Kaufhaus: Azria spricht:Textil-Chef gibt bei Karstadt den López

Lesezeit: 2 min

Erst mussten die Karstadt-Lieferanten um ihr Geld bangen, jetzt gibt es noch eins drauf: Textilunternehmer Azria, Partner des künftigen Karstadt-Eigners Berggruen, fordert kräftige Preisnachlässe - wie einst López bei VW.

Der Kaufhauskonzern Karstadt muss das Geld beisammenhalten - und wählt den einfachsten Weg. Der Spardruck wird ausgelagert. Die Mieten müssen runter, und jetzt kommen auch noch die Lieferanten dran: Drei Prozent weniger müssen es schon sein, fordert Textilunternehmer Max Azria. Er ist der Kompagnon des Investors Nicolas Berggruen, der den ganzen Karstadt-Komplex gekauft hat.

Modeunternehmer Azria legt schon mal seine Taktik auf den Tisch - runter mit den Einkaufspreisen. (Foto: ag.ddp)

Die neuen Karstadt-Eigner wollen der insolventen Warenhauskette einen neuen Anstrich geben und stärker eine jüngere Kundschaft ansprechen. Azria, der Partner von Käufer Berggruen, kündigt nun "signifikante" Investitionen und eine Ausmistung des Produktsortiments an.

Ziel sei es, Karstadt "auf die Höhe der Zeit" zu bringen, wird Azria in der Financial Times Deutschland zitiert. Neben den Vermietern sollen auch die Lieferanten mit Preisnachlässen zum Überleben der Warenhäuser beitragen. Das Prinzip des Preisdrückens ist nicht neu in der Wirtschaft, Azria übernimmt damit quasi die López-Rolle. Der spanische Manager José Ignacio López de Arriortúa war beim Autokonzern Volkswagen zuständig für den Einkauf - und in der Szene berühmt-berüchtigt für seine rigorose Verhandlungstaktik.

"Drei Prozent müssen es schon sein"

Azria betonte die Bedeutung niedrigerer Einkaufskosten. "Ich verlange nicht viel, aber drei Prozent müssen es schon sein", machte er deutlich. Der deutsch-amerikanische Milliardär Berggruen hatte Anfang vergangener Woche in einem Bieterrennen den Zuschlag für Karstadt erhalten. Um seine Einzelhandelskompetenz zu unterstreichen, hatte sich der Investor Azria als industriellen Partner mit ins Boot geholt.

Dem Blatt zufolge soll Berggruen 80 Prozent an Karstadt halten, Azria die restlichen 20 Prozent. Zugleich solle der Textilunternehmer nach Abschluss des Kaufs die operative Führung mit übernehmen. Derzeit verhandeln die Käufer mit dem Vermieter-Konsortium Highstreet, dem die meisten der 120 Karstadt-Warenhäuser gehören, über eine Reduzierung der Mieten. Noch kann das ganze Vorhaben scheitern, denn Berggruen hatte den Kaufvertrag für das insolvente Unternehmen mit bundesweit 120 Warenhäusern und 25.000 Beschäftigten nur unter Vorbehalt unterschrieben. Damit der Vertrag rechtskräftig wird, ist eine Einigung mit dem Vermieter Highstreet notwendig. Die Vereinbarung muss bis zum 16. Juli vorliegen, damit das Essener Amtsgericht den Karstadt-Insolvenzplan wie geplant bestätigen kann.

Zweifel am Konzept

Bei den Vermietern, die selbst eine Offerte für Karstadt vorgelegt hatten, waren zudem Zweifel am Sanierungskonzept Berggruens laut geworden. Scheitern die Verhandlungen, droht der Warenhauskette mit ihren 25.000 Beschäftigten doch noch das Aus. Im Fall einer Einigung sieht Azria gute Überlebenschancen für Karstadt. Dazu müsse das Warenangebot aber entscheidend reformiert werden, mehr "Klarheit im Sortiment" sei nötig, wird Azria zitiert.

Der Zeitung zufolge will er bis zu 35 Prozent des Produktangebots verändern. So solle die Mode verjüngt werden. "Wir müssen die 35- bis 40-Jährigen ansprechen", forderte der Unternehmer. Neu anbieten will er dem Blatt zufolge auch einige seiner eigenen Marken. "Ich werde mir jede einzelne Filiale genau anschauen, um in der Umgestaltung auf die unterschiedliche Größe und Umgebung einzugehen", sagt Azria.

Zu seiner Textilgruppe BCBG gehört unter anderem die Marke Herve Leger. Zudem arbeitet Azria mit dem US-Teenie-Star Miley Cyrus zusammen, die die Hauptfigur Hannah Montana in der gleichnamigen TV-Sendung spielt.

© sueddeutsche.de/rtr/dpa/hgn/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Handel
:Kampf um Karstadt

Die Zukunft für Karstadt sieht nun etwas freundlicher aus, doch die Vergangenheit war stürmisch. Ein Rückblick in Bildern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: