Tesla:Mehr Autos, weniger Manager

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Das Model 3, hier eine Version in rot, bescherte dem Elektroautobauer Tesla im zweiten Quartal Rekord-Auslieferungszahlen. (Foto: Jason Lee/Reuters)

Tesla liefert so viele Elektrowagen aus wie noch nie, verliert jedoch wichtige Entscheidungsträger.

Von Valentin Dornis, München

Elon Musk wird nachgesagt, dass er viele Dinge gut kann. Zum Beispiel große Visionen für die Zukunft entwickeln. Was er auf jeden Fall auch gut kann, und das ist auf Twitter für jeden nachzulesen, ist mit viel Optimismus große Ankündigungen zu machen. Insofern warteten die Anleger gespannt auf die neuen Tesla-Produktionszahlen. Denn Musk hatte nach enttäuschenden Zahlen im vorherigen Quartal verkündet, dass der Elektroautobauer nun so viele Fahrzeuge ausliefern wolle wie noch nie.

Und tatsächlich konnte Tesla in dieser Woche eine gute Nachricht verbreiten: Im zweiten Quartal brachte das Unternehmen 95 200 Autos an die Kunden, so viele wie noch nie. Musk ließ seinen großen Worten also Taten folgen - und das schien viele Analysten an der Wall Street zu überraschen, sie hatten mit deutlich schlechteren Zahlen gerechnet. Die Anleger freuten sich jedenfalls, der Tesla-Aktienkurs zog am Mittwoch in New York um4,6 Prozent an.

In einer Mitteilung an die Investoren wies Tesla allerdings auch darauf hin, dass die Auslieferungen nur eine von mehreren Maßzahlen für die Unternehmensentwicklung seien, und man sich darauf "nicht als Indikator für die Quartalsergebnisse verlassen sollte". Im ersten Quartal hatte das Unternehmen die schlechten Ergebnisse noch mit Problemen bei der Produktion und der Auslieferung begründet. In den drei Monaten bis Ende Juni entfiel der Großteil der Auslieferungen mit 77 550 Stück auf das Model 3, Teslas günstigeres Einstiegsmodell und damit ein Hoffnungsträger für das Unternehmen. Von den Modellen X und S lieferte Tesla zusammen 17 650 Stück aus. Für das Gesamtjahr 2019 hat Elon Musk ebenfalls große Ziele: Weltweit will er zwischen 360 000 und 400 000 Elektroautos ausliefern - im vergangenen Jahr waren es knapp 250 000 Fahrzeuge gewesen. Ob dieses Ziel weiterhin realistisch ist, dazu gab Tesla bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen keine Prognose ab.

Die positive Entwicklung bei den Auslieferungen konnten allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Tesla weiterhin diverse Probleme hat. Dazu zählt auch die hohe Fluktuation beim Spitzenpersonal: Schon 2018 verließen zahlreiche Manager das Unternehmen. Nun gingen innerhalb weniger Tage drei weitere wichtige Entscheidungsträger weg: Den Anfang machte Produktionschef Peter Hochholdinger, der zum Elektroauto-Startup Lucid Motors wechselt. Außerdem verlassen Steve MacManus und Jan Oehmicke das Unternehmen. MacManus hatte den Bereich Interior and Exterior Engineering geleitet, der langjährige BMW-Mitarbeiter Oehmicke war Teslas Europa-Chef. Anders als bei den guten Auslieferungszahlen schwiegen Tesla und Elon Musk zu diesen Personalien bislang lieber.

© SZ vom 04.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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