Tupperware:Das Ende der Tupperpartys

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Auf Tupperpartys wurde eher selten getanzt. Stattdessen wurden Kunststoffbehälter gezeigt und verkauft. So wie hier im Jahre 1963. (Foto: Kharbine Tapabor/imago images)

Die Geschäftsidee war eigentlich banal und Jahrzehnte lang erfolgreich: Menschen laden andere in ihre Wohnzimmer und verkaufen bunte Kunststoff-Boxen. Doch die Zeit des Wohnzimmer-Direktmarketings könnte bald vorbei sein.

Von Thomas Fromm

Gleich mal vorweg und damit es hier keine Missverständnisse gibt: So eine Tupperparty darf man sich nicht als eine dieser Hauspartys vorstellen, bei der tanzbare Musik läuft, Menschen mit Bierflaschen in der Hand durch WG-Wohnzimmer springen, und - wenn es ganz gut läuft - man nette Leute kennenlernen und gute Gespräche haben kann. Denn die Tupperware-Party war ja nie eine reine Spaßveranstaltung, eher eine Art Nachbarschaftstreffen mit Motto, ein Themen-Abend.

Für den geschäftsmäßigen Ablauf sorgt in der Regel eine Partymanagerin, die mit der Gastgeberin die Gäste einlädt. Ein kleiner Nebenverdient war immer schon Teil des Party-Deals, wenn die alten Freundinnen kamen, die Nachbarinnen, und sogar die Tante aus Ennepetal, eine gefürchtete Tupperparty-Dauer-Besucherin ihrer Zeit.

Auf dem Tisch fand die meist weibliche (in den vergangenen Jahren sollen allerdings auch immer mehr Männer dazu gekommen sein) Partygesellschaft immer schon alles, was sie braucht, um den Alltag jederzeit frisch und hygienisch einwandfrei verpacken zu können. Die bunten Frischhalte-Dosen, Rühr-Schüsseln, Allzweck-Boxen. Der Frankfurter Kranz mit seiner Überdosis an Buttercreme muss nach dem Kaffeekranz ja irgendwo hin. Noch eine Box für den arbeitenden Ehemann, der den Kartoffelsalat mit zur Baustelle nehmen konnte. Für die Kinder die Pausenstullen ins rote Tupper-Design, daneben die kleinere minzgrüne Box mit den Apfelstückchen.

Mandarinen in kleinen Stücken? Geschälte Äpfel? Brot mit Käse? Mit den kleinen Kunststoff-Boxen wurde alles transportabel und blieb frisch. (Foto: Lisa Ducret/picture alliance/dpa)

Mit Tupperware wurde die Welt von Anfang an ein Stück weit haltbarer, transportabler. Vieles hätte es ohne diese frühe Plastik-Passion wohl nie gegeben. Vielleicht nicht einmal das Wirtschaftswunder.

Die Erfinderin der Tupperparty hieß Brownie Wise - und sie machte daraus einen weltweiten Direktvertrieb

Klar, natürlich kann man jetzt lange darüber diskutieren, was so eine Tupperparty über die Geschlechterrollen der vergangenen Jahrzehnte verrät. Die Idee zu diesen Partys hatte übrigens eine Amerikanerin, die Brownie Wise hieß.

Geschieden, alleinerziehend, fing sie Ende der 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts an, bei Hauspartys Haushaltsgegenstände zu verkaufen. Firmengründer Earl Tupper aus Florida fand diesen Wohnzimmer-Direktvertrieb sehr vielversprechend. 1951 wurde Brownie Wise Vizepräsidentin einer neuen Konzernsparte mit dem vielversprechenden Namen "Tupperware Home Parties". Die Party konnte steigen!

Eine Wohnung als Verkaufsraum. Der Vorteil dieser Tupperpartys: Man kannte sich, man vertraute sich - und das Unternehmen Tupperware wurde immer erfolgreicher. (Foto: Kharbine Tapabor/imago images)

Nicht nur in den USA, sondern überall, bald auch in Ostwestfalen, Niederbayern und im Rheinland. Tupperparty - das war gerade in den frühen Jahren immer auch ein Stück American way of life.

Aktie im freien Fall, hohe Verluste: Was wird nun aus den Partys?

Jetzt aber warnt die 1946 gegründete Kunststoff-Firma vor finanziellen Engpässen, die Aktie stürzte Anfang der Woche um 49 Prozent auf 1,20 Dollar ab - der niedrigste Stand seit dem Rekordtief zu Beginn der Corona-Krise vor drei Jahren. Berater beraten jetzt die Firma, Investoren sollen investieren und retten. "Das Unternehmen tut alles in seiner Macht stehende", verspricht Tupperware-Chef Miguel Fernandez. Ob es gelingt, Tupperware zu retten? Ende 2022 brach der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 20 Prozent auf 313,7 Millionen Dollar ein, unterm Strich steht ein Verlust von 35,7 Millionen Dollar.

Der Niedergang hat Gründe. Immer mehr Billig-Konkurrenz im Markt, Menschen bestellen seit Jahren schon lieber online. Was zu der nächsten Frage führt: Ist dies nun das Ende der Party? Oder braucht der alte Konzern einfach nur ein neues Party-Konzept?

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