UBS:Weiterer Kunde weg

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Büro in Shanghai: Die grassierende Schweinepest spiele nur eine Rolle, „wenn du ein chinesisches Schwein bist“, hatte der Chefökonom der Bank gesagt. (Foto: AP)

In China ist die Aufregung über ein Zitat eines Bankmitarbeiters groß. Das Land ist ein wichtiger Markt.

In China zieht die Affäre um einen flapsigen Kommentar eines UBS-Ökonomen weitere Kreise. Die staatliche Infrastrukturfirma China Railway Construction habe sich gegen eine Zusammenarbeit mit der Schweizer Bank bei der Platzierung einer Dollar-Anleihe entschieden, sagte ein Sprecher der Firma.

Grund dafür war einem Medienbericht zufolge die Aussage des UBS-Volkswirts Paul Donovan. Er hatte sich vergangene Woche in einem Podcast zu höheren Verbraucherpreisen wegen einer in China grassierenden Krankheit bei Schweinen geäußert. Er sagte: "Spielt das eine Rolle? Es ist wichtig, wenn du ein chinesisches Schwein bist. Es ist wichtig, wenn man gerne Schweinefleisch in China isst." Auf chinesischen Internetplattformen hatten die Bemerkungen zu einem Aufschrei geführt. Die Bank hatte den Artikel danach von ihrer Homepage genommen, sich entschuldigt und Donovan beurlaubt.

Die Infrastrukturfirma ist nicht der erste Geschäftspartner in China, der Geschäftsbeziehungen zur UBS kappt. Vergangene Woche war damit bereits der Broker Haitong International Securities vorgeprescht. Und die Zeitung People's Daily, Organ der regierenden Kommunistischen Partei, hatte am Samstag einen scharf formulierten Kommentar veröffentlicht: "Diejenigen, die das chinesische Volk beleidigen, müssen dafür zahlen", heißt es darin. Die UBS-Aktionäre müssen bisher nicht zahlen. Zwar sinkt der Aktienkurs der Schweizer Bank seit einigen Tagen leicht, allerdings geht das der gesamten Branche so und ist kein Negativtrend: Der Kurs der UBS bewegt sich recht analog zum Index Stoxx Europe 600 Banks, der 45 europäische Finanzinstitute abbildet.

Chefökonom Donovan wird bankintern als pointierter Redner geschätzt. "Herr Donovan hat nichts falsch gemacht. Sein Arbeitgeber muss zu ihm stehen und der fehlgeleiteten, über soziale Medien und Fehlinterpretationen angeheizten Mobbingkampagne widerstehen", schrieb die Financial Times in einem Kommentar. Die Bank selbst wollte sich am Montag nicht äußern.

Erst Ende vergangenen Jahres hatte die UBS als erstes ausländisches Institut von den chinesischen Behörden die Erlaubnis erhalten, ihre Beteiligung an einem chinesischen Börsenhandels-Unternehmen auf 51 Prozent aufzustocken. Mittlerweile haben auch JP Morgan und die japanische Bank Nomura eine solche Erlaubnis. Auch andere Banken beschäftigt das Thema. Denn für sie alle ist China ein wichtiger Wachstumsmarkt. In kaum einer anderen Region wächst die Zahl der Millionäre und Milliardäre - also die Zahl potenzieller Kunden - so rasch. In zwei US-Banken habe der Vorfall zu einer Diskussion geführt, welche Wörter Banker künftig vermeiden sollten. Auch die UBS hat Insidern zufolge ihre Analysten zu einer sorgsamen Wortwahl in Bezug auf China aufgefordert.

© SZ vom 18.06.2019 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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