Thyssenkrupp:Besser getrennt

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Der Traditionskonzern blickt auf ein "aufregendes und herausforderndes" Geschäftsjahr zurück. Nun will sich Thyssenkrupp in zwei eigenständige Firmen aufspalten. Die Aktionäre sollen im Januar 2020 über den radikalen Plan entscheiden.

Von Benedikt Müller, Essen

Guido Kerkhoff drückt aufs Tempo. Der Thyssenkrupp-Chef will seine Aktionäre bei der Hauptversammlung Anfang 2020 entscheiden lassen, ob sich der Traditionskonzern zweiteilen wird: in eine Thyssenkrupp Industrials AG mit den Technologiegeschäften um Aufzüge, Autoteile und Anlagen - sowie in eine Materials AG um Stahl- und Marinegeschäft. "Der Zeitplan für die Teilung ist ehrgeizig, aber machbar", sagt Kerkhoff. Bereits im Frühjahr will der Konzern die Führungsmannschaften der beiden Firmen vorstellen, die zu Beginn des nächsten Geschäftsjahrs im Oktober 2019 den Betrieb aufnehmen sollen.

Mit der geplanten Aufspaltung reagiert der Konzern darauf, dass er in den vergangenen Jahren deutlich an Börsenwert verloren hat. Investoren kritisieren, dass Thyssenkrupp mit den vielen verschiedenen Sparten zu kompliziert aufgestellt sei. Kerkhoff hofft, dass die zweigeteilten Unternehmen künftig etwa schneller und eigenständig entscheiden können, wofür sie Geld ausgeben, und unterschiedliche Investoren ansprechen können. "In Summe werden wir also getrennt stärker sein." Freilich koste die geplante Zweiteilung im neuen Geschäftsjahr zunächst einen höheren, dreistelligen Millionenbetrag, etwa für Steuern und Beratungshonorare.

Der Konzern blicke auf ein Jahr zurück, "das auch für Thyssenkrupp-Verhältnisse besonders aufregend und herausfordernd war", sagt Kerkhoff. "Dass wir drei hier heute stehen, ist nach den Ereignissen des letzten Jahres nicht selbstverständlich", gesteht er gar mit Blick auf seine zwei Vorstandskollegen. Im Sommer ist sowohl der langjährige Konzernchef Heinrich Hiesinger zurückgetreten, der eine Abfindung von 4,5 Millionen Euro erhält, als auch Chefkontrolleur Ulrich Lehner. Dessen Sitz im Aufsichtsrat bleibt vorerst vakant. Mit dem zwischenzeitlichen Favoriten auf Lehners Nachfolge, dem scheidenden Daimler-Vorstand Bodo Uebber, ist man bislang uneinig darüber, wie viel Geld ein möglicher Kontrolleur in Essen verdienen sollte.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr blieb der Gewinn von Thyssenkrupp mit 60 Millionen Euro hinter den eigenen Zielen zurück. Rückstellungen für eine mögliche Kartellbuße, teure Rohstoffe und ungünstige Währungskurse belasteten das Geschäft. "Damit sind wir nicht zufrieden", so Kerkhoff. Den Aktionären stellt der Vorstand eine Dividende von 15 Cent je Anteilsschein in Aussicht.

© SZ vom 22.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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