Tesla:Davongesurrt

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Das Model 3 von Tesla wird bereits in China gefertigt. (Foto: Aly Song/Reuters)

Erstmals ist der E-Auto-Hersteller so viel wert wie GM und Ford zusammen. Doch wie nachhaltig ist der Kursanstieg?

Von Hans von der Hagen

Wenn von den Ikonen der Autoindustrie die Rede ist, denkt man in Deutschland an Daimler, BMW oder Volkswagen. In den USA natürlich an General Motors oder Ford. Den Ikonenstatus kennt auch die Börse. Meist ist dann von "Standardwert" oder "Blue Chip" die Rede. Das sind Aktien, denen Anleger besonders viel Vertrauen entgegenbringen, weil die Papiere mangels größerer Kursausschläge ziemlich langweilig sind - und Börsianer lieben die Langeweile.

Doch manchmal kommt dann so ein junges Ding und lässt den Club der Ikonen ganz schön alt aussehen. So alt, dass sich manche fragen, ob da nicht gerade womöglich eine neue Ikone entsteht - und andere zerbröseln. Da ist zum Beispiel Tesla. Als das Unternehmen an der Börse im April 2017 zum ersten Mal wertvoller als Ford war, empfanden das viele als ein Versehen. Zweieinhalb Jahre später allerdings war Tesla dann wertvoller als General Motors. Und jetzt, noch mal drei Monate später, sind alle Tesla-Aktien rund 89 Milliarden Dollar wert. Damit ist das Unternehmen erstmals teurer als General Motors (50 Milliarden Dollar) und Ford (37 Milliarden Dollar) zusammengerechnet. Und es ist auch wertvoller als Daimler und BMW, die umgerechnet jeweils zwischen 50 und 60 Milliarden Dollar wert sind. VW ist mit 99 Milliarden Dollar noch etwas teurer als Tesla - und Toyota mit 229 Milliarden Dollar außer Reichweite.

Hinter dem Aufschwung des Elektroautoherstellers steckt ein schwindelerregender Kurszuwachs: In den vergangenen drei Monaten hat sich der Preis der Tesla-Aktie verdoppelt und liegt jetzt bei knapp 500 Dollar. Börsianer begründen diesen Zuwachs mit einem Unternehmensgewinn im Oktober, mit Fortschritten Teslas in China oder guten Auslieferungszahlen im vierten Quartal. Trotzdem - 500 Dollar? Viele Anleger sind misstrauisch. Man kennt ja die absurden Aktienbewertungen aus den Zeiten der Jahrtausendwende. Damals wurden an der Börse mächtige Konzerne reihenweise von kleinen Unternehmen mit vermeintlich großer Wachstumsstory überholt. Dann kam der Zusammenbruch der New Economy, und die gewohnte Ordnung war wiederhergestellt.

Doch wie ist es jetzt? Derzeit treffen die starken Kursgewinne vor allem jene, die überzeugt sind, dass die Tesla-Aktie viel zu teuer ist und daher auf einen Kurseinbruch wetten: Eine Analysefirma hat ausgerechnet, dass sich die Verluste dieser Anleger in den vergangenen sieben Monaten auf mehr als acht Milliarden Dollar summieren. Andererseits ist die Tesla-Aktie in der Zeit davor auch schon so tief gestürzt, dass jeder weiß: ein Blue Chip ist diese Aktie noch lange nicht.

Tesla-Chef Musk dürfte das freilich egal sein - er hat ja auch andere Dinge zu tun. Gerade erst hat der Landtag in Brandenburg den Verkauf eines Grundstücks an den kalifornischen Herstellers gebilligt. Nun muss der Tesla-Vorstand noch den Bau der Gigafactory in Grünheide genehmigen.

© SZ vom 10.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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