sollte Trump schon gegen Familienunternehmer haben, er ist ja selbst einer? Hengstenberg produziert Essig, Senf und Sauerkonserven wie Gurken und Rotkohl. "Aber am meisten mögen die Amerikaner Sauerkraut", sagt er. Das Geschäft wächst. "Die Amerikaner schätzen Lebensmittel aus Deutschland, weil sie als sicher gelten - frei von künstlichen Zusatzstoffen und ohne Gentechnik." Das Unternehmen ist 141 Jahre alt. Männer wie Hengstenberg denken in Generationen: "Präsidenten kommen und gehen. Gutes Essen bleibt."

Kuka

Sie warten erst mal ab. Sie wollen nichts kommentieren. Der Mann ist noch nicht mal zwei Wochen im Amt. Und Gegenwind hat der Augsburger Roboterhersteller Kuka schon früher aushalten müssen. Die Übernahme durch den chinesischen Hausgerätehersteller Midea löste eine politische Debatte aus. Sigmar Gabriel, damals noch Wirtschaftsminister, und EU-Kommissar Günther Oettinger fürchteten den Ausverkauf deutscher Spitzentechnologie. Ein wenig klangen beide Politiker im Sommer wie Donald Trump. China steht weit oben auf seiner Angriffsliste. Trump wirft der Volksrepublik "Währungsmanipulation" vor. Das Land versuche, sich so auf dem Weltmarkt mit Billigexporten einen Vorteil zu erschleichen. Als eine seiner ersten Amtshandlungen hatte Trump einen 45-prozentigen Strafzoll auf sämtliche chinesische Einfuhren angekündigt.

Bayer

Werner Baumann hatte es eilig. Noch vor der Vereidigung des US-Präsidenten wurden der Bayer-Chef und Monsanto-Oberhaupt Hugh Grant bei Donald Trump und seiner Mannschaft vorstellig. Bayer will den US-Saatgutkonzern für 66 Milliarden Dollar übernehmen. Da ist es gut, sich den Präsidenten gewogen zu halten, schließlich müssen noch allerlei Behörden der Transaktion zustimmen. Die beiden Bittsteller versprachen, acht Milliarden Dollar in den USA zu investieren und 3000 neue Jobs bei Monsanto zu schaffen. Und der Hauptsitz des US-Konzerns soll natürlich in St. Louis bleiben. Verärgert reagierte die National Farmer Union, der zweitgrößte Bauernverband, auf den Deal. In einer Pressemitteilung erinnerte Bauernpräsident Roger Johnson daran, dass viele Bauern Trump doch unterstützt hätten. Sollte die Übernahme nun aufgrund der Zusagen der Konzerne zustande kommen, wäre das reichlich verstörend.

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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