Sorgentelefon in der Schweiz:Hilfe für verängstigte Banker

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Es ist schon traurig: Schweizer Banken haben dem Geld so vieler Steuerflüchtlinge ein neues Zuhause geschenkt - nun müssen ihre Angestellten fürchten, im Ausland festgenommen zu werden. Darum hat sich der Bankpersonalverband in der Schweiz etwas ganz besonderes ausgedacht.

Es herrscht Aufruhr in der schicken Schweizer Bankenwelt. Mitarbeiter der Institute trauen sich nicht mehr so recht ins Ausland. Der Grund: Manche von ihnen haben Kunden geholfen, ihr Geld in der Schweiz anzulegen, was womöglich nicht ganz korrekt versteuert worden war. Die Folge: Sie befürchten, dass sie womöglich verhaftet werden - immerhin haben wohl im Rahmen des Steuerstreits mit den Vereinigten Staaten Schweizer Geldinstitute Mitarbeiterdaten ins Ausland geschickt.

Darum hat sich der Schweizerische Bankpersonalverband (SBPV) nun etwas besonderes ausgedacht. Da es sich um eine "rechtlich umstrittene Situation" handele und "auch Anwälte auf gewissen Fragen keine Antwort" hätten, können sich verunsicherte Banker unter eine Infoline des SBPV informieren: Jetzt schon auf Deutsch oder Französisch, ab der kommenden Woche dann auf Italienisch und Englisch.

"Kollektive Lösung"

Für Mitglieder des Verbandes ist die Beratung kostenlos, der SBPV nimmt allerdings auch Anrufe "betroffener Bankangestellter" an, "die sich eine Mitgliedschaft vorstellen können". Die wäre dann nach solch einem Gespräch für 150 Franken im Jahr zu haben.

Mit Vehemenz verdeutlicht der Verband, warum ihm die Sache so wichtig ist: Banken hätten bereits viele Mitarbeiter-Daten übermittelt. Umso wichtiger sei es nun, dass die Angelegenheit als ein "umfassendes, den einzelnen Fall übersteigendes Problem erkannt" werde, das "die gesamte Branche betrifft und somit nach einer kollektiven Lösung verlangt".

Dem SBPV gelang es, mit dem Rechtsanwalt Rudolf Wyss einen bekannten Namen für die Aktion zu verpflichten. Wyss war bis 2011 Chef des Bereichs Internationale Rechtshilfe im Schweizer Bundesamt für Justiz und dürfte somit über die nötige Erfahrung verfügen, um den Interessenten bei heiklen Fragen weiterzuhelfen. Es habe bereits einige Anfragen gegeben, heißt es in SBPV-Kreisen auf Anfrage von Süddeutsche.de.

Gefährdet sind offenbar vor allem Mitarbeiter der elf am Steuerstreit mit den USA beteiligten Institute. Der Schweizer Bundesrat soll ihnen jüngst erlaubt haben, die Namen der an den untersuchten Transaktionen beteiligten Mitarbeiter herauszugeben, heißt es in einer Stellungnahme von Wyss, die der SBPV veröffentlicht hat. Da es allerdings nie eine offizielle Mitteilung gegeben habe, gebe es "Raum für allerlei Spekulationen". Sehr wahrscheinlich habe der Bundesrat damit "einmal mehr" auf erhöhten Druck der USA reagiert, "um weiteren, für eine schweizerische Bank existenzgefährdenden Anklageerhebungen zuvorzukommen", mutmaßt Wyss.

Einige Leser der Schweizer 20 Minuten Online haben übrigens schon Vorschläge parat, wie man das Problem noch lösen könnte: Entweder machten Banker künftig eben Urlaub in der Schweiz. Oder ein Reisebüro spezialisiere sich auf eine neue Zielgruppe. Der Slogan könnte dann sein: Sichere Reisen für Banker.

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