Telekom-Affäre:DGB-Chef Sommer bespitzelt

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Der Spitzel-Skandal um die Telekom weitet sich aus. Auch DGB-Chef Sommer gehört offenbar zu den Opfern - jetzt fordert er eine Entschuldigung.

Hans Leyendecker

Die Telekom-Spitzelaffäre spitzt sich zu: Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sind die Telefonverbindungsdaten von fünf Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat durchleuchtet worden. Darunter befinden sich der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, und das Verdi-Vorstandsmitglied Lothar Schröder. Bislang war nur die Bespitzelung des Aufsichtsratsmitglieds und Konzernbetriebsratsvorsitzenden Wilhelm Wegner publik geworden.

Die Telekom-Affäre weitet sich aus: Auch DGB-Chef Sommer soll bespitzelt worden sein. (Foto: Foto: AP)

René Obermann, der Vorstandschef der Deutschen Telekom, hatte in der vergangenen Woche die Arbeitnehmervertreter darüber informiert, dass sie jetzt damit rechnen müssten, von der ermittelnden Bonner Staatsanwaltschaft als Zeugen befragt zu werden. Die Strafverfolgungsbehörde will in den kommenden Tagen die betroffenen Gewerkschafter benachrichtigen.

Sommer sagte der Financial Times Deutschland (FTD), es handele sich um einen "Skandal, dass man nicht einmal vor dem DGB und dessen Vorsitzenden halt macht". Die Spitzeleien seien eine schwere Belastung für die Mitbestimmung und die Sozialpartnerschaft. Er erwarte, dass die Telekom glaubhaft mache, dass "dies keine Mittel in einem Unternehmen sind".

Bespitzelt, aber nicht abgehört

Nach SZ-Informationen sind die Verbindungsdaten von Journalistenanschlüssen mit den Nummern der Aufsichtsräte verglichen worden. So sollten etwaige Verbindungen zwischen Aufsichtsratsmitgliedern und Journalisten belegt werden. Ziel war es, herauszufinden, wie vertrauliche Unterlagen an Medien gelangt waren.

Kursierende Gerüchte, die Aufsichtsräte seien auch abgehört worden, haben sich - bislang jedenfalls - nicht bestätigt. Wegen der Bespitzelungen hatten die Gewerkschafter im Telekom-Aufsichtsrat schon vor Wochen Strafanzeige gegen den Konzern erstattet. Der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP), der die Arbeitnehmervertreter als Anwalt vertritt, hatte vorigen Monat das Telekom-Management angegriffen. Man gewinne den Eindruck, so Baum, dass die Bespitzelung von Journalisten und Gewerkschaftern von der Konzernspitze heruntergespielt werde.

DGB-Chef Sommer sagte der FTD, Obermann habe ihn vorige Woche über den Datenskandal informiert und betroffen gewirkt, "aber das würde ich nicht als Entschuldigung werten".

© SZ vom 24.09.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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