Spotify:Erfolgreicher Start an der New Yorker Börse

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Der Streamingdienst Spotify hat mit seiner Direkt-platzierung einen riskanten Weg an die Börse gewählt. Doch es hat sich offenbar gelohnt. Der Handel startete am Dienstag mit deutlichen Gewinnen in New York.

Der ungewöhnliche Weg des schwedischen Musikstreaming-Dienstes Spotify an die Börse könnte Nachahmer finden. Die erste Aktiennotierung in New York übertraf am Dienstag die Erwartungen. Mehr als drei Stunden nach Handelsbeginn stand der Einstandskurs in Höhe von 165,90 US-Dollar fest. Damit starteten die Papiere 26 Prozent über dem von der Börse gesetzten Referenzkurs von 132 Dollar je Stück. Die Aktien waren damit zum Auftakt deutlich mehr wert als bei privaten Transaktionen vor dem Börsengang. Dass sich der Handelsstart der Anteilsscheine erst einmal hinzog, lag an dem ungewöhnlichen Verfahren für den Börsengang. Spotify wählte die Direktplatzierung. Die Schweden verzichteten weitgehend auf die - für eine Firma ihrer Größenordnung eigentlich übliche - Betreuung durch Investmentbanken. Der standardmäßige, von Banken organisierte, Preisbildungsprozess im Vorfeld fiel weg. Es gab weder eine Werbetour bei Investoren, noch einen Ausgabepreis, der von den Bermittelt wurde.

Dieser Weg ist preiswert und spart Zeit, ist aber auch mit Risiken verbunden. Es ist das erste Mal, dass dies an der New York Stock Exchange (Nyse) überhaupt passiert. Beobachter gehen davon aus, dass andere Unternehmen auch auf den Geschmack kommen könnten, per Direktplatzierung an die Börse zu gehen. Interessant könnte der Weg vor allem für Unternehmen sein, die über eine bekannte Marke verfügen, und auch deswegen auf eine Roadshow im Vorfeld eines Finanzmarktdebüts verzichten können. Zu möglichen Anwärtern zählen die am Privatmarkt bereits teuer gehandelten Mitfahrdienste Uber und Lyft. "Das ist ein großer Moment für die Wagniskapital-Industrie", sagte der Partner des Finanzinvestors Felix Capital, Frederic Court. Die Direktplatzierung werde Milliarden freisetzen, die an die Investoren zurückgingen und damit auch mehr Kapital nach Europa brächten.

Da Spotify auf einen klassischen Börsengang verzichtet, muss das Unternehmen auch ohne die normalerweise gängigen Schutzmechanismen von Konsortialbanken auskommen, die einen Absturz der Aktien verhindern. Beobachter rechnen deswegen damit, dass sich die Notierung zu einer Achterbahnfahrt auswachsen dürfte, bis sich der Aktienpreis einmal einpendelt. "Die Direktplatzierung wird dem Unternehmen Geld sparen, aber es wird wahrscheinlich zu Volatilität führen, wenn der Handel startet, weil der Markt erst noch einen verträglichen Preis finden muss", schrieb Analyst Laith Khalaf vom Finanzberater Hargreaves Lansdown. Spotify gehört zu den größten Börsendebüts von Techkonzernen an der Wall Street der letzten Jahre. In jüngster Zeit sind mit dem Facebook-Konkurrenten Snap, HelloFresh-Wettbewerber Blue Apron und dem Cloudanbieter Dropbox einige bekannte Startups in den USA den traditionellen Weg an die Börse gegangen.

© SZ vom 04.04.2018 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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