Tönnies:Zoff ohne Ende

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In diesem Fall geht es wirklich um die Wurst. Die Gespräche über eine Einigung zwischen Robert und Clemens Tönnies sind gescheitert, weil der Onkel munter sein Paralleluniversum durch weitere Zukäufe ausbaut.

Von Elisabeth Dostert, München

Die Fleischer Clemens, 60, und Robert Tönnies, 38, streiten wieder. Im März hatten sich Onkel und Neffe auf eine Moderation geeinigt, um ihren jahrelangen, erbitterten Kampf um die Macht im Konzern auf friedlicherem Weg beizulegen. In Gero Debusmann, dem ehemaligen Präsidenten des OLG Hamm, fanden die beiden Verwandten auch einen Moderator. Es gab erste Gespräche und Treffen. Seit Donnerstagabend ist alles wieder aus. Die Einigung ist gescheitert.

Wieder einmal. Das geht seit Jahren so. Onkel und Neffe nähern sich an, dann streiten sie wieder heftiger als zuvor. Manchmal wirken die Kontrahenten so, als könnten sie gar nicht anders als streiten. Jeder Anlass scheint willkommen.

Die Gespräche, heißt es, beendete dieses Mal Robert Tönnies. Auslöser sei allerdings der Onkel gewesen. Der Anlass war das Wurstwarengeschäft des Molkerei-Konzerns Hochwald aus Rheinland-Pfalz. Zunächst habe Clemens Tönnies als Gesellschafter der Tönnies Holding die Hochwald Foods Meppen GmbH - Eigenmarke: Poppenburger Exot - kaufen wollen. Fleisch und Wurst spielen in der Hochwald-Gruppe mit Marken wie Bärenmarke und Glücksklee nur eine Nebenrolle. Zum Umsatz des Molkerei-Konzerns von knapp 1,6 Milliarden Euro im Jahr 2014 steuerten sie knapp 40 Millionen Euro bei. Robert Tönnies habe der Übernahme der Wurstfabrik auch zugestimmt. Er habe das Geschäft in den Tönnies-Konzern integrieren wollen. Clemens Tönnies hingegen habe es "platt machen" wollen, um - wie es heißt - einen Konkurrenten aus dem Weg zu räumen.

Ende April übernahm dann Clemens' Sohn Maximilian, 25, die Wurstfabrik mit 130 Mitarbeitern. Dem Junior gehört bereits die Nölke-Gruppe mit der Geflügelwurstmarke Gutfried. Die wiederum wird der Zur-Mühlen-Gruppe zugerechnet, die Clemens Tönnies gehört und mehr als zwei Milliarden Euro jährlich umsetzt. Maximilian Tönnies arbeitet für die Zur-Mühlen-Gruppe. Das Dickicht aus Beteiligungen, lockeren und weniger lockeren Verbindungen zwischen Firmen, das Clemens Tönnies aufgebaut hat, ist undurchsichtig.

Dass Clemens und sein Sohn ihre Geschäfte außerhalb des Tönnies-Konzerns während der laufenden Moderation ausbauten, empfinde Robert Tönnies als "Affront", heißt es. Das Paralleluniversum, das sich der Onkel mit der Zur-Mühlen aufgebaut hat, ist einer der Knackpunkte in den Auseinandersetzungen. Mit dem Abbruch der Moderation erreicht der Streit zwischen Onkel und Neffe, denen der Tönnies-Konzern je zur Hälfte gehört, die nächste Eskalationsstufe.

Im Frühjahr hatte sich Robert Tönnies von seinem bisherigen Anwalt Mark Binz getrennt; er lässt sich nun von drei Kanzleien vertreten. In einem Verfahren, das am Freitag am Landgericht Bielefeld verhandelt wurde, erklärte Robert Tönnies, er sehe aufgrund der Vielzahl der Forderungen des Onkels derzeit keine Chance, die Einigungsgespräche wieder aufzunehmen. Am Freitag ging es um Entnahmen, die Robert von seinem Gesellschafterkonto tätigen will und die die Gegenseite verweigert. Am Montag streiten sich dann vor Gericht in Bielefeld wieder Josef Schnusenberg, Steuerberater und Testamentsvollstrecker, und Evelin Tönnies um den Verkauf eines Einkaufscenters. Der Stoff, sich zu streiten, geht dieser Familie nicht aus.

© SZ vom 25.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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