Traditionsreiches Bankhaus:Lampe-Töchter sollen Steuerhinterziehern geholfen haben

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Eine edle Uhr für 5600 Franken, eine Offshore-Firma im Steuerparadies Mauritius: Zwei Töchter des Bankhauses Lampe sollen laut NDR drei Geschäftsmänner unterstützt haben, über Jahre Unternehmensgewinne vor dem Finanzamt zu verstecken.

Von Christoph Giesen

Das Bankhaus Lampe ist eine der traditionsreichsten Privatbanken Deutschlands. Gegründet 1852 im ostwestfälischen Minden, gehört das Institut nunmehr seit fast 65 Jahren der Unternehmerfamilie Oetker, die hierzulande mit Backpulver und Fertigpizza (Dr. Oetker), Sekt (Henkell) oder Bier (Radeberger) jede Menge Geld verdient. Auch das Bankhaus steht ordentlich da. Im Frühjahr vermeldete das Institut einen Gewinn von 21 Millionen Euro. 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Es sind vor allem wohlhabende Kunden, die ihr Geld beim Bankhaus Lampe anlegen, die dort ihr Vermögen verwalten lassen. "Für Wenige Besonderes leisten", so lautet das offizielle Credo der Bank.

Was aber zwei Töchter des Bankhauses offenbar jahrelang für drei Göttinger Geschäftsleute taten, dürfte über das versprochene "Besondere" weit hinausgehen: Die beiden Lampe-Tochterfirmen sollen den drei Geschäftsmännern dabei geholfen haben, über Jahre Steuern zu hinterziehen. Das berichtet der Radiosender NDR Info.

Um gemeinsame Unternehmensgewinne vor den deutschen Finanzbehörden zu verstecken, sollen Mitarbeiter der Lampebank International S.A. mit Sitz in Luxemburg für die drei Unternehmer eine Offshore-Firma im Steuerparadies Mauritius eingerichtet haben. So berichtet es einer der damals beteiligten Geschäftsleute NDR Info. Demnach nannten die drei Göttinger ihre Briefkastenfirma damals Armadale PLC.

2005 ging die Luxemburger Filiale dann in der Atlantic Vermögensverwaltungsbank AG auf, einer Tochter des Bankhauses mit Sitz in Zürich. Die Schweizer Bankmitarbeiter kümmerten sich fortan liebevoll um das Geld ihrer Kunden aus Göttingen.

Es muss schon eine ein sehr vertrauensvolle Geschäftsbeziehung gewesen sein, die sich mit der Zeit entwickelte. Vier Jahre nachdem man sich kennengelernt hatte, kaufte im Juni 2007 ein Bankberater für seine Kunden eine Uhr der italienischen Marke Officine Panerai. Modell: Luminor Marina mit Saphir-Glas - für 5600 Franken. Das Geld stammte vom Schweizer Konto der Offshore-Firma Armadale. "Unterschrift der Kunden wird im Juli nachgeholt", kritzelte der Berater danach handschriftlich auf den Beleg.

Experten schätzen, dass etwa 400 Milliarden Euro unversteuertes Geld aus Deutschland in Firmen und Stiftungen ruht und auf ausländischen Bankkonten angelegt ist. Mehr als 1,4 Millionen Euro davon transferierten die drei Göttinger alleine zwischen 2005 und 2008. Sie zahlten das unversteuerte Geld auf Konten ihrer Briefkastenfirma ein. Oft in bar, das belegen Bankunterlagen.

Nach Luxemburg oder in die Schweiz mussten die drei Geschäftsleute dazu kaum selbst reisen. Mehrmals seien Kundenbetreuer der Bank in die Firma der Göttinger Unternehmer gekommen, berichtet NDR Info. Die Bankmitarbeiter hätten vor Ort das Geld gezählt und es danach Konten der Offshore-Firma gutgeschrieben.

"Nicht Teil des Geschäftsmodells"

Wie das Bargeld physisch in die Schweiz gelangte, darüber herrscht Unklarheit. Machten sich die Kundenbetreuer selbst mit großen Summen Bargeld im Koffer auf den Weg ins Nachbarland, immer in der Gefahr bei einer Grenzkontrolle erwischt zu werden? Oder gab es in Deutschland ein ausgeklügeltes Verrechnungssystem? Wenn jemand in Göttingen seinem Kundenbetreuer Geld gab, zahlte er es vielleicht später in Berlin oder Hamburg wieder aus, sodass die unversteuerten Millionen Deutschland nie verließen und nur auf den Konten der Briefkastenfirmen tatsächlich umgebucht wurden? Laut NDR Info ermittelt die Steuerfahndung in Braunschweig gegen die drei Unternehmer.

Das Bankhaus Lampe wollte zu den erhobenen Vorwürfen mit Verweis auf das Bankgeheimnis nicht Stellung nehmen. Ein Sprecher erklärte NDR Info lediglich: "Die angesprochenen Dienstleistungen sind nicht Bestandteil unseres Geschäftsmodells."

Heute mag das zutreffen, die Atlantic Vermögensverwaltungsbank AG aus der Schweiz gehört seit 2010 nicht mehr zum Bankhaus Lampe.

© SZ vom 05.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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