Studie:Corona gefährdet Innovationen

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Weniger Wettbewerb und mehr Marktmacht einzelner Unternehmen schaden der Innovationskraft.

Von Caspar Busse, München

Die deutsche Wirtschaft könnte in der Corona-Krise an Innovationskraft verlieren, mit negativen Auswirkungen auf die mittel- und langfristige Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung, für die Daten von knapp 12 000 Unternehmen analysiert wurden. In der Wirtschaftskrise infolge der Corona-Epidemie drohen in vielen Branchen Insolvenzen. Jedes fünfte deutsche Unternehmen sieht sich nach einer Ifo-Umfrage von Anfang der Woche derzeit in seiner Existenz bedroht. Die EU-Kommission rechnet zudem mit einem noch stärkeren Rückgang der Wirtschaftsleistung infolge von Corona. Getroffen wird insbesondere auch der Mittelstand.

Laut Bertelsmann-Stiftung kann das zu einer Konzentration von Marktanteilen führen. Weniger Wettbewerb und mehr Marktmacht einzelner Unternehmen schade jedoch nicht nur der Produktivität, sondern auch der Innovationskraft. "Es kommt jetzt darauf an, den Wettbewerb in den Märkten so gut es geht zu schützen", sagt Torben Stühmeier, Mitautor der Studie. Von den massiven Ausgaben der Bundesregierung zur Stabilisierung der Wirtschaft sollten deshalb auch kleinere und mittlere Unternehmen profitieren, vor allem solche, "die vor der Krise noch gut funktionierende Geschäftsmodelle hatten". Es wäre klüger, Milliardeninvestitionen in den Mittelstand zu lenken, anstatt einige wenige angeschlagene Konzerne zu retten. Zuletzt hatten einige große Unternehmen wie Lufthansa, Tui, Adidas oder Thyssenkrupp staatlich garantierte Kredite erhalten.

Je niedriger der Wettbewerbsdruck sei, desto geringer sei die Produktivität der Unternehmen und desto weniger würde auch in Innovationen investiert, so die Studie. Einen Anstieg der Marktmacht um ein Prozent würde zu einem Rückgang der Innovationsausgaben um 1,7 Prozent führen, am stärksten sei dieser Effekt in der Industrie. Hier gingen Innovationsausgaben dann sogar um 3,7 Prozent zurück. Als Indikator für Marktmacht zieht die Studie die durchschnittlichen Preisaufschläge heran. Geringe Preisaufschläge deuten auf harten Wettbewerb hin. Können jedoch hohe Preise durchgesetzt werden, ist die Konkurrenz eher gering. Nach der letzten Krise 2008/09 sei die Marktmacht zwar kaum gestiegen. Diesmal seien aber besonders viele kleinere und mittlere Unternehmen gefährdet. Deshalb drohe eine Verschiebung der Marktmacht zugunsten von Großkonzernen, so die Studie.

© SZ vom 09.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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