Thyssenkrupp:Schlechte Nachrichten

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Ein Stahlarbeiter von Thyssenkrupp in Duisburg. (Foto: Ute Grabowsky/imago/photothek)

Der Ruhrkonzern verkündet überraschend einen Ertragseinbruch. Ein Grund: Er muss hohe Rückstellungen bilden für einen Fall, der schon Jahre zurückliegt. Aber das Unternehmen hat noch einige andere Hürden, die es überwinden muss.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Eigentlich will Thyssenkrupp die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahrs erst in zwei Wochen bekanntgeben. Doch kamen in Essen hinreichend viele schlechte Nachrichten zusammen, sodass der Ruhrkonzern seine Aktionäre schon am Donnerstagabend negativ überraschte: Im vergangenen Bilanzjahr habe Thyssenkrupp nur noch einen Gewinn von etwa 100 Millionen Euro erwirtschaftet, teilte der Konzern ad-hoc mit. Im Vorjahr hatte Thyssenkrupp noch ein Ergebnis von 271 Millionen Euro eingefahren. Ein Geschäftsjahr des Konzerns endet stets zum 30. September.

Das Bundeskartellamt ermittelt - in einem Fall, der einige Jahre zurückliegt

Hintergrund sind Ermittlungen des Bundeskartellamts - in einem Fall, der einige Jahre zurückliegt: Die Wettbewerbshüter vermuten, dass mehrere Stahlhersteller Preise für Grobblech und Flachstahl abgesprochen haben. "Wir haben diese Angelegenheit von Anfang an sehr ernst genommen", schreibt Thyssenkrupp-Vorstand Donatus Kaufmann in einem Brief an die Beschäftigten. Demnach untersuche der Konzern die Vorgänge auch intern. Weil die Ermittlungen vorangeschritten seien, bilde Thyssenkrupp nun eine größere Rückstellung, um vor einem drohenden Bußgeld gefeit zu sein. "Es geht um Altfälle", stellt Kaufmann klar. Die Vorwürfe beträfen eine Praxis aus der Vergangenheit, "die mit unserem heutigen Verständnis von Compliance nichts zu tun hat."

Vor Steuern und Zinsen habe der Konzern im vergangenen Geschäftsjahr voraussichtlich einen Betriebsgewinn von 1,6 Milliarden Euro erwirtschaftet, heißt es in der Ad-hoc-Mitteilung. Diese Zahl bleibt ebenfalls hinter den Erwartungen zurück. So muss Thyssenkrupp auch im Geschäft mit Auto- und Motorenteilen Rückstellungen bilden, weil die Qualität einiger Produkte nicht gestimmt habe; der Konzern musste deshalb Gewährleistungen zahlen. Zudem war die Stahlproduktion in den Sommermonaten eingeschränkt.

Thyssenkrupp stehen in den nächsten Monaten ohnehin Umbrüche bevor: Der Traditionskonzern will seine Stahlwerke in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem britisch-niederländischen Konkurrenten Tata Steel Europe auslagern. Die Wettbewerbshüter der Europäischen Kommission prüfen die Fusionspläne derzeit. Die Ermittlungen zum Blech- und Flachstahlkartell wirkten sich nicht auf den geplanten Zusammenschluss aus, betont Vorstand Kaufmann: "Die Parteien tragen etwaige Risiken aus der Vergangenheit selbst."

Zudem will der Konzern seine Technologiegeschäfte um Aufzüge, Autoteile und Großanlagen in eine eigenständige "Thyssenkrupp Industrials AG" abspalten; Stahlwerke, Metallhandel und Schiffbau sollen in einer Materials AG verbleiben. Investoren hatten seit Monaten Veränderungen bei dem Traditionskonzern gefordert, dessen Aktie in den vergangenen Jahren kaum gestiegen ist.

© SZ vom 09.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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