Uber:Rasender Verlust

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Der Fahrdienstvermittler verliert weiter an Wert - jetzt will der Firmenchef die Kosten stärker kontrollieren.

Von Elisabeth Dostert, New York

Die Lautstärke, mit der junge US-Technologiefirmen am Markt auftreten, scheint gelegentlich mit der Höhe ihrer Verluste zu korrelieren: Je lauter, desto mieser die Zahlen. Ein Beispiel ist der Fahrdienstvermittler Uber, der im Raum München gerade Fahrten aufs Land zum Festpreis testet. 15 Euro für eine Fahrt von der Münchner Innenstadt nach Kirchheim zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgen.

Uber will wachsen und investiert aggressiv in neue und bestehende Märkte und Segmente. Das Wachstum kostet Geld. Wie das seit Mai börsennotierte Unternehmen am Montagabend nach Börsenschluss in den USA mitteilte, sind die Nettoverluste im dritten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 986 Millionen Dollar auf 1,16 Milliarden Dollar gestiegen. In den ersten neun Monaten summierten sie sich auf 7,4 Milliarden Dollar. Im gleichen Vorjahreszeitraum hatte Uber einen Nettogewinn von 1,9 Milliarden Dollar ausgewiesen. Die Erlöse legten bis Ende September auf 10,1 (Vorjahr: 8,3) Milliarden Dollar zu.

Während der Konzern im dritten Quartal in der Sparte Fahrdienste operativ Gewinn machte, schrieben der Lieferdienst für Essen und der Frachtdienstvermittler Verluste. Die Zahl aktiver Nutzer, die einen Fahrdienst oder Essen bestellen, legte um 26 Prozent auf 103 Millionen im Monat zu.

Investoren überzeugten die Zahlen nicht. Schon nachbörslich gab der Aktienkurs am Montag kräftig nach. Am Dienstag verlor das Papier weiter an Wert. Bis zum Handelsende sackte die Uber-Aktie um knapp zehn Prozent auf 28 Dollar ab. Im Mai war das Unternehmen zum Preis von 45 Dollar je Aktie an die Börse gegangen. Seither hat es rund ein Viertel seines Wertes verloren. An der Börse ist Uber damit mit nur noch knapp 48 Milliarden Dollar bewertet.

In einem Interview mit Bloomberg TV äußerte sich David Solomon, Vorstandschef der Investmentbank Goldman Sachs, unter anderem zu den Technologieunternehmen. Nach Jahren des Wachstums um "jeden Preis", angetrieben von billigem Geld, richte sich das Augenmerk der Investoren mehr und mehr darauf, ob die Unternehmen auch in der Lage seien, Wachstum in Gewinne umzuwandeln. Auch die Bank litt im dritten Quartal unter den Wertverlusten ihrer Beteiligungen, darunter Uber und Wework. Der Anbieter von Büroflächen hatte Ende September seinen Börsengang auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Bewertung brach ein.

In einer Telefonkonferenz versprach Uber-Chef Dara Khosrowshahi mehr Kostenkontrolle. "Wir werden nur noch Investitionen tätigen, die wir uns leisten können." Für 2021 stellte er einen bereinigten Gewinn in Aussicht. An diesem Mittwoch könnte die Aktie weiter unter Druck geraten. Dann endet eine Sperrfrist für den Verkauf von Aktien.

© SZ vom 06.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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