Tarifkonflikt:Verdi ruft ab Montag zu Streik an Unikliniken auf

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Verdi-Fahnen während einer Demonstration. (Foto: Ole Spata/dpa/Symbolbild)

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Gießen/Marburg (dpa/lhe) - Nach Ablauf eines 100-tägigen Ultimatums im Streit um einen Entlastungstarifvertrag am Uniklinikum Gießen und Marburg (UKGM) sind dessen nicht-ärztliche Beschäftigte ab Montag zum Streik aufgerufen. Das erklärte Verdi-Gewerkschaftssekretär Fabian Dzewas-Rehm am Freitag bei einer Online-Pressekonferenz. „Konkret bedeutet das, dass am 27. März wichtige Bereiche des Klinikums heruntergefahren werden“, erläuterte er.

Dazu zählten etwa der OP-Bereich, die Anästhesie, Radiologie, Neuroradiologie, Endoskopie und Bronchoskopie sowie die Herzkatheter-Labore an beiden Standorten. Zudem sollen Teamdelegierte aus vielen Bereichen wie den Stationen, der Küche und dem Sicherheitsdienst die Arbeit niederlegen. „Ab Mittwoch sind dann alle Beschäftigten aufgerufen“, sagte Dzewas-Rehm. Die Gewerkschaft geht davon aus, dass sich ab Mitte der Woche jeweils mehrere Hundert Kolleginnen und Kollegen an den beiden Standorten an dem Ausstand beteiligen.

Um sowohl die Patientensicherheit als auch das Streikrecht der Beschäftigten zu garantieren, habe sich Verdi mit dem UKGM auf eine Notdienstvereinbarung geeinigt, erklärte Dzewas-Rehm. Verdi erwarte infolge des Streiks große Einschnitte bei der Versorgung. „Wir gehen davon aus, dass circa zwei Drittel bis drei Viertel der Operationen ausfallen werden.“ Der Streik werde so lange gehen, wie er nötig sei, betonte der Gewerkschaftssekretär. „Wir sind jederzeit bereit, ihn abzusagen oder zu beenden, wenn es einen Entlastungstarifvertrag geben wird.“

Die Geschäftsführung des Uniklinikums hält den angekündigten Streik laut einer Stellungnahme vom Freitag „für unnötig, weil es inzwischen konstruktive Verhandlungen gibt, und für unangemessen, weil er die Versorgung der Patientinnen und Patienten hochgradig gefährdet“. Ziel der Geschäftsführung sei, auch während der laufenden Verhandlungen die Versorgung der auf das UKGM angewiesenen Menschen „zu jeder Zeit und an beiden Standorten und allen Teilbereichen“ zu gewährleisten. „Es muss alles getan werden, dass auf dem Weg zu einem Entlastungstarifvertrag, den auch die Geschäftsführung für notwendig hält, keine Patientinnen und Patienten zu Schaden kommen“, hieß es mit Blick auf die Notdienstvereinbarung.

Im Kern geht es Verdi und den Beschäftigten um eine Mindestbesetzung von Schichten. Falls diese unterschritten wird, sollen die Beschäftigten nach dem Willen der Gewerkschaft Belastungspunkte sammeln können, die in Freizeit abgegolten werden sollen. Eine ähnliche Regelung war zuvor für das Uniklinikum Frankfurt vereinbart worden. Thema bei den Verhandlungen ist auch die von Verdi geforderte Beschäftigungssicherung für die rund 300 Beschäftigten der UKGM Service GmbH.

Die Verhandlungen betreffen die mehr als 7000 nicht-ärztlichen Beschäftigten des privatisierten Uniklinikums, das insgesamt rund 9600 Mitarbeiter hat. Das auf zwei Standorte verteilte Uniklinikum war 2006 zu 95 Prozent von der Rhön-Klinikum AG übernommen worden, die mittlerweile vom Klinikkonzern Asklepios aufgekauft wurde. Das Land Hessen hält die restlichen fünf Prozent.

© dpa-infocom, dpa:230324-99-74414/2

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