Da greift man im Supermarktregal aus Achtung vor den Tieren zu Tofuschnitten und Seitan-Bratlingen, meidet jegliche Fell-Produkte und lehnt teilweise sogar industriell produzierte Schokolade kategorisch ab - und dann hat man doch keine Wahl: Ausgerechnet am Geldschein haftet ein Hauch von totem Tier.
Deswegen hat die Bank of England, die Zentralbank des Vereinigten Königreichs, gerade Ärger mit britischen Vegetariern und Veganern. Der neue Fünf-Pfund-Schein, der seit September im Umlauf ist und aus Kunststoff besteht, "enthält eine Spur von Talg", wie die Bank of England am Montag auf ihrer Twitter-Seite gestand. Eine Veganerin hatte die Zentralbank gefragt, ob es stimme, dass die Banknote das tierische Fett enthält.
Der Fünf-Pfund-Schein aus Plastik soll fälschungssicherer und stabiler als der Vorgänger aus Papier sein und auch den ein oder anderen Waschgang überleben. Weil er im Schnitt zweieinhalbmal länger lebe als Papiergeld, sei der Plastikschein besonders umweltfreundlich, ließ Notenbankchef Mark Carney verlauten, als die neue Banknote der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Umweltfreundlich vielleicht, tierfreundlich anscheinend weniger. Denn damit der Schein glänzt und die Oberfläche Wasser und Schmutz besser abweist, enthält der Kunststoff Talg, der aus dem Fett von geschlachteten Tieren gewonnen wird. Er macht auch Kosmetika geschmeidiger. Doch während viele Produzenten solcher Artikel ihren Kunden inzwischen vegetarische Alternativen anbieten, haben die Fleisch verschmähenden Briten beim Bezahlen nicht immer eine Alternative zum Fünfer. Das gilt erst recht, wenn im kommenden Jahr der Zehn-Pfund-Schein und von 2020 an auch der Zwanziger auf Kunststoff umgestellt werden sollen.
Dementsprechend wütend zeigen sich britische Vegetarier und Veganer. Es sei "schockierend" und "lächerlich", Geld aus tierischen Produkten herzustellen, hieß es in den Kommentaren auf Twitter. Eine Online-Petition, die sich gegen den Talg auf britischem Geld ausspricht, unterzeichneten bis Mittwochmorgen 80 000 Unterstützer. Wie diese besänftigt werden sollen, wollte die Bank of England am Dienstag nicht verraten. Die rumänische Zentralbank, die schon länger Geld aus Plastik ausgibt, antwortete erst gar nicht auf die Frage, ob ihre Scheine tierische Fette enthalten.
Einen schert die Debatte nicht. Der britischen Staatsmann Winston Churchill, der die Rückseite der Banknote schmückt, schaut grimmig drein wie eh und je.