Strafe für Kaffeeröster:Im stillen Kämmerlein

Heimliche Absprachen bei Geheimtreffen: Deutschlands führende Kaffeeröster stehen am Pranger - denn sie haben die Regeln des freien Marktes ausgehebelt.

Silvia Liebrich

Es ist ganz schön dreist, was sich Deutschlands führende Kaffeeröster geleistet haben. Über Jahre hinweg setzten sich die Manager von Tchibo, Melitta und Dallmayr offenbar im stillen Kämmerlein zusammen. Gemeinsam entschieden sie, wann und um wie viel das Lieblingsgetränk der Deutschen teurer wird. Mit Arroganz und Unverfrorenheit brachen sie damit nicht nur das Recht, sondern missbrauchten auch das Vertrauen ihrer Kunden. Jahrelang mussten die für Kaffee mehr bezahlen als nötig.

Melitta, Dallmayr und Tchibo sollen Kaffeepreise untereinander abgesprochen haben - zum Nachteil der Verbraucher. (Foto: Foto: APD)

Der überhöhte Gewinn floss in die Kassen der Kaffeeröster. Erschreckend ist, dass dieser Zirkel so lange im Verborgenen agieren konnte, ohne dass es der zuständigen Behörde, dem Bundeskartellamt, aufgefallen wäre. Verdachtsmomente gab es in den vergangenen Jahren genug. Immer wieder empörten sich Kunden über einheitlich steigende Kaffeepreise, die von den Herstellern stets mit höheren Rohstoffkosten begründet wurden. Das Argument ist zwar durchaus berechtigt, denn Kaffee wird wie Rohöl an den internationalen Warenmärkten gehandelt. Die Kaffeepreise unterliegen starken Schwankungen und sind abhängig von Angebot, Nachfrage und Erntequalität.

Mit ihren Preisabsprachen haben Tchibo, Melitta und Dallmayr jedoch die Regeln des freien Marktes ausgehebelt, zum Nachsehen der Verbraucher. Die Kunden werden ihren Schaden nicht ersetzt bekommen. Ihnen bleibt aber zumindest die Möglichkeit, beim nächsten Einkauf eine andere Kaffeesorte zu wählen.

© SZ vom 22.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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