Ärger im Alltag: Immer wieder wird der Verbraucher mit zweifelhaften Angeboten gelockt, die am Ende nicht das halten, was sie versprechen. B eispiele im Überblick - in Kooperation mit dem NDR.
Billig kann ganz schön teuer werden
Ob Drucker, Kaffeemaschine oder Staubsauger. Früher hat man auf hochwertige Haushaltsgeräte gespart. Heute werden sie einem vom Handel für kleines Geld nachgeschmissen. Günstig ist doch gut - aber ist das wirklich so? Inzwischen verdienen Hersteller und Händler am Zubehör. Und da wird es für Verbraucher richtig teuer.
Beispiele: Den Staubsauger gibt es für 60 Euro. Aber die Staubsaugerbeutel kosten zwei Euro das Stück. Auch die Kaffemaschine mit den praktischen Pads kostet 60 Euro in der Anschaffung. Die Pads dafür kosten pro Tasse 19 Cent. Für Vieltrinker kommt da einiges zusammen. Und besonders bei Farbdruckern fallen die Folgekosten ins Gewicht. Während der Tintendrucker beispielsweise nur 30 Euro kostet, verlangt der Handel für einen Satz Tinten-Patronen 40 Euro. Hochgerechnet auf einen Liter Farbtinte läppern sich die Kosten auf mehr als 2400 Euro.
Besonders ärgerlich wird es, wenn der Verbraucher beim Zubehör nicht auf günstigere Angebote von anderen Anbietern ausweichen kann. Zum Beispiel, wenn der Drucker mit einem speziellen Chip ausgestattet ist, der nur die teuren Originalpatronen akzeptiert. Lock in, einsperren, nennt man im Fachjargon diese Methode, den Kunden mit technischen Tricks und Kniffen zum Kauf des eigenen Zubehörs praktisch zu zwingen.
Tipp
Viele Kunden übersehen, dass sie heute oftmals nicht nur ein bestimmtes Produkt (etwa den Drucker), sondern ein ganzes Produktsystem (Drucker plus Tintenpatronen) erwerben. Bei einem Preisvergleich kommt es also nicht nur auf die Anschaffungs-, sondern auch auf die Folgekosten für das Zubehör an.
Hinweis: Die Sendung Die größten Verbraucherlügen ist am Montag, 2. April um 21 Uhr im NDR-Fernsehen zu sehen - direkt im Anschluss an das Verbrauchermagazin Markt.
Sie machen gierig, sie machen glücklich, sie versprechen werthaltige Ware für kleines Geld und dienen der Kundenbindung. Die Rede ist von Rabattmarken, Treuepunkten, Coupons & Co. Doch lohnen sich diese angeblichen Belohnungssysteme des Handels für den Kunden wirklich?
Bereits in den 50er und 60er Jahren lagen Rabattmarken voll im Trend. Heute heißen sie Treuepunkte und sind nach wie vor ein beliebtes Instrument der Kundenbindung. Ob Penny, Real, Rewe oder Edeka - sie alle belohnen die Treue ihrer Kunden mit angeblichen Markenprodukten. Doch nicht selten sind die vermeintlichen Prämien-Artikel nur von minderer Qualität. Das fanden NDR-Reporter heraus, die die Treueaktionen von Supermärkten ein halbes Jahr lang beobachtet haben.
Eine Supermarkt-Kette beispielsweise bot ihren Kunden gegen Treuepunkte und eine Zuzahlung von 30 Euro einen WMF-Topf an, der laut Werbeprospekt einen Wert von 119 Euro haben sollte. Für Verbraucher ein vermeintliches Schnäppchen. Denn im Fachhandel gab es ebenfalls einen WMF-Topf für 119 Euro, der von der Stiftung Warentest für "gut" befunden worden war.
Ein Materialtest ergab allerdings: Beim WMF-Prämientopf der Supermarktkette waren die Wände zwei Millimeter dünner, es wurde also am Material gespart. Außerdem ergab der Test, dass das Erhitzen von Wasser mit dem Prämien-Topf fünf Minuten länger dauerte als mit dem WMF-Topf aus dem Fachhandel. Treue Kunden zahlen also bei den Energiekosten.
Grundsätzlich gilt: Niemandem wird etwas geschenkt. Allen Kundenbindungssystemen ist gemeinsam, dass die Händler mit ihnen fast immer verdienen. Was nämlich als "Bonus", "Rabatt" oder "Prämie" daher kommt, hat der Händler in seinen regulären Preisen längst einkalkuliert.
Wer sich als Verbraucher durch Rabattmarken, Treuepunkte oder Kundenkarten an ein bestimmtes Geschäft bindet, kauft dort auch teurere Artikel, so das Kalkül der Händler.
Tipps und Warnungen
Kundenkarten von Firmen: Sie versprechen Einkaufsvorteile, bieten oft einen vergleichsweise geringen Preisvorteil und dienen in erster Linie dazu, Daten über Kunden zu sammeln. Wer seine Kunden kennt, kann gezielter verkaufen.
Rabatt- und SMS-Coupons: Mit Hilfe von Rabatt- oder SMS-Coupons sind manche Artikel günstiger erhältlich. Jedoch sind die Preisvorteile oft mit Nachteilen verbunden. Zum Beispiel mit Mindestbestellmengen und anderen intransparenten Bedingungen.
Klebemarken und Stempelheftchen: Mit diesem einfachen, anonymen und klaren Rabattsystem können Kunden durch Sammeln von Klebemarken oder "Stempeln" Anspruch auf Sachprämien erwerben. Nachteil: Oftmals muss der Kunde zuzahlen und die Artikel können von minderer Qualität sein. Der Vergleich von Preisen ist im Zweifel immer noch günstiger, als Rabattmarken zu sammeln.
Zahl eins, nimm zwei: Kaufe zwei Artikel und zahle nur einen - diese Form der Kundenbindung ist einfach zu verstehen, bietet oft echte Vorteile, verleitet aber auch dazu, mehr zu kaufen als eigentlich benötigt wird.
Es soll gegen Gicht, Bluthochdruck und beim Entschlacken helfen. Es soll den körpereigenen Säure-Basen-Haushalt regulieren und viele Mineralstoffe enthalten. Es hat eine rosa Färbung und bereits mehrere Tausend Kilometer Transportweg hinter sich, bevor es bei uns im Essen landet: Himalaya-Salz.
Glaubt man den Versprechungen, ist dieses rosagefärbte Steinsalz, das auch als Kristallsalz, Ursalz, Alexandersalz oder ayurvedisches Zaubersalz angeboten wird, eine wahre Wunderwaffe gegen diverse Zivilisationskrankheiten. Doch was ist dran an den Versprechungen? Und vor allem: Was ist drin in diesem "Wundersalz"? Um gleich mit einem Missverständnis aufzuräumen. Das hierzulande angebotene Himalaya-Salz kommt überwiegend nicht aus dem Himalaya, sondern aus einer Salzmine in Pakistan oder aus polnischen Salzminen.
Die besondere Rosa-Färbung hat das Salz Eiseneinschlüssen zu verdanken. Und ob das Himalaya-Salz die versprochenen positiven Wirkungen auf die Gesundheit hat, konnte bislang wissenschaftlich nicht belegt werden.
Tatsächlich haben Untersuchungen ergeben, dass das "Himalaya-Salz" wie andere Steinsalze zu 97 bis 98 Prozent aus ganz gewöhnlichem Natriumchlorid (Salz) besteht. Es hat sich außerdem gezeigt, dass im "Himalaya-Salz" zwar etwas mehr Mineralstoffe vorkommen als im gewöhnlichen Speisesalz. Jedoch sind die Mengen so gering, dass sich daraus keine positiven Effekte auf die Gesundheit nachweisen lassen. Salz ist eben Salz.
Doch der Kunde muss für das Salz aus pakistanischen oder polnischen Minen ordentlich zahlen. Außerdem haben wegen der weiten Transportwege Verbraucherorganisationen dem "Himalaya-Salz" die Umweltnote "ungenügend" gegeben.
Arbeiten bis 67, minimale Rentensteigerungen und eine steigende Zahl von Pensionären in den kommenden Jahren: Ohne Leistungskürzungen wird die gesetzliche Rentenversicherung kaum stabil bleiben. Umso wichtiger wird für jeden Einzelnen, privat vorzusorgen.
Zum Beispiel mit einer privaten Rentenversicherung. Jeden Monat eine ordentliche Extra-Rente zu der gesetzlichen - bis ans Lebensende! Das verspricht jedenfalls die private Rentenversicherung. Und anders als bei Aktien und anderen Geldanlageformen geht das Ersparte nicht verloren, sondern der Zins ist von Anfang an garantiert. Oder?
Der Garantiezins liegt derzeit bei 1,75 Prozent bei neuen Vertragsabschlüssen. Fragt sich nur: Wofür gibt es die 1,75 Prozent? Auf die eingezahlten Prämien natürlich, werden die meisten denken. Wer dann zum Beispiel 1000 Euro einzahlt, bekommt darauf 17,50 Euro Zinsen. Doch das ist falsch. Den Garantiezins gibt es nur auf den Sparanteil. Das ist die Summe, die nach Abzug der Kosten des Unternehmens übrig bleibt.
Doch über die Höhe der Kosten erfahren die Kunden in aller Regel nichts. Edda Castelló, Geldexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg, kritisiert denn auch die mangelnde Kostentransparenz bei privaten Rentenversicherungen: "Die Versicherer machen da ein Riesen-Geheimnis draus. Wenn man als Verbraucher wüsste, wie hoch die Kosten sind und wie gering der Sparanteil, dann würde kein Mensch sowas abschließen."
Besonders ärgerlich sei, dass genauso wie bei Lebensversicherungsverträgen die Kosten für die Vertreterprovision mit den Beiträgen der ersten Prämienjahre beglichen würden. Das verschlechtere die Renditen ganz beträchtlich, meint die Verbraucherschützerin. Interessenten sollten sich daher überlegen, ihr Geld für die private Altersvorsorge lieber in andere, genauso sichere und oft besser verzinste Produkte zu stecken, zum Beispiel in Sparbriefe.
Weil viele private Rentenversicherungsverträge vorzeitig gekündigt werden, zum Beispiel wegen Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Scheidung, sind sogar Verluste möglich. "Dann rutschen die Renditen ins Minus", weiß Versicherungsexpertin Castelló: " Die meisten Leute, die in die Verbraucherzentrale zur Beratung kommen, sind entsetzt und fassungslos darüber, wie wenig ausgezahlt worden ist, oft weniger als was sie eingezahlt haben". Im schlimmsten Fall kann es sogar passieren, dass bei einer vorzeitigen Kündigung der privaten Rentenversicherung gar nichts von den eingezahlten Beiträgen übrig bleibt.
Tipps
Wer privat vorsorgen will, sollte unabhängigen Rat einholen. Zum Beispiel bei den Verbraucherzentralen, bei der Stiftung Warentest oder bei Versicherungsberatern, die vom Kunden ein Beratungshonorar bekommen und nicht eine Provision vom Versicherungsunternehmen. Wer sich dennoch für eine private Rentenversicherung interessiert, zum Beispiel Selbständige oder Besserverdiener, die auf die Steuervorteile wert legen, sollte Folgendes beachten:
[] Viele Versicherer bieten ihren Kunden die Wahl zwischen einer monatlichen Rentenzahlung bis ans Lebensende oder einer einmaligen Auszahlung der angesparten Summe plus Zinsen bei Renteneintritt an. Was besser ist, hängt besonders von den individuellen Gegebenheiten ab. Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Untersuchung der Stiftung Warentest. Danach müssen Männer, die mit 67 in Rente gehen, mindestens 15 bis 17 Jahre Rente beziehen, bis sie ihre eingezahlten Beiträge wieder herausbekommen haben.
[] Die Angebote der Versicherer variieren drastisch. Die Wahl des falschen Vertrags kann neben den geschilderten Risiken Tausende Euro ausmachen. Immerhin konnte die Stiftung Warentest im vergangenen Jahr neunmal das Prädikat "gut" vergeben. Allerdings galt da noch ein Garantiezins von 2,25 Prozent. Der wurde zum Jahreswechsel um 0,5 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent abgesenkt.
Das Klo verstopft? Den Schlüssel vergessen? Die Waschmaschine kaputt? Dann muss der Kundendienst her. Oder man verschrottet die Waschmaschine lieber gleich und kauft sich eine neue. Das ist eventuell günstiger. Vom Dienst am Kunden kann jedenfalls oft keine Rede sein. Eher schon von Kundennepp.
In mehreren Tests haben NDR-Reporter die Qualität von Kundendiensten und Handwerkern auf die Probe gestellt. Was sie besonders interessierte: Finden die Handwerker den von den Reportern fingierten Defekt und was rechnen sie am Ende ab? Die Resultate waren bis auf wenige Ausnahmen niederschmetternd.
Verstopftes Klo: Toilettenpapier verstopft den Abfluss - ein Sachverständiger schätzt den Aufwand für einen normal befähigten Klempner maximal auf eine Stunde, nicht mehr als 100 Euro darf die Reparatur kosten. Tatsächlich benötigt der herbeigerufene Monteur nur acht Minuten und verlangt dafür 198 Euro. Ohne Rechnung würde es Rabatt geben: Dann soll es 150 Euro kosten.
Kaputte Waschmaschine: Eine Münze steckt im Ablaufschlauch. Der erste Monteur findet den Fehler in vier Minuten und berechnet nur 58 Euro, inklusive An- und Abfahrt. Der zweite Handwerker entdeckt das Problem ebenfalls nach kurzer Zeit, empfiehlt aber, eine neue Pumpe einzubauen. Sein Preis: 170 Euro.
Verschlossene Tür: Haustürschlüssel vergessen und kein Ersatzschlüssel beim Nachbarn? Das kann richtig teuer werden, wenn man an den falschen Notdienst gerät. Dann sind mehrere hundert Euro für wenige Minuten Arbeit keine Seltenheit.
Tipps
[] Reparaturen: Anhaltspunkte dafür, was die Reparatur eines elektrischen Haushaltsgeräts (Waschmaschine oder Geschirrspüler) kosten darf, liefert der Verbraucherzentrale Bundesverband. Auf der Webseite www.verbraucherinfothek.de gibt es die Rubrik Konditionen Kundendienste 2011. Sie enthält übersichtlich dargestellt Reparatur-Preisspannen für unterschiedliche Elektrogeräte.
[] Schlüsselnotdienste: Wer sich ausgesperrt hat, befindet sich in einer Notlage und kann meist nicht die Preise von Schlüsselnotdiensten vergleichen. Deshalb ist die Gefahr groß, auf einen Abzocker hereinzufallen. Um das zu vermeiden, sollten Sie Schlüssel bei einem Nachbarn oder einer Vertrauensperson hinterlegen. Vorsorglich sollten sie die Telefonnummer eines Schlossers oder Notdienstes in Wohnortnähe notieren. Wenn er gerufen werden muss, sollten sie auf einen Festpreis beharren. Und wenn am Ende die Rechnung doch zu hoch erscheint, nur einen Teilbetrag (50 bis 75 Euro) bar bezahlen. Den Rest überweisen und in der Zwischenzeit die Rechnung prüfen lassen.