Treffen Merkel - Chirac:"Emotionen aus der Airbus-Debatte nehmen"

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Die Airbus-Krise zieht sich hin: Auch am Gipfel Merkel - Chirac wird keine Einigung beim Thema Jobabbau erwartet - doch zumindest sollen die Wogen geglättet werden.

Claus Hulverscheidt und Jens Flottau

Die Hoffnungen der Airbus-Mitarbeiter auf eine rasche Beilegung der Krise bei dem deutsch-französischen Flugzeugbauer werden sich wohl nicht erfüllen.

Viele Höflichkeiten, aber wenig Klartext zum Airbus-Problem erwarten Beobachter vom Treffen von Merkel und Chirac. (Foto: Foto: ddp)

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung werden sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac bei ihrem Routinegipfel am Freitag im brandenburgischen Meseberg zwar mit dem Thema befassen.

Konkrete Beschlüsse oder gar einen Durchbruch soll es aber nicht geben. Damit bleibt weiter unklar, wie viele Stellen bei dem Unternehmen tatsächlich wegfallen und welche Standorte betroffen sein werden.

"Emotionen herausnehmen"

Dem Vernehmen nach haben Merkel und Chirac vereinbart, bei dem bevorstehenden Treffen alle technischen Details aus der Diskussion auszuklammern. Stattdessen wollen sie sich darum bemühen, "die Emotionen aus der Debatte herauszunehmen" und die bisherigen großen Erfolge des deutsch-französischen Gemeinschaftsprojektes hervorzuheben.

Airbus war wegen technischer Probleme und Lieferverzögerungen beim neuen Großraumflugzeug A380 sowie Rangeleien um die Entwicklung des Langstreckenjets A350 in eine Krise geraten. Ein erstes Sanierungsprogramm von Firmenchef Louis Gallois hatte der Aufsichtsrat am Sonntag abgelehnt.

Mehreren Mitgliedern des Kontrollgremiums gingen die Sparpläne von Gallois, der gemeinsam mit dem Deutschen Thomas Enders auch den Airbus-Mutterkonzern EADS führt, nicht weit genug. Zudem sah Enders die deutschen Interessen bei Entwicklung und Bau des A350 nicht angemessen berücksichtigt.

Details in wenigen Tagen?

EADS wird die Details des sogenannten Power-8-Programms deshalb wohl frühestens nächste Woche bekanntgeben. Mit dem Paket will Airbus ab 2010 die Kosten um mindestens 2,1 Milliarden Euro pro Jahr senken, die Organisation vereinfachen und um 20 Prozent produktiver werden. So sollen Verluste aus dem A380-Programm ausgeglichen und strukturelle Schwächen behoben werden.

Trotz des großen politischen Drucks in Deutschland verwahrte sich EADS-Aufsichtsratschef Manfred Bischoff gegen den Vorwurf, politische Faktoren würden beim Airbus-Umbau dominieren.

Die Aufsichtsratsmitglieder seien ausschließlich am Unternehmenserfolg orientiert. "Daher ist die Unterstellung, sie (die Aufsichtsratsmitglieder, Anm. d. Red.) handelten im nationalen, politischen Auftrag, absolut falsch." Co-Aufsichtsratschef Arnaud Lagardère hatte dagegen der Zeitung Le Monde gesagt, die Regierung in Paris, die er vertrete, werde "die französischen Airbus-Interessen kompromisslos verteidigen."

© SZ vom 22.02.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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