Touristik:Thomas Cook sagt weitere Reisen ab

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Geschlossen: Reisebüro des insolventen Veranstalters Thomas Cook in London. (Foto: Henry Nicholls/Reuters)

Nach der Insolvenz des Veranstalters: Kunden können bis Ende 2019 gebuchte Urlaube nicht antreten.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Der insolvente Reiseveranstalter Thomas Cook hat nun alle Reisen bis zum Jahresende abgesagt. Das Unternehmen sah sich nach den Worten von Stefanie Berk, der Vorsitzenden der Geschäftsführung der Thomas Cook GmbH, zu dem Schritt gezwungen, weil es nicht gewährleisten könne, die Reisen auch tatsächlich durchzuführen. Die Entscheidung gelte auch für Trips, die bereits ganz oder teilweise bezahlt worden seien. Kunden sollen ihre Ansprüche über den Dienstleister Kaera (www.kaera-ag.de) gegenüber der Zurich Insurance geltend machen.

Betroffen sind Kunden der Veranstalter Thomas Cook Signature, Thomas Cook Signature Finest Selection, Neckermann Reisen, Öger Tours, Bucher Reisen, Air Marin und Thomas Cook International. Thomas Cook machte keine Angaben dazu, wie viele Kunden von der Entscheidung betroffen sind. Bis September 2020 lag die Zahl der Reisenden bei 660 000. Berk zufolge arbeitet das Unternehmen "mit Hochdruck daran, ab dem 1. Dezember 2019 wieder operativ tätig zu sein und dann auch Reisen ab dem 1. Januar 2020 wieder anbieten zu können".

Die zum Konzern gehörende Ferienfluggesellschaft Condor fliegt Passagiere anderer Veranstalter sowie Kunden, die ihre Tickets direkt gekauft haben, bislang unverändert weiter. Die Europäische Kommission muss einen Überbrückungskredit der Bundesregierung und des Landes Hessen in Höhe von 380 Millionen Euro noch genehmigen. Die Airline befindet sich in einem sogenannten Schutzschirmverfahren, das nach drei Monaten in eine Insolvenz in Eigenverwaltung münden soll.

Thomas Cook Deutschland hatte nach dem Kollaps des britischen Mutterkonzerns ebenfalls Insolvenz anmelden müssen. Julia Kappel-Gnirs, die vorläufige Insolvenzverwalterin für einige Konzernteile, gibt sich nun aber optimistisch, dass es gelingen könne, Investoren für das Unternehmen zu gewinnen. "Die Investorengespräche sind in vollem Gang, laufen gut und machen Hoffnung", so Kappel-Gnirs. Die Ausgangsbedingungen seien gut.

In Großbritannien hat die Reisebürokette Hays Travel alle 555 ehemaligen Thomas-Cook-Reisebüros übernommen. Hays will nach eigenen Angaben mehreren Hundert britischen Thomas-Cook-Mitarbeitern die Weiterbeschäftigung anbieten. Der Konzern hatte zuletzt weltweit 21 000 Angestellte.

© SZ vom 10.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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